Hexenzauber für den Hausgebrauch
mich letztendlich dazu bewog, trotz der augenscheinlichen Nachteile in den Bus zu steigen und über eine halbe Stunde in das bezeichnete Viertel zu fahren.
Das Haus sah genauso aus, wie man es mir beschrieben hatte. Ich betrachtete das, was mein zukünftiges Heim werden sollte. Ich hatte kein besonders gutes Gefühl. Am liebsten wäre ich wieder umgekehrt, doch dann dachte ich an die halbe Stunde Busfahrt, die ich umsonst gemacht hätte, und so beschloss ich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ich suchte die Eingangstür und fand sie an der Rückseite des Hauses. Sie war natürlich verschlossen. Ich betrachtete die zahllosen Namensschilder auf der Klingeltafel, aber da war kein Name darunter, bei dem ich Lust bekam, zu läuten. Also lehnte ich mich an die Wand und wartete. Irgendwann musste jemand hineingehen oder herauskommen und mir so den Weg frei machen.
Die einzigen Angaben, die ich bekommen hatte, waren, dass sich die angeblich freie Wohnung im vierten Stock befand und es auch irgendwo einen Hausmeister gab, der die Schlüssel hatte. Ich wartete bereits länger als eine Viertelstunde, als die Tür endlich geöffnet wurde und ein Mann mit einem Hund erschien. Er nahm keinerlei Notiz von mir, obwohl ich ihn höflich gegrüßt hatte, in der Hoffnung, Auskunft zu erhalten. Ich zwängte mich schnell in die zufallende Tür und befand mich in einem gekachelten Flur, in dem es undefinierbar roch. Im Haus war es totenstill. Mit dem Aufzug fuhr ich in den vierten Stock. Auch dort herrschte tiefe Stille, und wieder war da jener eigenartige Geruch, den ich von irgendwoher kannte.
Wieder begann ich, Namensschilder zu lesen. Wenn die Angaben stimmten, musste eine Tür unbeschriftet sein. Schließlich entdeckte ich drei Türen ohne Namen. Ich klingelte an einer, und der schrille Ton schnitt durch die Stille wie ein Alarm. Niemand öffnete. So beschloss ich, es an den Türen mit Namen zu versuchen. Mit dem gleichen Misserfolg. Offenbar war nirgendwo jemand zu Hause. Als ich es bei der letzten Wohnung am Ende des Ganges probieren wollte, sah ich, dass die Tür nur angelehnt war. Ich klopfte erst vorsichtig, dann, als ich wie erwartet keine Antwort erhielt, etwas heftiger. Schließlich drückte ich die Tür nach innen und trat zögernd ein.
Zu meinem Erstaunen tat sich ein unerwartet hoher Raum auf, der mich an die Empfangshalle im Hause meiner Großeltern erinnerte. In der Mitte erhob sich, von sechs schweren Stühlen umgeben, ein Refektoriumstisch aus dunklem Holz, dessen Oberfläche unter zahllosen Büchern fast verschwand. Die Wände des Raumes waren vollständig mit Regalen verdeckt, deren Bretter sich unter der gewichtigen Bücherlast zu biegen schienen.
An einem dieser Regale lehnte eine Leiter, an deren oberen Ende ein Mann saß. Er schien mich nicht zu bemerken. Ich betrachtete ihn eine Weile, dann trat ich einen Schritt vor und sagte: „Guten Tag.“ Der Mann hob nicht einmal den Kopf und war weiterhin völlig in das Buch versunken, das er in seinen Händen hielt.
Ich nahm an, er hätte mich nicht gehört, und versuchte es noch einmal. „Guten Tag“, begann ich. „Entschuldigen Sie, dass ich einfach so hereinplatze, aber die Tür war angelehnt. Ich suche nämlich …“
„Ich weiß“, sagte der Mann mit tiefer Stimme, klappte das Buch zu und schob es zwischen die anderen Exemplare in der obersten Reihe des Regals.
„Haben Sie eine Ahnung, wo ich den Hausmeister finde?“, setzte ich meine Annäherungsversuche fort.
„Ich habe hier noch nie einen Hausmeister gesehen“, meinte der Mann und zog vorsichtig drei Bücher auf einmal aus dem Regal. „Könnten Sie mir bitte diese Bände abnehmen?“
Ich trat an die Leiter und streckte die Hände nach oben. Er legte die Bücher hinein, die ein unerwartetes Gewicht zeigten, und wandte sich wieder dem Regal zu, als hätte er mich vergessen. „Soll ich die Bände auf den Tisch legen?“, fragte ich nach einer Weile, da mir die Folianten schwerer und schwerer zu werden schienen.
„Haben Sie gesehen, wie schön diese Bücher sind?“, fragte der Mann zurück. „Das sind italienische Erstausgaben aus dem 18. Jahrhundert.“
„Sehr schön“, erwiderte ich und überlegte, wie ich dem Mann beibringen sollte, dass mein Interesse an italienischen Erstausgaben angesichts meines Wohnungsproblems eher als zweitrangig zu bezeichnen war.
„Ende des 18. Jahrhunderts“, betonte der Mann, der meine verbale Äußerung wohl falsch gedeutet hatte.
„Soll ich sie
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