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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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schon seit Jahren, aber das war nicht zu ändern. Vielleicht war es sogar besser, als wenn sie mich und meine mir aufgezwungene Ernährungsweise einfach ignorierten.
    Carl grillte Steaks, und ich verzog mich ein wenig in den Hintergrund, damit mir der verführerische Duft des gebratenen Fleisches nicht in die Nase stieg. Es gab Zeiten, da hätte ich meinen rechten Arm für ein Steak gegeben – um ehrlich zu sein, für jedes Stück Fleisch. Klar, die Diätverpflegung hält einen Mann am Leben, aber das ist auch wirklich alles, was man davon sagen kann.
    Ich weiß, daß Magengeschwüre eine Krankheit der Vergangenheit sind. Fragen Sie doch einmal einen Arzt. Er wird Ihnen sofort bestätigen, daß es keine Magengeschwüre mehr gibt. Das stimmt natürlich nicht. Ich bin schließlich der Beweis. Und meine Diätkiste auch. Wahrscheinlich habe ich mir in meinem Leben als Angehöriger der Erkundungsflotte immer zuviel Sorgen gemacht. Oder ich hatte zuviel Ärger. Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich Magengeschwüre.
    Nach dem Essen gingen wir zu dem toten Viech und betrachteten es uns eingehender. Aus der Nähe sah es noch merkwürdiger und verrückter aus als aus der Ferne. Das mit der Vegetation stimmte; sie wuchs in dem Fleisch des Tieres, und überall. Wenigstens dort, wo die farbigen Flecke waren.
    Dann entdeckten wir noch etwas, das uns allen und besonders Weber die Sprache verschlug. Einer der farbigen Flecke war voller Löcher. Weber nahm sein Taschenmesser und bohrte in so einem Loch herum. Heraus kam ein kleines Insekt, etwas größer als eine irdische Biene. Er konnte es nicht glauben und untersuchte ein zweites Loch. Wieder eine Biene. Beide Bienen waren tot.
    Weber und Oliver hätten sich am liebsten sofort daran gemacht, den Kadaver an Ort und Stelle auseinanderzunehmen, um ihn genauer zu untersuchen, aber es gelang uns, ihnen das auszureden.
    Später verlosten wir die Wachen. Ich zog wie immer das kurze Streichholz und marschierte auf Posten. Natürlich gab es überhaupt keinen Grund, eine Wache aufzustellen. Erstens waren wir auf einem wirklich friedlichen Planeten gelandet, und zweitens umgab uns das Warnsystem des Schiffes. Aber wir hielten uns an die Regeln.
    Ich hielt ein Gewehr in der Hand und fühlte mich sicher gegen jeden eventuellen Angriff. Die anderen verschwanden in ihren Zelten. Der Dienst bei der Erkundungsflotte härtet ab, das ist sicher. Aber selten kommt es vor, daß jemand am ersten Abend auf einer fremden Welt sofort einschläft.
    Ich saß auf einem Stuhl neben dem Tisch abseits vom Lager. Auf jedem anderen Planeten hätten wir ein richtiges Feuer entfacht, aber hier ging das leider nicht. Es gab kein Holz. Also stand auf dem Tisch eine Lampe, die nicht sehr viel Licht gab. Trotzdem konnte ich die Umrisse des toten Viechs sehen. Es lag etwas im Schatten.
    Ich machte mir Sorgen. Dabei hatte das noch eine Menge Zeit. Als Wirtschaftsexperte der Expedition begannen meine Sorgen eigentlich immer erst dann, wenn die anderen mit ihren Voruntersuchungen fertig waren und ihre Berichte vorlagen.
    Immerhin … ich machte mir also Sorgen und dachte über das seltsame Lebewesen nach, das anscheinend die höchstentwickelte Lebensform dieser fremden Welt war. Ich dachte nach, aber ohne Resultat. Ich kam einfach nicht dahinter, was es mit diesen Viechern auf sich hatte. Und so war es mir gar nicht unangenehm, daß Talbot Fullerton quer durch das Lager zu mir kam. Er setzte sich auf den zweiten Stuhl und sah mich an.
    Niemand kümmerte sich besonders um Fullerton, den Träumer. Er war eben da, das war alles. Und er hatte so seine eigenen Ideen über Sinn und Zweck der Erkundungsflotte. Jeder bekam es zu hören, ob er nun wollte oder nicht.
    »Zu aufgeregt zum Schlafen, was?« fragte ich ihn.
    Er nickte und starrte gedankenverloren in die Finsternis.
    »Ich frage mich, ob dies die Welt ist, die ich suche?«
    »Kaum«, eröffnete ich ihm. »Was Sie suchen, gibt es nicht. Sie glauben an das Paradies, an ein Dorado. Nichts als Fabel, Fullerton.«
    »Es wurde einmal gefunden«, erwiderte er störrisch. »Die Berichte darüber liegen vor. Es gibt diesen Planeten, den ich suche.«
    »Unsinn. Das ewige Leben, Atlantis, die Nordwestpassage, die sieben Städte… alles Märchen. Niemand hat sie je gefunden. Weil es sie nicht gibt, Fullerton.«
    Er saß mir gegenüber, und das Licht der Lampe fiel voll auf sein Gesicht. In seinen Augen brannte ein fanatisches Feuer. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, lösten

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