Highlander und die Hure
Turm angrenzte, stand Marian und sah sie an.
„Ich habe ihr die Erlaubnis gegeben, auf der Burgmauer zu spazieren, wenn sie es will“, erklärte Connor. „Jocelyn und ich benötigen diesen Abschnitt derzeit nicht.“ Er machte einen Schritt fort von Duncan, drehte sich dann aber wieder zu ihm um. „Du musst Entscheidungen treffen, mein Freund. Entscheidungen, vor denen ich auch schon gestanden habe und um die ich dich nicht beneide.“
Duncan sah seinem Laird und Freund nach, wie der im Vorbeigehen mit Marian redete und sich dann in den Turm zurückzog. Sie stand einige Schritte weit von ihm entfernt; er sah sie an und wartete ab. Selbst aus dieser Entfernung konnte er die Angst in ihren Augen erkennen, und er hoffte, dass sie ihrerseits in seinen Augen die Liebe ausmachte, die er für sie empfand. Als er die Arme ausbreitete, kam sie zu ihm gelaufen.
Er löste die oberste Lage seines Plaids, zog Marian an sich und legte den Stoff um sie. Dann beugte er sich vor, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und küsste sie, wie er es sich die ganze Zeit über gewünscht hatte, als er von ihr getrennt gewesen war.
„Komm mit“, sagte er schließlich. „Wir müssen uns unterhalten.“
Sie begaben sich zu dem Turm, in dem sie einquartiert waren, gingen die Treppe nach unten und zogen sich in ihre Gemächer zurück, wo er sie wieder küsste, weil sie ihm so sehr gefehlt hatte. Unter anderen Bedingungen hätte er sie mit noch mehr Zärtlichkeiten überhäuft, aber man würde ihn schon bald holen kommen und dann … dann würde nichts mehr so sein, wie es einmal gewesen war.
Als er Marians ernsten Gesichtsausdruck bemerkte, wusste er, dass die Veränderungen bereits in diesem Moment ihren Anfang nahmen.
Seit Tagen hatte sie kaum mehr geschlafen. Ihr fehlte seine Wärme, aber ihr fehlte auch seine Liebe, die ihr Kraft gab. Was ihr jedoch vor allem den Schlaf raubte, war das Wissen, dass sie ihn niemals wieder haben würde.
Die Art, wie er sie in seine Arme schloss, war für sie die Bestätigung, dass sie so vorgehen musste, wie es ihr Plan vorsah. Marian spürte, dass er nicht glaubte, sie würde ihn tatsächlich verlassen. Aber wenn er die Wahrheit kannte, würde er sie gehen lassen müssen. Damit befanden sie sich beide in einer Situation, in der sie nicht gewinnen konnten, egal, wie ihr Handeln aussah. Sie hatte diese Erkenntnis bereits vor Monaten akzeptiert, und das galt auch für die einzig denkbare Lösung, doch Duncan war noch nicht an diesem Punkt angelangt. Noch nicht, aber schon bald.
Sanft strich sie über seine geschwollene Lippe und sah die Schwellung über seinem Auge. „Iain?“, fragte sie.
„Er sieht viel schlimmer aus“, antwortete er mit einem gewissen Stolz in seiner Stimme. „Ich nehme an, er wird herkommen, sobald er wieder in der Lage ist zu reiten.“
„Setz dich hin.“ Sie zeigte auf die Bank, dann schenkte sie für beide Wein ein und beobachtete, wie er seinen Becher austrank. „Du musst völlig erschöpft sein.“
Er setzte den Becher ab und schaute sie an. „Sag es mir, Marian“, forderte er sie leise auf. „Erzähl mir alles.“
„Beitris und ich sind zusammen aufgewachsen, zuerst bei ihrer Familie, dann bei meiner“, begann sie schließlich. „Ich war diejenige, die als Erste vorschlug, sie solle Iain heiraten. Es war selbstsüchtig von mir, weil ich meinen Bruder liebte, und ich wollte weder ihn noch meine beste Freundin verlieren. Wenn sie heirateten, würde ich beide behalten.“
„Heißt das, die beiden wollten nicht heiraten?“
„Beitris liebte Iain schon lange, doch er schien an einer Heirat nicht interessiert zu sein. Er widmete sich den gleichen Zerstreuungen wie alle jungen Männer, und ans Heiraten dachte er eigentlich überhaupt nicht. Natürlich begann mein Vater, Druck auf ihn auszuüben, da er der Erbe war und somit eine Frau brauchte. Ich war diejenige, die meine Eltern davon überzeugte, dass Beitris genau die Richtige für ihn sei.“
Eigentlich gab es mehr dazu zu sagen, doch das konnte sie nicht mit ihm teilen.
„Sie waren verheiratet und schienen glücklich zu sein, doch das änderte sich, als sie versuchten, ein Kind zu zeugen. Sie stritten sich und machten sich gegenseitig Vorwürfe. Mein Vater mischte sich ein, um den beiden zu helfen, aber das führte zu nichts. Dann, nach zwei Jahren, erwartete Beitris auf einmal ein Kind.“
Marian setzte sich, da sie nicht wusste, ob sie sich lange genug auf den Beinen halten konnte, um alles zu
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