Highlander und die Hure
mir, Beitris’ Ehre unangetastet zu lassen. Falls nicht, würde das Kind spurlos verschwinden, und Beitris würde noch nach ihrem Tod in Ungnade fallen, obwohl ihr einziges Verbrechen darin bestand, meinen Bruder zu lieben.“
Tränen unterbrachen ihren Redefluss und machten es ihr schwer weiterzureden. Duncan setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm, während sie weinend fortfuhr: „Indem ich auf seinen Plan einging, konnte ich Beitris’ Ehre und das Leben des Kindes schützen. Ich musste es machen, Duncan. Er hat in dieser Nacht mein schlechtes Gewissen ausgenutzt. Er hat meine Liebe zu meiner Freundin und meinem Bruder gegen mich ausgespielt, um beide vor Schaden zu bewahren.“
Sie wischte die Tränen fort und lehnte sich zurück. „Er traf alle Vorbereitungen, ohne mir ein Wort von dem zu sagen, was mich erwartete, und dann stieß er mich in Iains Zimmer und begann, mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Die Männer waren wohl von ihm bezahlt worden, oder er hatte sie auf andere Weise zum Mitmachen gezwungen. Auf jeden Fall warfen sie mich aufs Bett, zerrissen meine Kleidung und übergossen mich mit Wein und Ale, damit es so aussah, als würden wir …“
„Du musst mir den Rest nicht erzählen, Marian. Ich glaube zu wissen, was passiert ist.“
Doch sie konnte nicht aufhören, das zu Ende zu bringen, was sie begonnen hatte. „Ich hielt mir die ganze Zeit über vor Augen, dass ich es nur tat, um Beitris und ihr Kind zu schützen. Sie wurde tot aufgefunden, mit Iain an ihrer Seite. Mein Vater sagte, sie sei bei dem Versuch gestorben, ihr Kind zu Welt zu bringen. Er schimpfte auf seine ehrlose Tochter, die schamlos feierte, während seine Schwiegertochter ihr Leben verlor, als sie versuchte, nichts weiter als ihre Pflicht zu erfüllen. Diejenigen, die ihn toben hörten, glaubten ihm jedes Wort. Dann wurde ich nackt in den Großen Saal gestoßen, wo man mich prügelte und mir die Haare abschnitt, um mich für mein sündiges Verhalten zu bestrafen. Das Einzige, was mein Vater nicht zuließ, war die Forderung von jemandem, mich mit einem glühenden Eisen als Hure zu brandmarken.“
„Lieber Himmel!“, rief Duncan entsetzt. „Ich hätte niemals geglaubt, dass er zu so etwas fähig sein könnte!“
Sie schüttelte sich, um sich von den Gedanken an die Vergangenheit zu befreien. „Nun kennst du die Wahrheit, und jetzt bist du ihr verpflichtet.“
„Ihr verpflichtet?“, fragte er.
„Sir Thomas ist hier, um dich zu fragen, ob Ciara mein Kind oder das von Beitris ist. Was wirst du ihm antworten, jetzt, da du die Wahrheit kennst?“
„Marian, es muss doch einen Ausweg geben“, entgegnete er ausweichend.
„Überleg mal, Duncan. Dir bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder du lügst oder du sagst die Wahrheit. Und jetzt, da du die Wahrheit kennst und da ich weiß, dass du so wenig zu lügen vermagst, wie du ohne Luft zum Atmen auskommen kannst, ist mir klar, was du antworten musst. Deine Ehre ist dir wichtiger als dein eigenes Leben.“ Sie stand auf und machte ein paar Schritte vom Tisch und von ihm weg, womit sie in gewisser Weise die Trennung vorwegnahm, die ihr noch bevorstand.
„Wenn Laird Erskine dich also nach der Wahrheit fragt …“
„Die ist seinem Clan zum größten Teil längst bekannt, Marian. Sie waren von Anfang an misstrauisch, dass die von deinem Vater verbreitete Geschichte nicht den Tatsachen entspricht.“ Er stand ebenfalls auf und ging zu ihr, doch sie wich vor ihm zurück. „Marian, liebst du mich? Würdest du meine Frau bleiben wollen?“
„Aye, Duncan, ich liebe dich. Ich liebe dich genug, um zu wissen, dass es etwas gibt, das dir wichtiger ist als ich und dass ich dich deswegen nicht verdammen darf.“
„Ich will keine andere Frau, Marian. Wir können eine Lösung finden.“
„Als Jocelyn in den Wehen lag, glaubte Ailsa eine Zeit lang, sie würden zwischen ihr und dem Kind entscheiden müssen. Jocelyn hatte bereits so viel Blut verloren, und das Kind wollte einfach nicht herauskommen. Als Ailsa Connor vor diese Wahl stellte, da zögerte er keinen Herzschlag lang, sondern sagte ihr, er könne ohne Jocelyn nicht leben und Ailsa solle alles in ihren Kräften Stehende unternehmen, um sie die Geburt sicher durchstehen zu lassen.“
Wieder wischte sie über ihre Augen. „Bei diesen Worten sah er Jocelyn so liebevoll an, dass ich mich abwenden musste. Er liebt sie so sehr, dass er sich für sie entschied, obwohl er damit gegen das Kirchengesetz, ja, sogar gegen
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