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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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weiter. Endlich erreichten sie die Zufahrtsstraße unweit der Stelle, an der man den toten Sjören gefunden hatte.
Trotz seines erbärmlichen Seitenstechens konnte Mike seine Geschwindigkeit noch steigern und spurtete, ohne auf Deckung zu achten, über die offene Wiese. Langström war zwar etwas zurückgefallen, schaffte es aber Anschluss zu halten.
Endlich hatte Mike die Hütte vor sich, trat ohne jedes Zögern die Eingangstür auf und stürmte in das viel zu stille Wohnzimmer. Wieder zeigte sich seine Erfahrung als Polizist. Er versuchte keines der Opfer anzusehen und drehte sich stattdessen mit der vorgespannten Waffe in alle Richtungen. Inzwischen war auch Langström angekommen und tat es ihm gleich. Erst als sie jede Tür aufgestoßen und alle Ecken kontrolliert hatten, eilte Mike zu seinem Sohn und kniete sich vor ihm nieder.
Das blasse Gesicht war jetzt blutüberströmt und noch immer sickerte mehr davon aus dem rohen Fleisch, wo eigentlich seine Kopfhaut hätte sein sollen.
Langström musste zunächst den Kopf abwenden, riss sich dann aber zusammen und zog sein Messer heraus, um den Jungen loszuschneiden. Er umrundete den Stuhl und raunte verzweifelt: »Scheiße.«
Noa war auf Nummer Sicher gegangen und hatte Felix auch noch die Pulsadern geöffnet.
Mikes Hände wollten das Gesicht seines kleinen Sohnes trösten, wussten aber nicht, wo sie ihn berühren durften. Felix Augenlider zuckten erst ein wenig, schafften es dann aber gegen das verkrustete Blut anzukommen. Sein Blick war unendlich weit entfernt und doch schien er seinen Vater zu erkennen. Ohne einen Ton zu sagen, formten seine blassen Lippen ein erleichtertes »Papa!«, dann senkte sich sein Kopf zur Seite und der Blutstrom an seinen Handgelenken versiegte.
Für Mikes Bewusstsein war Felix das letzte Bindeglied zwischen Realität und Abgrund gewesen. Taumelnd schlang er die Arme um seinen Sohn und riss ihn mit sich auf den Boden. Die zerteilten Fesseln fielen stumm in einen See aus Blut und saugten es auf, als könnten sie es auf diese Weise für Felix erhalten. Die bitteren Tränen seines Vaters tropften in die offene Wunde auf seinem Kopf, aber das spielte keine Rolle mehr. Das Leben des Jungen war versiegt und genau dies wurde Mike in diesem Augenblick bewusst. Sanft legte er den schlaffen Körper seines Sohnes auf den Boden und stand auf. Petra, Katja, Felix … Der Tod war in diesen Raum gekommen und hatte ihm alles genommen.
Sein Blick fiel durch die große Glasscheibe und blieb im Garten hängen. Keine fünfzig Meter entfernt stand der Tod und lächelte ihn an.
Ohne Langström etwas zu sagen, lief Mike mit energischen Schritten zu der Terrassentür und riss diese zur Seite. Das Schiebeelement raste bis zu seinem Anschlag und schlug dort regelrecht ein. Mit einem lauten Schlag platzte die große Scheibe und tausende Scherben fielen zu Boden.
Mike nahm dies alles nicht mehr wahr. Er trat hinaus, hob die Waffe und legte auf Noa an. Aber Noa war nicht alleine! Leicht versetzt zwischen ihm und Mike, stand der alte Björn und hatte ein Jagdgewehr auf seinen Sohn gerichtet.
»Uhu … so viele verbitterte Väter auf einmal«, höhnte Noa laut genug, dass auch Mike es hören konnte.
Der alte Björn hatte es kommen sehen. Einen kurzen Augenblick, bevor Mike abdrückte, machte er die Lücke zu.
Als hätte der Alte einen Tritt in den Rücken bekommen, taumelte er auf seinen Sohn zu, schaffte es aber auf den Beinen zu bleiben und sogar noch zwei weitere Schritte auf Noa zuzugehen.
Einige Sekunden lang sah er ihm einfach in Augen, bis er sich schließlich zu Mike umdrehte und auf Deutsch rief: »Das ist mein Blut! Das ist meine Schuld!« Dann hob er das Gewehr falsch herum vor sein Gesicht und drückte ab.
Das großkalibrige Geschoss zerfetzte beiden gleichzeitig den Schädel. Und auch wenn Mike es selbst erledigen wollte, fühlte sich dieses Ende richtig an. Er ließ die Waffe fallen und sank neben ihr auf den Boden, wo er regungslos, die Beine dicht an den Körper gezogen, sitzen blieb.
Langström steckte sein Funkgerät weg, ging neben Mike in die Hocke und sagte leise: »Es wird gleich Hilfe hier sein.« Während er die Worte sprach, nahm er die Waffe seines Vorgesetzten und steckte sie unter seinen Gürtel.

Irgendwann kamen zwei Sanitäter und griffen Mike unter die Arme. Aber er stand von alleine auf und ging mit ihnen zu dem Krankenwagen. Man gab ihm irgendwelche Spritzen, dann verschwamm die Welt um ihn herum und ein traumloser Schlaf gönnte

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