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Titel: Hide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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mich daran am deutlichsten erinnern konnte. Zwei Menschen saßen auf einer Veranda und blickten in den Garten. Es musste früher Abend sein, denn es dämmerte. Sie kauerten auf den Stufen, ganz nah beieinander, als würden sie Geheimnisse austauschen.
    Im Hintergrund ragten hohe, dünne Bäume in den Himmel, ganz ähnlich den Birken auf Sams Rücken.
    Ich war an dem Ort gewesen, den Sams Tätowierung zeigte. Er lag unweit von dem Haus, in dem ich aufgewachsen war. Und die ganze Szenerie – die Veranda, die Birken – kam mir schrecklich bekannt vor.
    War das eine echte Erinnerung?
    Als ich fertig war, hielt ich die Zeichnung hoch.
    Obwohl sie mit dem Rücken zum Betrachter saßen, war klar zu erkennen, dass es sich bei den beiden um einen Jungen und ein Mädchen handelte. Der Junge war größer, älter. Die sanften Locken hoben seine Silhouette noch zusätzlich von der umgebenden Landschaft ab. Das Mädchen trug die Haare in einem wippenden Pferdeschwanz.
    Das Mädchen bin ich.
    Ich war mir fast sicher. Der Hauch einer Erinnerung kitzelte mir in der Nase und ich schloss die Augen. Es roch nach nasser Erde. Nach Sommerregen. Nach einem Jungen.
    Sofort war mir klar, dass er eine wichtige Rolle in meinem Leben spielte. Oder einmal gespielt hatte. Dabei erinnerte ich mich mehr an ein Gefühl als an eine bestimmte Person oder ein Gesicht.
    Leider wusste ich zu wenig über meine leibliche Familie, um sagen zu können, ob er dazugehörte oder nicht. Bisher wusste ich nur mit Sicherheit, dass ich eine Schwester hatte: Dani. Die Person auf der Zeichnung konnte ein Nachbar oder ein Cousin sein. Genau aus diesem Grund suchte ich ja Antworten, wollte tiefer in meine Vergangenheit vordringen.
    Vielleicht konnte mir jemand erzählen, wie Dani gestorben war. Oder überhaupt mehr über mich und meine Familie.
    Nachdem ich das Tagebuch zugeklappt hatte, rutschte ich ganz unter die Decke und schloss erneut die Augen, in der Hoffnung, dass mir noch mehr einfallen würde.
    Ich rief Erinnerungen an das Haus meiner Kindheit wach, ging in Gedanken durch die Zimmer, die Küche, auf die hintere Veranda.
    Ich beschwor die Szene noch einmal herauf, versuchte, noch mehr Details zu ergänzen, als mit dem Bleistift möglich gewesen war, da hörte ich Schritte.
    Ich öffnete die Augen.
    Sam stand im Türrahmen, eine Tasse in jeder Hand. »Na«, sagte ich. »Musst du nicht eigentlich Wache halten?« Es war spät, vor nicht allzu langer Zeit hatte ich hören können, wie Nick und Cas schlafen gegangen waren. Was immer Sam hierhergeführt hatte, war ganz offensichtlich wichtiger, als für die Sicherheit des Hauses zu sorgen. Ein Schauer durchfuhr mich, bis ich Sams beunruhigten Gesichtsausdruck sah. Jeder Gedanke an die vermeintliche Erinnerung verpuffte.
    Sam gab der Tür einen Stups und kam weiter ins Zimmer. »Ich hab dir was zu trinken mitgebracht.«
    Ich nahm eine der Tassen mit Kaffee. Sam musste gar nichts sagen, mir war auch so klar, dass er sich Sorgen um mich machte. Höchstwahrscheinlich wegen meiner Unachtsamkeit beim heutigen Kontrollgang. Diesmal war ich fast in eine Bärenfalle gelaufen, beim nächsten Mal könnte es ein Agent der Sektion sein.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte ich. »Mir ist schon klar, dass du hier bist, um nach mir zu sehen.«
    Er atmete hörbar aus und setzte sich zu mir aufs Bett. »Mit keinem von uns ist alles in Ordnung, Anna.« Er stellte seine Tasse auf den Nachttisch. »Ich weiß noch ziemlich genau, wie das ist, wenn die Flashbacks anfangen, wenn allmählich die Wirkung der Mittel nachlässt, die uns da im Labor gegeben wurden. Und wer kann schon ahnen, was das mit dir macht, du hast schließlich ganz andere Medikamente bekommen als wir und die wurden nicht mal sehr gut dokumentiert. Wir haben keinerlei Erfahrungswerte.« Er machte eine kurze Pause. »Ich möchte nur sicher sein, dass mit dir alles soweit in Ordnung ist, weil du sonst …«
    »Weil ich sonst eine Last wäre.«
    Darauf erwiderte er nichts.
    »Es ist alles in Ordnung«, wiederholte ich. »Ich schwör’s dir.«
    Er schielte mich über die Schulter an. »Ich glaube, du lügst.«
    »Und ich glaube, du übertreibst.« Ich trank einen Schluck, bevor ich meine Tasse neben seine auf den Nachttisch stellte.
    Diesen Moment nutzte er.
    Blitzschnell packte er mich beim Handgelenk, verdrehte mir den Arm und rollte mich über seine Schulter zurück aufs Bett. Im nächsten Augenblick saß er schon rittlings auf mir, stützte sich mit vollem

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