Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
hinunter.
    Trotz der Wolken, die nun über den Mond hinwegzogen, konnte sie etwa eine halbe Meile von der Küste entfernt die Umrisse einer großen Luxusjacht ausmachen, die dort vor Anker lag und auf den vom aufziehenden Sturm gepeitschten Wellen schaukelte. Paula schätzte ihre Länge auf fast hundert Meter. Sie war mit einer leistungsfähigen Radaranlage sowie einer Comsat-Nachrichtensatellitenschüssel ausgerüstet, die es ermöglichte, Nachrichten per Satellit zu empfangen und zu senden. Kein Licht, noch nicht einmal auf der Steuerbordseite. Mehr als merkwürdig.
    Maskierte Gestalten in Kälteschutzanzügen verließen die Schlauchboote und kletterten bei Octopus Cove an Land. Einige beugten sich zu dem Leichnam nieder, hoben ihn auf und schleppten die grausige Last durch die aufgewühlte See zu einem der Schlauchboote. Der schwarzhaarige Riese ließ den Blick über den Golfplatz schweifen und machte mit der linken Hand eine umfassende Geste. Sechs mit Maschinenpistolen bewaffnete Männer schwärmten daraufhin aus und verteilten sich über den Platz. Sie hielten nach ihr Ausschau.
     
    In ihren nassen Kleidern fröstelnd lag Paula in der Sandgrube und lauschte auf die schweren Schritte der Männer, die immer näher kamen. Ihre Hände schlossen sich fester um den Browning, während sie den Rand der Grube aufmerksam im Auge behielt. Gelegentlich wehten Wortfetzen zu ihr herüber.
    »Sie muß hier irgendwo stecken.«
    »Worauf du dich verlassen kannst, Buddy Boy. Sie hatte nicht genug Zeit, um das Hotel zu erreichen. Außerdem hätten wir sie dann gesehen …«
    Wenig später waren einige der Stimmen bedrohlich nah an die Grube herangekommen.
    »Joel reißt uns den Kopf ab, wenn wir sie nicht erwischen.«
    »Keine Namen, du Idiot. Such lieber weiter …«
    Die Stimmen entfernten sich wieder, doch erst nach einer Stunde hörte Paula, wie in einiger Entfernung Motoren angelassen wurden. Mit der Waffe in der rechten Hand kroch sie zum Rand ihres Verstecks und spähte hinaus. Die Schlauchboote verließen Octopus Cove und kehrten zu ihrem Mutterschiff zurück, das auf den Wellen schaukelte. Dann schoben sich dunkle Wolken vor den Mond und nahmen ihr die Sicht.
    Sorgfältig, wohl wissend, daß es sich um eine Falle handeln konnte, suchte sie mit den Blicken ihre Umgebung ab, um sicherzugehen, daß sie alleine war. Vielleicht hatten sie einen Mann zurückgelassen, der sie überrumpeln sollte. Erst als sie überzeugt war, daß sich niemand in der Nähe aufhielt, trottete sie erschöpft den Bohlenweg entlang auf das Spanish Bay Hotel zu, von dem aus man den gesamten Golfplatz bis hinunter zum Pazifik überblicken konnte. Während sie die hohe Glastür zurückschob, ihr Zimmer betrat, und die Tür hinter sich verriegelte, dankte sie dem Himmel dafür, daß sie unbeobachtet ihre komfortable, zu ebener Erde gelegene Suite hatte verlassen können. Sie zwang sich dazu, die Vorhänge zu schließen, tastete sich im Dunkeln bis zur Tür ihres verschwenderisch ausgestatteten Badezimmers, zog auch diese hinter sich zu und knipste das Licht an.
    Paula deponierte ihren Browning auf dem Rand des Jacuzzi, entkleidete sich, schlüpfte in die Duschkabine und ließ, immer noch am ganzen Leib zitternd, heißes Wasser auf sich niederprasseln. Das Glas war beschlagen, als sie endlich die Dusche abdrehte, sich abtrocknete und, die nassen Kleider auf dem Fußboden geflissentlich ignorierend, durch eine weitere Tür hindurch an schimmernden Waschbecken vorbei in ihr geräumiges Schlafzimmer mit dem Doppelbett ging. Dort streifte sie ihren Pyjama über, setzte sich auf die Bettkante und goß sich aus einer Thermoskanne, die sie stets bei Roy’s, dem Hotelrestaurant, auffüllen ließ, heißen Kaffee ein.
    Sowie sie wieder ein wenig zu Kräften gekommen war, wählte sie Tweeds Londoner Nummer am Park Crescent, wo sich die Zentrale des SIS befand. Zuvor hatte sie die Uhrzeit überprüft. Drei Uhr morgens. Der Zeitunterschied zwischen Kalifornien und Großbritannien betrug acht Stunden, also mußte es in London jetzt elf Uhr morgens sein.
    »Monica, Paula hier. Ich muß ihn dringend sprechen.«
    »Bleiben Sie am Apparat. Er ist im Haus …«
    »Schön, daß Sie sich melden, Paula«, klang gleich darauf die vertraute Stimme an ihr Ohr. »Irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Nein. Die Mannschaft ist in ausgezeichneter Verfassung. Ich kann Ihnen … nichts … Neues berichten.«
    »Dann schlage ich vor, daß Sie den nächsten Flug Richtung Heimat buchen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher