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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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verwundet. Sie lebte noch ein paar Stunden, voll Sorge um Sie. Sie wollte Ihnen noch sagen, wie sehr sie Sie liebt.«
    In Philippe wehrte sich alles gegen die Bedeutung hinter Bernhards Worten. Verzweifelt bäumte er sich auf, wurde aber energisch zurück auf sein hartes Lager gedrückt und hatte nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren.
    »Ich möchte sie sehen.« Philippe kannte seine eigene Stimme nicht mehr.
    »Das geht leider nicht, mein junger Freund. Udako und das Kind sind seit über zwei Wochen beerdigt.«
    Gequält schloss Philippe die schmerzenden Augen. So lange war er ohne Besinnung gewesen?
    »Sie ist friedlich und im Einklang mit Gottes Willen zum Herrn gegangen, Herr Leutnant.«
    Udako war tot? Das Mädchen mit dem schönsten Lachen, das er jemals in seinem Leben gehört hatte, war nicht mehr da? Nie mehr würde sie ihn anlächeln, über ihn den Kopf schütteln, ihn umarmen? Er würde niemals wieder die bernsteinfarbenen Flecken in ihren braunen Augen bewundern dürfen oder den süßen Duft ihres Haares einatmen? Die Frau, der er sein ruheloses Herz geschenkt hatte, damit es bei ihr Frieden, Geborgenheit und Liebe finden konnte, war ihm für immer genommen worden!
    Auch wenn seine Augen trocken, sein Gesicht reglos blieb, in seinem Herzen weinte er Tränen der Verzweiflung, der Trauer und der Hoffnungslosigkeit.
    »Herr Leutnant, ich lasse Sie jetzt für ein paar Minuten allein. Ich habe dem Lazarettarzt versprochen, ihn zu benachrichtigen, sobald Sie wach sind. Er sieht bald nach Ihnen.«
    Philippe reagierte nicht. Seine Augen waren starr geradeaus an die Holzdecke gerichtet, wo die Lebenslinien des Baumes, der für die Entstehung des Lazaretts hatte sterben müssen, in verworrenen Bahnen verliefen. Nicht anders als die seinen. Und er war soeben auch gestorben – wenn nicht körperlich, so doch seelisch.
    ***
    »In Ihrer Tasche fanden sich die Aufzeichnungen Ihrer Recherchearbeit.«
    Philippe wandte den Blick langsam von der Decke zu Oberstleutnant von Estorff. An die Diacamp-Company und an Roth hatte er keinen Gedanken mehr verschwendet.
    »Leutnant Röhler war in der Namib und in Walvis Bay. Die Diacamp-Company wurde zwei Tage nach dem Angriff auf Sie und drei Tage vor Eintreffen Röhlers verkauft und aufgelöst. Der Holländer ist fort. Unteroffizier Roth war auf seinem Posten, als Röhler bei Ihrer Wüstentruppe eintraf, und ein Angestellter der Diacamp in Walvis Bay, Heinz Stichmann, dem man übrigens das Haus über dem Kopf angezündet hat, wodurch alle Unterlagen verloren gingen, bezeugt, Roth habe sich zur Zeit des Überfalls auf Sie in der Stadt aufgehalten, da er dort irgendwelchen Hinweisen nachgehen wollte. Ebenso beteuert der Wirt einer Kneipe, Roth sei in dieser Zeit zumindest einmal bei ihm gewesen.«
    Von Estorff schien Philippes mangelnde Reaktion überhaupt nicht zu bemerken. Er schnaubte ungehalten und setzte seinen nervösen Gang durch die kleine Krankenkammer fort. »Mir ist durchaus klar, dass Stichmann lügen und der Barmann sich im Datum täuschen könnte, zumal Ihre Unteroffiziere so etwas andeuteten. Aber ohne die verbrannten Unterlagen ist weder Roth noch diesem Holländer auch nur unlauterer Wettbewerb, geschweige denn die Verantwortung für die Überfälle auf die Schürflager oder auf das Kinderheim nachzuweisen.«
    Philippe reagierte noch immer nicht. Es war ihm gleichgültig. Udakos Tod blieb das Einzige, was ihn erreichte. Das anfängliche namenlose Entsetzen wich allmählich einer tiefen Verzweiflung, die sich zunehmend in Wut verwandelte.
    »Sollten die Übergriffe auf die anderen Diamantsucher jetzt ein Ende finden, könnte das ein Beweis Ihrer Theorie sein, dass die Diacamp dahintersteckte. Allerdings sind uns, was diesen Holländer betrifft …«
    Wie die Tage zuvor wandte Philippe den Kopf ab und starrte die Holzdecke an. Zurück in Preußen würde es ein Leichtes für ihn sein herauszufinden, wer dieser Erik van Campen war, wo er lebte …
    »Roth, der seines Mannschaftsdienstgrades inzwischen wieder enthoben ist, stellte vor Wochen den Antrag, nach Beendigung seiner Pflichtzeit als Mitglied der Kaiserlichen Schutztruppe in Windhuk stationiert zu werden. Nun wird dieser Antrag abgelehnt, er wird unverzüglich zurück ins Reich versetzt. Zudem muss er die Armee nach Beendigung der Pflichtzeit verlassen. Ihre Wüstensoldaten sind auf dem Weg zurück nach Windhuk, sie werden von einem anderen Zug abgelöst.«
    Diese Nachricht entlockte Philippe ein Stirnrunzeln.

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