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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Hand, ich sah ihre Hand mit diesem Sternring für den Bruchteil einer Sekunde deutlich vor mir. Die feine, liebe Hand meiner Mutti. Darauf beschloss ich, diesen Ring fortan täglich zu tragen, wenn nicht am Finger, dann in einem meiner Gürtelsäckchen.
„Was machst du jetzt mit deinem vielen Geld?“, wollte Jörg von mir erfahren, worauf ich wieder zu mir kam und frech-freudig aufzählte:
„Zunächst kaufe ich mir ein Reitpferd mit Herrensattel und allem drum und dran. Und anschließend noch einen adretten Mann.“
„Gratuliere! Und was noch?“
„Nichts mehr“, provozierte ich ihn, „weil ich den Rest dem notleidenden Hildesheimer Kloster spendiere.“
„Das würde dir aber keinen Platz im Himmel sichern“, warnte er mich lachend.

    M ein Geld hatte ich zinsbringend in einer Blankenburger Bank deponiert, und den Schmuck trug ich auf unserer Heimfahrt bei mir, ich wollte mich nicht trennen von ihm.
Da ich nun über mein Diplom verfügte, werde ich in nächster Zeit Ausschau nach einer Heilkochstellung halten, endlich kann ich meinen wahren Beruf ausüben. Ich zweifelte nicht, eine entsprechende Anstellung zu finden, da Heilköche gefragt waren, besonders in Spitälern. Auch fühlte ich mich mit meinen erworbenen Lebenserfahrungen für dieses Vorhaben gerüstet.
Eine neue Zukunft breitete sich vor mir aus.Die neugierigen Wirtsleute ließen mich bereits am nächsten Morgen nach meiner Ankunft in ihre kleine Schreibstube rufen - Entschuldigung, Frau Schramm, in Euer ‚Kontor’ - wo sie dann erfahren wollten, ob sich die Reise rentiert habe.
Das bejahte ich glücklich: „Sehr sogar, ich habe wundervollen Schmuck geerbt.“
„Ich sehe“, staunte sie, „du trägst einen Edelsteinring. Ist das etwa ein Saphir?“
Ich horchte kurz in mich hinein und konnte ihr bestätigen: „Ganz recht, Frau Schramm, ein Sternsaphir. Ich liebe ihn sehr, meine Mutter hat ihn einst getragen.“
Jetzt holte ich aus meinem Gürtelbeutel die anderen Schmuckstücke hervor und breitete sie, hübsch angeordnet, auf dem Schreibpult aus. Die Wirtsleute starrten sie fassungslos an. „Das sind ja ganz erlesene Juwelen“, kam es von ihr, „ich habe einen Blick dafür.“
„Ein Teil unseres Familienschmucks“, erklärte ich ihr, nicht frei von Stolz.
„Adelsschmuck ist das, eindeutig“, konstatierte sie mit vorwurfsvollem Unterton. „Demnach bist du eine Adelige! Ich habe vom ersten Augenblick an vermutet, dass du aus einem edlen Haus stammst. Außerdem, wer sonst wird denn in einem Kloster erzogen und erfährt eine solch hohe Bildung.“
Ich schlug die Augen nieder, außerstande, wieder zu lügen.
„Sie heißt sicher Tora v o n Tornle“, meinte der Wirt, wozu ich mich nicht äußerte. Dennoch wollte die Wirtin von mir erfahren:
„Stimmt das? Heißt du v o n Tornle?“
Mein noch immer anhaltendes Schweigen deuteten sie als Bejahung, denn jetzt bat er mich: „Dann sag uns wenigstens, ob wir dich künftig mit Fräulein von Tornle anreden sollen.“
„Nur nicht“, wehrte ich ab, sie jedoch bestand darauf:
„Oh, doch. Wir werden dich, vielmehr Euch, mit Eurem korrekten Namen ansprechen, wie sich das gehört.“
Das musste ich hinnehmen, konnte nichts dagegen einwenden. Zumal ich längst erkannt hatte, wie dünkelhaft sie war, und mit einer adeligen Heilköchin kann sie nun bei ihren illustren Gästen ordentlich brillieren.

    D eshalb erstaunte es nicht, dass mich von nun an auf ihre Anordnung auch meine Kolleginnen und Kollegen mit Fräulein von Tornle anzureden hatten. Das aber war so lächerlich, dass diese Anordnung nur in Anwesenheit der Wirtin oder des Wirtes befolgte wurde, ansonsten blieb ich für alle weiterhin die Tora.
Leider doch nicht für alle, denn mein neues kleines ‚von’ sprach sich rasch im Dorf herum. Die Folge - in den Kaufläden wurde ich nun ehrfurchtsvoll mit Fräulein von Tornle angesprochen, auf Dorffesten wagte niemand mehr, mich, das Fräulein, zum Tanz zu bitten, und setzte ich mich abends mit Elgrin zu unseren jungen Freunden in eine Gaststätte, dann versiegte langsam die lockere Stimmung an unserem Tisch. Deshalb besuchte ich fortan abends diese und jene Kollegin zu Hause bei ihrer Familie oder ich tröstete die Liebeskummer leidende Elgrin, deren ungetreuer Ortwin schon wieder vor einer neuen Jungfer balzte.
Damit war mein Dasein als Bürgerin, das mir so viele Erleichterungen, Belehrungen und Vergnüglichkeiten beschert hatte, dahin. Und das hatte ich mir selbst zuzuschreiben, warum auch

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