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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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heutige Pflicht: „Eigentlich sollten wir zum Schlossplatz, es treffen laufend Gäste ein.“
„Sollen Gudrun und Hilibrand sie empfangen“, erwiderte er trotzig, was Chlodwig nur guthieß:
„Bravo! Verdiente auch Schimpf und Schande, euren Ehrengast hier alleine zu lassen.“
Sie saßen noch nicht lange beisammen, als sie auch Gudrun und Hilibrand, die Hände voller Bierkrüge, über den Steg balancieren sahen.
„Nachschub“, lachte Hilibrand, wie sie nun in der Laube die Krüge auf dem Tisch verteilten, und Gudrun bemerkte zwinkernd zu Waldur und Chlodwig: „Ich habe euch zwei Schlawiner doch vorhin hier rein schleichen sehen.“
Darauf forderte Waldur sie ein wenig heraus: „Wir haben eben nicht schlecht gestaunt, wie dein schwerbeladener Mann diesen Schaukelsteg überquert hat, ohne über seine Quanten zu stolpern.“
„Also weißt du“, gab sie zurück, „aus deinem Mund hört sich das zum Schießen an.“
Alle lachten, Chlodwig am lautesten.
„Superbe, diese beiden Ritter“, feixte Chlodwig dann, „superbe“, und gab eine Episode aus ihrer gemeinsamen Junkerausbildung zum Besten, bei der Waldur und Hilibrand mit ihrer Naivität förmlich miteinander gewetteifert hatten. „Manchmal habe ich mich damals geschämt, Waldurs Freund zu sein“, gestand er am Ende, „aber das Kuriose ist ja, dass man diese beiden Lulatsche gerade wegen ihrer Treuherzigkeit so mag. Geht euch Bräuten doch ebenso, stimmt’s? Stimmt’s?“
Sie schwatzten und lachten in ihrem Versteck immer ausgelassener, bis sie die Fürstin überraschte. Schmunzelnd stand sie in der Tür: „So, so, so. Also gerne störe ja nicht, aber wenn ihr Brautleut euch nicht schnellstens wieder unter die Gäste mischt, weiß bald keiner mehr, was bei uns gefeiert wird.“
    T ags drauf tummelten sich nach dem Mittagsmahl die meisten Hochzeitsgäste wie auch die beiden -paare im vorderen, nur licht von Bäumen bewachsenen Parkabschnitt, wo etliche Gartenmöbel aufgestellt waren.
Plötzlich kam über die Schlossallee die westburgundische Königskutsche angerollt. Waldur erkannte sie durch die Bäume mit einem Blick, worauf er sich bei Siglind entschuldigte, um sich davonzustehlen.
Mit langen Schritten erreichte er rasch den Schlossplatz, schlug um die dort Versammelten einen weiten Bogen und verschwand schließlich durch einen Seiteneingang im Palast.
Allerdings war dem schier tausendäugigen Chlodwig Waldurs Flucht nicht entgangen. Er war ihm auf kürzestem Weg nachgeeilt und erschreckte ihn nun im Palast mit dem Anruf: „Halt, Fahnenflüchtiger!“
„Wieso? Warum?“, fuhr Waldur zusammen, worauf Chlodwig ihn grinsend tadelte:
„Schäm dich, vor einem Weib davonzulaufen.“
„Ei, ich wollte doch nur . .“
„Komm, komm“, unterbrach ihn Chlodwig, während er ihn von hinten energisch am Kragen packte, „du marschierst jetzt raus an die Front und machst einen artigen Diener vor ihr.“
„Nein.“
„Oh, doch. Dafür halte ich sie dir anschließend auch vom Leib.“
Waldur suchte nach Ausflüchten, da ihm aber keine einfallen wollten und weil Chlodwig ihm den Kragen noch strammer anzog, gab er nach, setzte sich in Bewegung. Chlodwig ließ ihn wieder los, und so stakste Waldur maulend vor Chlodwig her zum Hauptausgang und dann, sich mehrmals schimpfend nach Chlodwig umdrehend, die Außentreppe hinab. Von da aus ging er langsam und immer langsamer werdend zur Burgunderkutsche, der gerade, nach ihrem Vater, die diesmal rosa gekleidete und spitzenverzierte Chrodegilde entstieg. Bei den Burgundern angelangt, bot er ihnen jedoch - und darüber blieb Chlodwig fast der Mund aufstehen - eine derart galante Begrüßung, dass Chrodegilde gar vergaß, ihre Lider zu senken. Selbstsicher trat er anschließend beiseite, und nun war Chlodwig an der Reihe.
Der verneigte sich erst charmant vor Chrodegilde: „Ave, bezaubernde Prinzessin!“, und wandte sich dann ihrem Vater zu: „Ave, Majestät! Eine Ehre, auch Euch heute unter den Gästen zu wissen.“
Chilperich ließ auch diese Gelegenheit nicht verstreichen, ohne Chlodwig wieder seine Missachtung zu bekunden, vor allen Umherstehenden gab er zurück: „Meinen Gruß, Frankenherrscher. Ehrerbietung könnt Ihr von mir natürlich nicht erwarten.“ Er schwächte seine Worte jedoch nach kurzer Pause ab: „Da statt ihr auf einer Hochzeit die Freude zählt.“
Trotzdem Chlodwig diese Beleidigung getroffen hatte, reagierte er darauf schlagfertig und mit seinem gewinnendsten Lächeln: „Bien, Roi Chilperich,

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