High Heels im Hühnerstall
aber dass du hier bist, macht mich zum glücklichsten Mann diesseits von Plymouth und wahrscheinlich darüber hinaus. Ich liebe dich, Sophie Mills.«
Sophie legte ihre Hand auf seine und merkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
»Das freut mich«, sagte sie. »Weil ich andernfalls wie eine komplette Idiotin dagestanden hätte.«
»Du bist wirklich hier, nicht wahr?«, fragte Louis und streckte die Hand aus, um ihre Wange mit den Fingerspitzen zu berühren.
»Ja, sieht ganz danach aus.« Sophie schmiegte ihre Wange in seine Handfläche.
»Und ich möchte, dass du weißt«, erklärte Louis ernsthaft, »dass ich immer für dich da bin. In dem Moment, in dem du Sorgen oder Zweifel oder das Gefühl hast, auszuflippen, weil du feststellst, dass hier in der Gegend an einem Wochentag niemand Schuhe mit Kitten Heels trägt, dann brauchst du nur zu mir zu kommen, und ich bringe dich zum Schweigen, weil …«
»Louis.« Sophie legte den Finger auf seinen Mund.
»Ja?«, fragte Louis trotzdem.
»Halt den Mund und küsse mich.«
1
Sechs Monate später
»Der Kuchen zum Nachmittagstee ist Teufelszeug«, sagte Sophie laut, während sie sich in ihrer neuesten Jeans musterte. Sie trug zwar immer noch Größe 42, aber wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass die fast täglich unternommene Fahrt zu Ye Olde Tea Shoppe von Carmen Velasquez erste Folgen zeigte. Die Jeans spannte ordentlich um ihre Hüften, ein Problem, das sie irgendwann lösen musste, vor allem, falls sie die praktische Hose in Zukunft häufiger tragen wollte.
Früher, bevor Bella, Izzy und deren Vater in ihr Leben getreten waren, hatte Sophie lediglich eine Jeans besessen, die sie nur selten anzog. Sie hatte sich immer dem Anlass entsprechend gekleidet, gern auch an einem Arbeitstag ein Paillettentop getragen und an der Regel festgehalten, dass ein Absatz niemals niedriger sein sollte als siebeneinhalb Zentimeter. Doch seit ihrer Ankunft in St Ives hatte sie sich nicht nur kein einziges Paar unglaublich hochhackiger Schuhe gekauft, sondern sich vier Jeans, zwei Jeansröcke, verschiedene legere Oberteile und einen Anorak zugelegt. Sophie liebte ihren roten und marineblauen wasserdichten Anorak mit dem Zwei-Wege-Reißverschluss, aber das war eine Liebe, von der sie nicht zu sprechen wagte, zumindest nicht, wenn sie sich mit ihrem ehemaligen Sekretär und guten Freund Cal am Telefon über ihr befremdliches neues Leben in Cornwall unterhielt.
»Hast du dir schon Gummistiefel gekauft?«, fragte Cal sie bei ihren wöchentlichen Telefonaten jedes Mal.
»Ich, Gummistiefel? Machst du Witze? Ich habe gewisse Standards«, erklärte ihm Sophie dann leichthin.
»Wenn du dir Gummistiefel kaufst, bedeutet das, dass du nicht zurückkommst«, erwiderte Cal darauf erfreut. »Gummistiefel sind ein Zeichen der Bindung an deinen neuen Lebensstil. Gummistiefel sind die Voraussetzung, dass du, Sophie Mills, einen Verlobungsring bekommst.«
»Na, besten Dank, Cal. Besten Dank, dass du mein ganzes romantisches Glück auf einen gammeligen Gummistiefel eindampfst«, antwortete Sophie dann. »Außerdem, was weißt du, der König der Bindungsphobie überhaupt? Vielleicht heirate ich tatsächlich irgendwann.«
Sophie warf einen Blick aus dem Fenster auf das graue und stürmische Meer jenseits des Hafens. Bevor sie aus London hierher gekommen war, hatte sie nicht ein einziges Mal davon geträumt zu heiraten. Doch während der vergangenen sechs Monate bei Louis hatte sie sich mehr als einmal beim Gedanken ertappt.
»Etwa Louis?«, wollte Cal wissen.
»Möglicherweise.« Sophies Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln, das nur für sie selbst gedacht war. »Eines Tages, weißt du … Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
»Zuerst kommen die Gummistiefel«, beharrte Cal. »Sobald du dir Gummistiefel gekauft hast, weiß er definitiv, dass du für eine Bindung bereit bist, und dann wird er dir einen Antrag machen. Er wartet nur auf die Gummistiefel.«
Doch bis jetzt standen im Schrank aus den 1970ern mit Kunststofffurnier in Sophies Zimmer in der Frühstückspension Avalon keine Gummistiefel, und mit sechs Monaten war sie inzwischen der Gast mit der zweitlängsten Aufenthaltsdauer, nach einer gewissen Mrs Tregowan, die nach dem Tod ihres Mannes bereits fast ein Jahr hier verbracht hatte, weil sie der Meinung war, es nicht ertragen zu können, ohne ihn in ihren Bungalow zurückzukehren.
Sophie hatte fast den ganzen Frühling in St Ives an der Küste von Cornwall
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