Heyne Galaxy 09
Carter würde in zwei Tagen ebenfalls nicht mehr am Leben sein.
Und all das fiel in Shutes Verantwortungsbereich.
Er brauchte die Entscheidung darüber nicht sofort zu treffen. Erst in einem Monat stand die Erde wieder in Reichweite des Senders.
Überall auf dem Mars gab es Asteroidenkrater; alle Arten von Kratern: junge, alte, gezackte, ebenmäßige, verwitterte. Die Kuppel lag im Zentrum eines großen, noch nicht sehr alten Kraters, der einen Durchmesser von etwa sieben Kilometern hatte; ein gewaltiger, mißgestalteter Aschenbecher, den jemand in den rötlichen Sand gedrückt hatte.
Die Buggys fuhren wie über zersplitterndes Glas hangaufwärts und umgingen die von Zeit zu Zeit aufragenden Felsen. Der Kamm des Kratergebirges war nahe. Der blutrote Himmel umgab eine winzige, leuchtende Sonne, die genau im Zenit stand.
Alf rückte immer mehr auf, das war nur natürlich. Wenn sie den Kamm schließlich überschritten hatten und bergab fuhren, mußte sich der Abstand wieder vergrößern.
Es würde eine lange Jagd werden.
Jetzt hatte Carter Zeit, über das Geschehene nachzudenken, zum erstenmal eigentlich.
Er bereute nichts; er war auch gar nicht der Typ dafür. Außerdem brauchte er sich seiner Tat nicht zu schämen. Lew Harness hatte sterben müssen; er hatte durch sein Benehmen den Tod geradezu herausgefordert. Carter war nur verblüfft, daß die anderen so heftig reagiert hatten. War es denn möglich, daß sie so waren, wie Lew gewesen war – sie alle?
Unwahrscheinlich.
Wenn er nun geblieben wäre und es ihnen erklärt hätte …
Sie hätten ihn in Stücke gerissen. Wenn er nur an ihre Gesichter dachte, an die funkelnden Augen und bebenden Nasenflügel …!
Er erreichte den Kamm, und Alf lag noch immer ziemlich weit zurück. Als sich der Hang vor ihm neigte, verlangsamte Carter die Fahrt seines Buggys. Er wußte, daß der Abstieg schwierig werden würde. Er wollte gerade vorsichtig Gas geben, als zehn Meter neben ihm ein Felsen explodierte und in weißem Feuer aufging.
Alf hatte eine Energiepistole!
Carter mußte gewaltsam den Impuls unterdrücken, seinen Buggy zu verlassen und sich zwischen die Felsen zu werfen.
Das Geröll hier oben erschwerte das Steuern sehr, verminderte aber gleichzeitig seine Geschwindigkeit. Carter lenkte das Gefährt in Richtung auf einen nahe gelegenen Sandhang, den er in dem Augenblick erreichte, da Alfs Buggy über dem Bergkamm erschien.
Der Verfolger verhielt einen Augenblick, als Silhouette deutlich gegen den blutroten Himmel sichtbar.
Dann detonierte ein zweites Energiegeschoß in unmittelbarer Nähe. Carter schloß geblendet die Augen.
Er fuhr auf die Sandschräge, die sich vor ihm bis zum Horizont zu erstrecken schien, und erhöhte seine Geschwindigkeit.
Aus dem Funkgerät tönte Alfs Stimme: »Wird eine lange Jagd.«
Carter stellte auf Sendung um. »Da hast du vielleicht recht«, sagte er. »Wie viele Geschosse hast du noch?«
»Mach dir deswegen keine Gedanken.«
»Bestimmt nicht. Jedenfalls nicht, solange du noch so leichtfertig damit herumballerst.«
Alf antwortete nicht. Carter ließ das Gerät auf Empfang geschaltet, denn er wußte, daß Alf schließlich doch wieder mit dem Mann sprechen würde, den er töten wollte.
Der Krater, der ihr Zuhause barg, fiel zurück. Vor den Buggys erstreckte sich eine endlose, flache Wüste, die unter den übergroßen Rädern der Fahrzeuge dahinglitt. Sanfte Dünen wellten sich zum Horizont, doch sie waren kein Hindernis für einen Buggy.
Einmal kamen sie an einem marsianischen Brunnen vorüber, der einsam aus dem Sand ragte – eine verwitterte kreisförmige Mauer aus geschnittenen Diamantblöcken, etwa zwei Meter hoch.
Diese Brunnen und die schräge Schrift, die tief in die ›Gedenktafeln‹ dieser Bauwerke eingeschnitten war, waren der Grund gewesen für die Errichtung der Station auf dem Mars. Seitdem der einzige Marsianer, den man bisher gefunden hatte – eine bereits vor Jahrhunderten einbalsamierte Mumie –, bei der ersten Berührung mit Wasser explodiert war, wurde allgemein angenommen, daß die Brunnen als Krematorien gedient hatten.
Aber das war noch nicht bewiesen. Nichts war bewiesen, was den Mars betraf.
Das Funkgerät blieb still. Stunden vergingen; die Sonne näherte sich dem tiefroten Horizont, und immer noch schwieg Alf. Es war, als hätte er alles gesagt, was er Carter überhaupt zu sagen hatte.
Und das konnte nicht stimmen!
Er hätte das Bedürfnis spüren müssen, sich zu
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