Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut

Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut

Titel: Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
Vom Netzwerk:
verdorbenem Fleisch. Die Ratte kann von einer Katze erlegt worden sein. Der Schweinebraten kann sich nicht selbst in den Topf und mit ihm auf deine Matte gelegt haben. Das ist ein Unterschied.“
    „Trotzdem, Peter, lass es gut sein. Weg ist weg.“
    „Wie du meinst“, erwiderte Kruse, der vor Hetzers Tor hielt, „aber sei wachsam.“
    „Dafür habe ich Emil und Gaga“, lachte Wolf, mehr, um der Sache das Gewicht zu nehmen. Etwas war faul – nicht nur das Fleisch. Und er hatte heute etwas gehört, das von Bedeutung war, aber er konnte es nicht fassen. Es war in sein Bewusstsein eingedrungen und lag dort verborgen unter der Oberfläche.

Albtraumnacht
    Hetzer rührte und rührte. Er stand auf einem riesengroßen Gerüst. Sein Löffel war knapp drei Meter lang. Das Rühren fiel ihm unendlich schwer. Die Hitze der Flammen stieg am Topf empor und durch das Gerüst auch zu ihm hinauf. Es war längst zu heiß geworden. Sogar seine Füße brannten. Lange würde er es hier nicht mehr aushalten. Springen konnte er nicht, ringsum nur Flammen oder der Tod, wenn er falsch aufkam. Er musste rühren. Das Gulasch war noch nicht fertig. Wenn der Riese kam und merkte, dass das Fleisch noch nicht zart war, würde er wieder kopfüber aufgehängt werden. Eine gemeine Strafe.
    Wenn der Riese ganz gemein war, hängte er ihn so über die Flammen, dass er den Geruch seiner verbrannten Haare in der Nase hatte. Im Topf brodelte es jetzt. Die weißlichen Fleischstücke kamen wieder und wieder an die Oberfläche und grinsten ihn an. Sie wollten nicht gar werden. Sie lebten noch.
    Zuerst hatte er gedacht, sie bewegten sich durch das Brodeln, aber nein. Sie tanzten und lachten. Die Hitze schien ihnen nichts auszumachen. Immer höher stieg das Gulasch im Topf. Er hatte nichts, um die Flamme kleiner zu stellen. In seiner Not pinkelte er ins Feuer, aber das half auch nur für einen kurzen Moment. Er hörte jetzt, dass die länglichen Fleischstücke auch singen konnten.
    Sie zischten. Einmal schwamm eines länger an der Oberfläche hin und her und kicherte:
    „Ist dir heiß? Das macht nichts. Was du nicht hast, kann nicht verbrennen!“
    Wolf rührte den Fleischwurm weg. Ekelig, was der Riese so aß. Und was sollte das überhaupt bedeuten. Was hatte er nicht, das nicht verbrennen konnte?
    Wieder und wieder kamen die ekeligen Dinger nach oben und stiegen gleichzeitig im Topf in die Höhe.
    Er musste sich entscheiden. Flamme oder siedender Sud. Da kam ihm die Idee. Der Löffel, mit dem er jetzt schon seit Stunden rührte, war aus Holz. Kurz bevor das Gulasch überkochte und dabei die Flamme löschte, schwang er sich an den Löffel und balancierte wie ein Matrose im Ausguck auf dem Mast. Nur, dass der fest hielt.
    Gerade, als er sich nicht mehr halten konnte, ging die Tür auf…
    Wieder einmal wachte Wolf schweißgebadet auf. Was waren das nur für Träume?
    Gaga begleitete ihn hinunter in die Küche. Ihm war noch jetzt ganz schummerig. Der Traum hatte ihn an den Topf erinnert. Ekelig. Ob Peter doch recht gehabt hatte? Egal, er fischte das Ding jetzt nicht mehr aus dem Müll. Im Geiste hörte er Peter, der sagte „Das kann auch die Spusi machen!“. Auch wenn er recht hatte, Wolf wollte seine Ruhe haben. Und morgen würde er ausspannen. Da war Sonntag. Schon in der Frühe ein gemütliches Feuer im Ofen und alles würde gut. Mit diesem tröstenden Gedanken schlief er nach einem Glas Milch den Rest der Nacht traumlos und genoss den freien Tag, bis sein Telefon klingelte.

In der Eulenburg
    Das Blut, das aus der Wunde geflossen war, glich nur im ersten Moment versengter Wüstenerde. Doch es lag ein Glanz auf der Oberfläche der Kruste, die sich an manchen Stellen wölbte oder in rotbraunen Zacken vom Boden abstand.
    Ein beinahe faszinierendes Stillleben, wäre da nicht ein zu gut abgehangener Körper gewesen, der an einem Seil von der Decke hing – gerade so tief, dass die Hände nicht auf den Boden reichten und das Blutbild zerstörten.
    Der Gestank war widerlich, genau wie das Wimmeln weißer Maden, die aus der klaffenden Halswunde und den Körperöffnungen ein- und auskrochen.
    In der Luft lag ein leichter Brandgeruch. Er konkurrierte mit dem der Verwesung und schien zu unterliegen. Wo vorher Bein-, Scham- und Brusthaare gewesen waren, zeigte der Körper Verbrennungen. Der Kopf war gänzlich schwarz. Jemand musste die Haare von der Haut geflammt haben. Wie bei einem geschlachteten Schwein, dachte Nadja und hielt beim Näherkommen den Atem

Weitere Kostenlose Bücher