Hexenzauber für den Hausgebrauch
eben erklären, dass eine bestimmte Grundkonstellation die Schuld an dem trägt, was Ihnen widerfahren ist?“
„Nun ja, zumindest ist es eine Erklärung für mein Schicksal“, versuchte ich einzulenken.
„Wie interessant. Und was, denken Sie, ist Schicksal?“
„Schicksal“, überlegte ich, „das ist das Programm, das ich auf dieser Erde zu leben habe aufgrund meines Verhaltens in meinem letzten Leben.“
Diesmal war es der Mann, der tief seufzte. „Ich glaube, Sie verwechseln Schicksal mit dem Gesetz von Ursache und Wirkung, dem sich Physiker und Theologen gleichermaßen beugen müssen, egal, ob sie an Wiedergeburt glauben oder nicht, denn es ist die Basis für die Existenz von Geist und Materie. Also noch einmal, was ist Schicksal?“
„Ich denke, dass Schicksal etwas ist, das, wie das Wort schon aussagt, mir geschickt wird …“
„Von wem?“, wurde ich blitzschnell unterbrochen.
„Von Gott, denke ich, oder von irgendwelchen Mächten, welche die Geschicke der Menschen lenken.“
Das Gesicht des Mannes zeigte nicht die geringste Andeutung eines Mienenspiels, wodurch ich keinerlei Hinweis auf Ablehnung oder Zustimmung erhielt. „Ah“, intonierte er erneut. „Gott also und geheime Mächte schicken Ihnen Ihr Schicksal. Warum eigentlich nicht der Präsident der Vereinigten Staaten oder die Post?“
Ich fühlte mich in den Grundfesten meiner religiös-philosophischen Anschauung missverstanden und angegriffen. „Ich glaube an Gott“, begann ich meine Verteidigung.
Das Gesicht meines Gegenübers blieb unbeweglich. „Dagegen ist absolut nichts einzuwenden“, sagte der Mann sanft. „Aber was hat das mit meiner Frage zu tun?“
„Ich weiß es nicht genau“, gab ich zu.
„Das ist gut“, meinte er, „denn das gibt uns die Möglichkeit, unseren Überlegungen jegliche Freiheit zu gewähren. Wo leben Sie?“
Die Frage erstaunte mich, da ich ihm doch gerade von meiner Wohnung und den mit ihr verbundenen Schwierigkeiten berichtet hatte. Wahrscheinlich hatte er gar nicht richtig zugehört.
„Ich lebe in einer Wohnung, deren Besitzer …“
„Ich weiß, ich weiß“, unterbrach mich der Mann. „Lesen Sie Zeitung?“
Ich nickte.
„Täglich?“
Ich nickte abermals. Er schien zufrieden.
„So wissen Sie also jeden Tag, welches Programm angeboten wird?“
„Natürlich“, antwortete ich etwas ungeduldig.
„Und von wem wird dieses Programm gemacht?“
„Keine Ahnung, von Konzertveranstaltern, Kinobesitzern, Universitäten, Vereinen, Privatpersonen, was weiß ich?“
„Aha“, sah sich mein Zuhörer wieder bemüßigt zu bemerken. „Veranlassen diese Leute auch, dass es Montag oder Mittwoch ist, dass die Sonne scheint, dass die Menschen zur Mittagszeit Hunger bekommen?“
„Aber das ist doch etwas völlig anderes“, rief ich. „Das eine hat doch mit dem anderen absolut nichts zu tun!“
Der Mann wiegte sein Haupt kummervoll hin und her. „Wie ich sehe, sind Sie weit davon entfernt zu begreifen, was Schicksal ist. Nehmen Sie doch einmal an, Sie erfahren, dass Ihr Lieblingssänger am Donnerstag in der Oper auftritt. Was haben Sie davon, wenn Sie erst am Freitag hingehen?“
„Aber das tut doch kein vernünftiger Mensch.“
„Doch“, sagte er. „Unentwegt, alle tun es und Sie auch. Und dann beklagen Sie sich über die Verkäuferin an der Kasse, über den Zeitungshersteller, über Ihr Schicksal und über Gott, der Ihnen dieses Missgeschick nicht hat ersparen können.“ Zum ersten Mal sah ich ihn schmunzeln. „Unser sogenanntes Schicksal“, fuhr er fort, „besteht aus verschiedenen Dimensionen. Eine, auf die Sie selbst keinen Einfluss haben, da sie ein starres und immer wiederkehrendes Programm darstellt. Dann eine, die sich aus den vielfältigen Aktivitäten der Personen ergibt, mit denen Sie zusammentreffen oder indirekt zu tun haben, und den Angeboten und Forderungen, die sich aus dieser Kommunikation ergeben. Man könnte diese Dimension als beweglich bezeichnen. Und drittens Ihre eigene Dimension, in der Sie sich nach eigenem Ermessen, nach eigenem Bedürfnis und mit eigener Verantwortung verwirklichen.“
„Sie meinen also, dass ich, sobald ich mit den beiden erstgenannten Dimensionen nicht harmonieren und kommunizieren kann, Schwierigkeiten bekomme, die nur ich selbst verursache?“
„Ja“, nickte er. „Die Lösung liegt nur bei Ihnen selbst, bei Ihrer Beobachtungsgabe, Ihrer Lernfähigkeit und an Ihrer Erkenntnisbereitschaft.“
Ich dachte nach. „Wenn aber
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