Hexen: Vier historische Romane (German Edition)
Waldur, weshalb du seit drei Monden hier im Krankenheim liegst. Deine Hand ist zwar gut verheilt, aber wir müssen sie öfter bewegen, damit du sie wieder gebrauchen kannst.“
„Verletzt? Ich kann mich an nichts erinnern.“
„Das sollst du auch vorläufig nicht.“
C hlodwig, warst das wirklich du, deine Soldaten? - Nein, alles nur ein Traum . ., ein wirrer Traum . ..
S iglind sitzt an meinem Bett, ihr Aussehen beunruhigt mich: „Du bist so blass, was fehlt dir?“
„Nur etwas Schlaf.“
Ich taste nach ihrer Hand, streichle sie und erkundige mich nach Gernod.
„Es geht ihm gut“, sagt sie mir, „er fragt oft nach dir.“
„Das freut mich. Aber, gell, Siglind, Vater und Hilibrand sind nicht mehr unter uns?“
Ihre schönen, lieben Augen füllen sich mit Tränen, während sie leicht den Kopf schüttelt.
„Nicht weinen“, tröste ich sie, „sie sind glücklich im . . Nifel h e im . . .“
„Schlaf, mein Liebster.“
Ich fühle, wie sie zart ihre Hand auf meine geschlossenen Augen legt. Das tut wohl.
N ein, weg ihr Bilder, weg! - Ist doch nichts als ein Traum.
D ie Fenster des Krankenheims waren mittlerweile von den Kälte abfangenden Pergamentbespannungen befreit, wodurch Waldur nun draußen das Erblühen eines Maulbeerbuschs beobachten konnte. Der Lenz verlieh Waldur neue Kraft, auch bedurften seine Hüften und Beine keine Verbände mehr und seine Erinnerungen wurden deutlicher.
Inzwischen wusste er, es waren tatsächlich fränkische Soldaten, Chlodwigs Soldaten, die er belauscht hatte, wirklich und wahrhaftig! Frowang war in Gefahr, erinnerte sich Waldur jetzt genau, er hatte seine Leute warnen wollen, hatte er das noch können? Waren sein Vater und Hilibrand etwa im Kampf gefallen? - Sicher. Es musste ein Krieg gewütet haben, er selbst war ja ebenfalls verwundet. Seine Hüftsehnen und das linke Schienbein waren mehrfach gerissen und gebrochen, wusste er von Siglind, und tiefe Schnittwunden hatte er, eine auch im Gesicht. Die verletzte Hand konnte er wieder bewegen, seine Beine dagegen kaum. Wird er wieder gehen können? Seit Tagen wollte er es versuchen, aber keiner kam ihm zur Hilfe. Auch seinen Fragen wich jeder aus, selbst seine Tante, die ihn allmorgendlich kurz besuchte. Er aber wollte jetzt genaue Kenntnis über die Geschehnisse gewinnen.
„Warum schweigt ihr in letzter Zeit alle so penetrant?“ sprach er Hermod an, worauf der ihm erklärte:
„Weil deine Temperatur wieder gestiegen ist, Waldur, nur deshalb.“
„Sie ist nur wegen eurer Geheimnistuerei gestiegen, nur deshalb.“
„Oh, du Quälgeist“, warf Hermod ihm vor, setzte sich dann aber zu ihm ans Bett und meinte lächelnd: „Gäbst ja sonst doch keine Ruhe. Also bitte, mein Lieber, was willst du wissen?“
„Alles. Haben uns die Franken etwa besiegt?“
„Ja“, bestätigte ihm Hermod, „und sie belagern seitdem den gesamten Maingau.“
Darauf hämmerte Waldurs Herz bis zum Hals. Er musste sich erst einigermaßen beruhigen, ehe er Hermod mitteilen konnte: „Frowang wollten sie in erster Linie vereinnahmen, unser Schloss sollte Chlodwigs neue Residenz werden.“
„Wie von deinem Vater vermutet. Nun, das hast du Chlodwig mit deiner rechtzeitigen Warnung vereitelt, und somit hat er nur einen halben Sieg errungen.“
„Warum vertreiben wir die Besatzer nicht? Uns käme doch fast jeder Kelte zur Hilfe“, wollte Waldur erfahren, worauf Hermod ihn aufklärte:
„Weil dann Theoderichs Soldaten die Franken unterstützen würden, Theoderich wartet nur darauf.“ Er reichte Waldur einen Schluck Wasser, und half ihm dann beim Trinken, ehe er hinzufügte: „Waldur, durch unser Nachgeben haben wir einen Großkrieg verhindert. Wirklich gekämpft wurde nur hier in Frowang, wobei ausschließlich die Residenz angegriffen und verteidigt worden ist.“
Diese Aussage irritierte Waldur, weshalb er einwandte: „Aber Chlodwig könnte sie doch noch heute erobern, was hält ihn ab?“
Hermod blickte ihn lächelnd an und reagierte dann mit einer Gegenfrage: „Womit verhindert man denn am sichersten feindliche Angriffe? - Mit dem Gegenpol doch, mit friedlicher Energie. Nachdem dein Vater gefallen war, habe ich einen hellmagischen Schutzwall um eure Schloss- und unsere Tempelanlage gehüllt. Schon, um unsere Staatsschätze zu sichern, auf die es Chlodwig und mit Sicherheit auch seine Gemahlin abgesehen haben. Chlodwig ist natürlich unbegreiflich, weshalb seine Soldaten außerstande sind, das Schloss zu erstürmen.“
„Das hätten ihm seine
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