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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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alles ist schon so lange her.”
    “Es tut mir so leid.” Gepresst brachte er die Worte hervor.
    “Sag das nicht”, flüsterte sie.
    In seiner Miene mischten sich Zweifel und Verwirrung.
    “Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Greg. Ich habe dir schon vor vielen Jahren verziehen. Auch wenn du es damals nicht ahnen konntest und ich auch nicht: Mit Edward hast du mir etwas sehr Kostbares geschenkt. Er war ein wunderbares Kind und ein wahrer Sonnenschein für meine Eltern. Sie haben mir in den ersten Jahren bei der Betreuung geholfen.”
    “Du bist wieder zu Hause eingezogen?”
    “Ja, bis das Baby geboren war. Danach hat Mom tagsüber auf Edward aufgepasst, während ich das College zu Ende gemacht habe.”
    “Es muss eine schwierige Zeit für dich gewesen sein.”
    “Ja, das stimmt.” Catherine hatte nicht die Absicht, die Sache schönzureden. Als alleinerziehende Mutter hatte sie viele Opfer bringen müssen, und die ersten Jahre waren hart gewesen.
    “Edward”, bemerkte Greg. “Nach deinem Vater.”
    Catherine nickte. Insgeheim war sie überrascht, dass er sich noch an den Vornamen ihres Vaters erinnerte.
    “Wie konntest du mir verzeihen?” Greg klang beinahe ärgerlich, dass sie ihn nicht mit jahrelang aufgestautem Hass konfrontierte. Fast sah es so aus, als hätte er erwartet, von ihr gestraft zu werden – als müsste er hier und jetzt Buße für seine Sünden tun.
    “Ich musste erst dir vergeben, bevor ich in meinem Leben einen Schritt weiterkommen konnte. Das hat eine ganze Weile gedauert, aber irgendwann war die Bitterkeit kaum noch zu ertragen. Ich musste sie hinter mir lassen. Sobald ich diesen Schritt getan hatte, fand ich ungeahnte Freiheit. Kurz darauf bin ich Larry begegnet. Wir sind inzwischen seit siebenundzwanzig Jahren verheiratet.”
    “Aber ich habe deine Vergebung nicht verdient.”
    “Darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Aber glaub mir: Es war alles andere als einfach, dir zu verzeihen. Als ich damals erfuhr, dass du einfach gegangen bist, habe ich mich zuerst geweigert, es zu glauben. Immer und immer wieder habe ich deinen Brief gelesen – ohne zu begreifen, was die Worte bedeuteten. Irgendwie war ich trotz allem überzeugt davon, dass du zu mir zurückkehren würdest. Ich habe mir eingeredet, dass du nur ein bisschen Zeit brauchtest, um mit der ganzen Sache fertig zu werden. Dann würdest du wiederkommen, und alles wäre in Ordnung … Irgendwann gab es ein ziemlich böses Erwachen.”
    “Ich … ich war einfach noch nicht bereit, Vater zu werden. Vermutlich war ich das auch später nie.”
    Einen Augenblick lang fragte sich Catherine, ob sie ihn missverstanden hatte. “Willst du damit sagen, dass du keine Kinder bekommen hast?”
    “Ja”, bestätigte er. “Dreimal war ich verheiratet, aber keine meiner Frauen wollte eine Familie gründen. Aber das machte mir nichts, denn ich wollte es auch nicht.” Er zögerte und suchte ihren Blick. “Ich war ein egoistischer Mistkerl, als ich dich verlassen habe. Leider hat sich daran seitdem nichts geändert.”
    Sie konnte seine Behauptung weder bestätigen noch abstreiten, denn sie kannte ihn nicht mehr.
    “Würde es dir etwas ausmachen, mir von Edward zu erzählen?”, fragte er.
    Catherine lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und nippte an ihrem Kaffee. “In mehr als einer Hinsicht gleicht er dir. Zumindest äußerlich seht ihr euch ähnlich.”
    Aufblickend, versuchte Greg sich an einem schwachen Lächeln.
    “Er ist fast eins neunzig groß, mit ziemlich sportlicher Figur.”
    “Wie alt ist er jetzt? Vierunddreißig?”
    “Fünfunddreißig”, berichtigte sie. “Er hatte letzten Monat Geburtstag, am neunundzwanzigsten.”
    “Ist er verheiratet?”
    “Ja, und inzwischen hat er sogar selbst einen kleinen Sohn. Das zweite Baby wird im Frühling erwartet.”
    Gregs Lächeln wurde breiter.
    “Er ist Arzt.”
    “Wirklich?” Die Frage klang etwas ungläubig, als könnte Greg sich das nur schwer vorstellen.
    “Ja, wie mein Mann.” Vielleicht war es an der Zeit, Greg noch einmal daran zu erinnern, wer Edwards wirklicher Vater war. “Larry hat Edward großgezogen und dafür gesorgt, dass er der Mann wurde, der er ist. Larry ist sein Vater.”
    Greg schüttelte den Kopf. “Ich würde mich nie in sein Leben einmischen.”
    Es dauerte einen Augenblick, bis Catherine die Bedeutung seiner Worte erfasste, doch dann begriff sie. “Soll das etwa heißen, du möchtest Edward treffen?”
    Er schwieg eine ganze Weile. Doch

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