Heyne Galaxy 12
zur Hand, setzte den Schmiedeofen in Betrieb und machte sich an die Arbeit. Knight beobachtete ihn eine Zeitlang und ging schließlich zum Essen nach oben.
»Albert ist der reinste Wunderknabe«, berichtete er seiner Frau. »Er produziert seine eigenen Zusatzgeräte.«
»Hast du ihm mitgeteilt, daß ich Aufträge für ihn habe?«
»Natürlich. Aber er muß sich vorher geeignete Zusatzgeräte konstruieren.«
»Ich möchte, daß er mir das Haus sauberhält«, sagte Grace, »außerdem müssen neue Gardinen gemacht werden. Die Küche könnte einen neuen Anstrich vertragen, und vielleicht kann er sich mal um die tropfenden Wasserhähne kümmern, für die du niemals Zeit gehabt hast.«
»Jawohl, Liebling.«
»Da fällt mir ein – vielleicht kann man ihm auch das Kochen beibringen?«
»Ich habe ihn noch nicht gefragt, aber unmöglich scheint es mir nicht zu sein.«
»Er wird mir eine große Hilfe sein«, fügte Grace hinzu. »Stell dir vor, ich könnte dann noch viel mehr Zeit vor der Staffelei verbringen!«
Aus langer Erfahrung wußte Knight, wie er sich in diesem Stadium des Gespräches verhalten mußte. Er löste sich einfach von dem, was seine Frau sagte, teilte sich in zwei Einzelwesen, deren eines in seinem Stuhl saß, seiner Frau zuhörte und von Zeit zu Zeit zustimmende Geräusche machte, während das andere über wichtigere Dinge nachdachte.
In der Nacht erwachte er mehrmals – und jedesmal hörte er den Roboter, der in der Werkstatt eifrig an der Arbeit zu sein schien. Knight war zuerst etwas überrascht, bis ihm einfiel, daß ein Roboter ja ohne Unterbrechung vierundzwanzig Stunden am Tage arbeitete – jeden Tag. Er lag still in seinem Bett und musterte die weiße Decke, während er sich selbst gratulierte. Er hatte einen Roboter! Zwar nur für kurze Zeit, denn er würde Albert in einigen Tagen bestimmt zurückschicken, aber immerhin! Es konnte ihm niemand ankreiden, wenn er für kurze Zeit Freude an dem Ding hatte, oder?
Am nächsten Tag ging Knight in die Werkstatt, um Albert – wenn nötig – seine Hilfe anzubieten. Doch der Roboter versicherte ihm zuvorkommend, daß er sehr gut allein zurechtkäme. Knight stand eine Zeitlang untätig herum und überließ Albert schließlich seiner Arbeit. Er versuchte sich mit einer Modellokomotive zu beschäftigen, die er vor etwa einem Jahr begonnen hatte. Aber er legte sie bald wieder beiseite. Irgendwo brachte er heute nicht die rechte Begeisterung dafür auf, und er saß etwas mißgelaunt auf seinem Stuhl und fragte sich, was wohl mit ihm los wäre. Vielleicht brauchte er ein neues Hobby. Er hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt, Marionetten zu basteln, und jetzt war vielleicht der geeignete Augenblick dafür.
Er holte verschiedene Kataloge und How-2-Magazine zusammen und studierte sie, doch sein Interesse an Bogenschießen, Bergsteigen und Bootsbau war nur gering – alles übrige ließ ihn völlig kalt. Es hatte den Anschein, als wäre er heute ganz besonders lustlos.
Also besuchte er seinen Nachbarn Anson Lee.
Er fand Lee in einer Hängematte schwingend, die Pfeife im Mund, vor sich ein Buch von Proust, in Reichweite einen Steinkrug.
Lee legte das Buch zur Seite und deutete auf eine zweite Hängematte. »Komm an Bord und mach's dir gemütlich.«
Knight wuchtete sich in die Hängematte und kam sich dabei ein wenig lächerlich vor.
»Schau dir den Himmel an«, sagte Lee. »Hast du schon einmal einen so blauen Himmel gesehen?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Knight. »Ich bin kein Meteorologe. Habe mich noch nicht mit diesem Gebiet beschäftigt.«
»Schade«, erwiderte Lee, »daß du auch kein Ornithologe bist.«
»Eine Zeitlang war ich Mitglied in einem Klub, der Vogelbeobachtungen machte.«
»Und hast dich dabei so angestrengt, daß du es bald leid warst und die Mitgliedschaft schon nach einem halben Jahr gekündigt hast. Das war kein Klub für Vogelliebhaber, sondern ein besserer Durchhaltewettbewerb. Jedes Mitglied versuchte mehr Vögel zu sehen als die anderen. Man machte einen Wettstreit daraus. Und ich wette, daß du dir Notizen gemacht hast.«
»Natürlich. Was hast du dagegen?«
»Nichts«, sagte Lee, »wenn du die Sache nicht so tierisch ernst genommen hättest.«
»Ernst? Wie willst du das wissen?«
»Das weiß ich, weil ich Augen im Kopf habe. So lebst du nun einmal. Jeder scheint so zu leben. Außer mir, natürlich. Schau dir das zerzauste Rotkehlchen dort im Apfelbaum an. Es ist ein guter Freund. Wir kennen uns nun schon
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