Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut
Haben Sie einen Verdacht?“
„Das wissen wir nicht. Hat er sich irgendwie gemeldet oder ist er über Dritte mit Ihnen in Kontakt getreten? Haben Sie irgendetwas über seinen Verbleib gehört?“
„Nein, gar nichts“, schluchzte Marga. Kruse und Hetzer warteten, bis sie sich wieder gefangen hatte.
„Bitte sagen sie uns, ob Ihr Mann irgendwelche sexuellen Vorlieben hatte. Sie sagten, dass er den eigenen Geschlechtsgenossen gegenüber abgeneigt war.“
„Er hätte nie im Traum daran gedacht, sich mit einem Mann einzulassen“, erwiderte Marga empört. „Warum auch, bei uns im Bett war alles normal. So wie es sein soll, wenn Mann und Frau sich lieben. Mit der Zeit stehen eben auch andere Dinge im Vordergrund, verstehen Sie.“
„Ach so, darum hatte er auch mindestens eine Geliebte, von der Sie angeblich nichts wissen.“ Kruse lehnte sich zurück.
„Es mag da mal die eine oder andere gegeben haben, aber ganz bestimmt nichts Festes oder Verpflichtendes, für das er sein jetziges Leben aufgegeben hätte. Belangloses. Gespielinnen eben, für eine Nacht. Was bedeutet das schon.“
„Wir haben Kenntnis davon erhalten, dass Ihr Mann eine regelmäßige und intensive Beziehung zu einem Paar aus Exten unterhalten hat.“
Marga stockte der Atem. Sie wurde bleich.
„Bitte verlassen Sie sofort mein Haus. Solche schmutzigen Beschuldigungen muss ich mir nicht anhören. Sie wissen nicht einmal, wo mein Mann ist oder ob er noch lebt, aber Sie haben die Unverfrorenheit, solche Behauptungen in den Raum zu stellen. Ich werde mich über Sie beschweren.“
„Das können Sie gerne tun, Frau Kuhlmann, aber ich an Ihrer Stelle würde es mir noch einmal überlegen. Wir würden diese Tatsache nämlich gerne aus den Ermittlungen heraushalten, wenn sie sich als nicht tatrelevant erweist. Das müsste doch ganz in Ihrem Sinne sein. Darum sind wir auch heute unterwegs, obwohl Samstag ist. Wir wollten nur wissen, ob Ihnen diese Geschichte bekannt ist.“
„Nein, das ist sie nicht, und ich würde meine Hand für meinen Mann ins Feuer legen, dass er niemals einen Kerl anfassen würde. Nicht einmal einen umoperierten. Von diesen weibischen Schwuchteln hielt er nämlich auch nichts. Alles wider die Schöpfung und die Natur. Und jetzt gehen Sie bitte!“
Hetzer und Kruse waren froh, wieder im Auto zu sitzen.
„Hättest du gedacht, dass sie überhaupt so ein Wort kennt, unsere feine Dame? Sie hat Schwuchtel gesagt. Das ziemt sich doch gar nicht in den besseren Kreisen.“
„Das ist ihr bestimmt rausgerutscht, weil sie sich so aufgeregt hat. Viel schlimmer finde ich die radikalen Ansichten, die sie vertritt. Ich dachte, das hätten wir schon mehrere Jahrzehnte hinter uns gelassen.“
„So etwas kommt immer mal wieder aus dem Gully gekrochen, glaub mir.“
„Da hast du wahrscheinlich recht, aber es ist erschreckend. Mal sehen, was uns in Exten erwartet.“
Als Wolf und Peter an der Haustür der Familie König klingelten, machte zunächst niemand auf. Es war halb drei. Sie klingelten erneut und hämmerten auch mit dem Löwenkopf gegen das Metallschild im Türbalken.
„Ja, ja, ich komm ja schon“, rief es durch die Tür. „Kann man nicht mal am Wochenende ein Nickerchen machen?“
Die Beamten sahen auf die Uhr.
„Was wünschen Sie?“, fragte eine leicht verschlafene Stimme durch den Türschlitz.
„Kripo Rinteln. Wir hätten da in einem Vermisstenfall ein paar Fragen an Sie.“
„Können Sie sich ausweisen?“
Hetzer und Kruse hielten ihre Ausweise durch den Spalt.
„Na, dann mal hereinspaziert. Ich bin gespannt, wobei wir Ihnen helfen könnten.“ Der Mann schlurfte ins seinen Puschen voraus. Er war unrasiert und circa Mitte fünfzig.
„Entschuldigen Sie, wir waren gestern lange wach. Ich hole mal meine Frau.“
Wolf und Peter nahmen Platz. Sie sahen sich um. Nichts Besonderes. Ein eher biederes Wohnzimmer mit Dreisitzer, Zweisitzer und Sessel, in der Ecke eine Stehlampe. Der Fernseher war allerdings neuester Bauart.
„Verzeihen Sie, mein Mann hat mir gesagt, dass wir Besuch haben. Ich bin noch leicht derangiert. Wir waren bis spät in die Nacht auf einem Ball in Hameln. Eigentlich war es schon Morgen.“ Sie zog ihren Morgenrock fester um sich und nahm im Sessel Platz. „Was kann ich für Sie tun, meine Herrn?“
„Frau König, Sie sind Samtgemeindebürgermeisterin von Exten. Ist das richtig?“
„Das ist korrekt.“
„Stimmt es, dass Sie Benno Kuhlmann aus Rinteln kennen? Ich glaube, er gehört
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