Hexen: Vier historische Romane (German Edition)
dann Euch die Ehre und mir die Freude, oui?“, und bot Chrodegilde seinen Arm.
Darauf konnte Chilperich nur noch zuschauen, wie Chlodwig seine Ziehtochter zu einem baldachinüberdeckten Weintisch geleitete, wo der Willkommenstrunk gereicht wurde, denn in dem Moment trat das Fürstenpaar auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
Unübertroffen, dieser fränkische Charmeur, lächelte Waldur über seinen Freund, während er zurück zum Park ging. Er fand Siglind bei Gudrun und Hilibrand wieder, reihte sich unter sie und berichtete ihnen unter Lachen, was soeben vorgefallen war.
Darauf meinte Hilibrand: „Sicher führt Chlodwig sie bereits in die Mainanlage, fort von dir und deinem Hochzeitsglück.“
Was auch zutraf.
D er ganze Nachmittag verging ohne Chrodegilde und Chlodwig, und selbst beim Abendessen fehlten sie unter den königlichen Gästen. Chlodwig nehme sein Versprechen aber genau, meinte Waldur zunächst, doch als die beiden bei einsetzender Dämmerung noch immer nicht auftauchten, kam das den Brautleuten sonderbar vor.
Inzwischen brannten im Park auf allen Tischen romantisch die bunten Windlichter, und die beiden Brautpaare hatten es sich, ein wenig abseits der Gäste, auf einer stillen Bank gemütlich gemacht. Plötzlich starrte Gudrun zum Palast und stieß hervor: „Ich glaube, ich träume.“
Die Überraschung war auch für die drei anderen perfekt, sie sahen Chrodegilde und Chlodwig Arm in Arm über den phosphorgrün leuchtenden Schlossplatz anspazieren, vertraut miteinander plaudernd - oder war das gar schäkernd?
Auf der Parkwiese ließen sie sich dann an einem Zweiertisch nieder. Und nun flirtete Chlodwig so ungeniert mit Chrodegilde, als sitze er hier alleine mit ihr. Die Brautleute wollten es nicht glauben, das sollte nur ein Freundschaftsdienst sein? Sehe ja aus, als mache er ihr ernsthaft den Hof.
„Der ist verliebt in sie, ihr Leut“, platzte es jetzt aus Gudrun, „klar doch, den hat’s erwischt.“
„Ach, was“, lachte Waldur, aber Gudrun blieb dabei:
„Ach, doch, siehst doch, wie albern er da rumhampelt.“
Waldur musste erneut lachen und Hilibrand ebenfalls. Alleine Siglind stimmte Gudrun zu, wenngleich nur halbwegs überzeugt, denn dass Chlodwig um Chrodegilde buhlen sollte, überstieg ihr Fassungsvermögen. Nachdem die Hochzeitspaare die beiden miteinander Turtelnden weiterhin mit erstaunten Blicken beobachtet hatten, fuhr sich Hilibrand nachdenklich übers Kinn und mutmaßte: „Er hat sich wahrscheinlich in seine Rolle hineingesteigert und findet jetzt nicht mehr raus. Wir sollten ihm behilflich werden.“
„Das sollten wir“, meinte auch Waldur. „Aber wie? Du kennst Chrodegilde nicht, womöglich hat sie ihn, aus welchem Grund und auf welche Weise auch immer, verführt, ich traue ihr alles zu.“
„Ich ebenfalls“, schloss sich Siglind diesem Gedanken an, „und gerade deshalb müssen wir Chlodwig jetzt helfen, das sind wir ihm mehr als schuldig.“
Jetzt konnte Gudrun nicht mehr an sich halten, sie fuhr dazwischen: „Ihr scheint eher Chlodwig nicht zu kennen. Also wirklich, als ob sich Chlodwig von einer Frau einwickeln lässt. Nein, es ist so, wie ich es sage - er hat sich verliebt in sie.“
Da Gudruns Argument zur ersten Hälfte überzeugend war, wollte ihr niemand zu widersprechen. So unterließen sie auch jegliche Hilfeleistung, obgleich sie sich dabei schäbig vorkamen.
S iglind und Waldur sollten Gudruns erstaunliche Feststellung vollauf bestätigt bekommen. Denn als sie auf ihrer Hochzeitsreise im Chateau von Soissons eintrafen, fanden sie einen Chlodwig vor, dem die Verliebtheit aus allen Poren sprühte, der sich mehrmals verhaspelte, als er ihnen mitteilte, er werde sich bald mit Chrodegilde verloben, und der von nichts anderem redete als von seinem Chrodegildchen - vorwärts, rückwärts, kreuz und quer. Selbst sein Bruder Alverich beteiligte sich daran, indem er ständig unter Kichern - Chrodigi i i . , Chrodigi g i - hervorbrachte, woran sich Chlodwig ergötzte.
„Nun wissen auch wir, dass er verliebt ist“, lachte Siglind nach ihrer Abfahrt, und Waldur lachte gluckernd mit.
Dann brachte Waldur kopfschüttelnd hervor: „Nicht zu fassen, nicht zu fassen. Du hättest früher hören sollen, wie er über sie hergezogen ist, kein gutes Haar hat er an ihr gelassen. Aber bei diesem Schlitzohr weiß man ja nie, womöglich war er schon damals in sie verliebt und war nur eifersüchtig.“
„Und du hast’s Chrodegildchen nicht mehr rausgerückt - Waldur!“
Der wischte
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