Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
gut.“
Er drückte sie noch einmal an sich, dann ließ er sie los und bückte sich nach dem Kerzenleuchter. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis alle Kerzen wieder brannten.
Charlies Blick erfasste Cyrill. War er verletzt? Nein, er war völlig unversehrt, nur eine dicke Strähne seines schwarzen Haares hing ihm in die Stirn. Seine Augen hatten allen Glanz verloren, und um seinen Mund lag ein bitterer Zug. Er sah sie nicht an, sondern blickte zu Boden.
Langsam und wie benommen senkte sie ebenfalls den Blick. Hier lag jemand. Ein Mensch. Charlie erschauerte bei dem Anblick. Das, was hier lag hatte keine Ähnlichkeit mehr mit Cyrills Bruder, sondern erinnerte sie viel mehr an eine der vertrockneten Mumien, die sie in Großmutters Büchern gesehen hatte. Die Augenhöhlen waren leer, eine pergamentartige Haut spannte sich über die Gesichtsknochen, die Wangen waren eingefallen, die vertrockneten Lippen hatten sich wie zu einem Grinsen zurückgezogen, sodass man die Zähne sehen konnte.
„Was … ist geschehen?“
Sie taumelte, und Cyrill legte fast unbewusst den Arm um sie. Er sah ernst auf das hinab, was einmal sein machthungriger Bruder gewesen war. „Ich habe ihn getötet.“
„Aber … wie …“
„Nicht jetzt, Charlie. Geh hinein. Ich komme dann nach.“
Charlie verstand, dass er jetzt allein sein musste. Sie verstand es und zugleich schmerzte es sie. Sie wusste nicht, was geschehen war, und vielleicht würde sie es auch nie erfahren, aber das war nicht wichtig. Wichtiger war, dass Cyrill lebte. Er küsste sie auf die Stirn, dann schob er sie von sich.
Sie wandte sich um und ging langsam zum Haus zurück. Masterson und die anderen standen in der Halle und blickten ihr besorgt entgegen. Sie nickte leicht, als sie die fragenden Blicke sah. „Es ist alles in Ordnung.“
Charlie ging in die Bibliothek, um auf Cyrill zu warten. Sie zitterte, ihr war kalt. Sie schichtete Holzscheite in den Kamin und entfachte ein Feuer. Es schien ihr eine Ewigkeit zu dauern, bis Cyrill kam. Als er dann endlich eintrat, fiel sie ihm um den Hals.
Cyrill zog sie eng an sich, um sie zu spüren, um sich an ihrer Nähe und ihrer Zuneigung zu wärmen. Sekundenlang rang er mit sich selbst, mit seiner Beherrschung, dann küsste er sie. Sein Mund presste sich auf ihren, er spürte ihren Atem, ihre Lippen, die Feuchte ihrer Zunge, die sich gegen seine drängte. Er küsste sie, als wolle er alles vergessen. Die Angst um sie, den Schmerz um seinen Bruder, und das, was er selbst war.
Einen Moment später taumelte er. Er ließ sie los und tastete, auf der Suche nach Halt um sich. Alles verschwamm vor seinen Augen.
Charlie griff angstvoll nach ihm, um ihn zu stützen. „Was ist? Cyrill!“
Er presste seine Handflächen gegen seinen Kopf. Es musste eine Art von Magie sein. Da war etwas, das ihm den Atem nahm. Er bekam kaum Luft, es war, als würde er brennen, und er konnte kaum noch an etwas anderes denken als an …
„Oh nein!“ Charlie schlug die Hände vor den Mund. „Das Elixier!“
Cyrills flackernder Blick erfasste sie. „Was für eines?!“ Er schrie sie fast an. Er machte einen Schritt auf sie zu. Es war, als würde er dagegen ankämpfen und doch von unsichtbaren Fäden zu ihr gezogen werden.
In Charlies Augen traten Tränen. „Nur ein Liebestrank. Weil du doch so zurückhaltend warst. Ich wollte dich wieder für mich gewinnen!“
Cyrill schloss für Sekunden die Augen. „Ein Liebestrank. Genau das, was ich noch gebraucht habe. Du wahnsinnige kleine Hexe, was …“ Er atmete tief durch und wandte sich ab. „Was immer du tust“, sagte er scharf, „bleib mir aus den Augen.“
„Cyrill …“
„Und“, zischte er, ohne sie anzusehen, „sag kein weiteres Wort mehr.“
„N…“
„KEIN WORT! Ich will dich nicht einmal atmen hören!“
Charlie nickte gehorsam. Sie sah ihm voller Schuldgefühle nach, als er zur Tür taumelte. Sie hatte Agathas Trank völlig vergessen. Obwohl es seltsam war, dass dieses Mittel überhaupt noch wirkte. Nur wenige Minuten hatte Großmutter gesagt, und nun war es gut eine Stunde, wenn nicht mehr her, dass sie die Flasche ausgetrunken hatte.
„Es waren aber nur Kräuter darin“, versuchte sie, sich zu rechtfertigen. „G... ganz ohne Fledermaushoden. Ohne Froschaugen.“
„Was?“ Er drehte sich um, sah sie an und taumelte abermals. Seine Hose wölbte sich im Schritt und er fasste stöhnend hin. Für eine lange Minute starrte er Charlie an, den Türgriff in der Hand, unfähig,
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