Klingenfieber: Roman (German Edition)
W ie ein Schwarm goldener Schmetterlinge tanzte das Licht über dem Fluss, und in diesem Licht sah Stenrei sie zum ersten Mal.
Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass sie die Klingentänzerin war.
Er beobachtete sie, wie jeder Junge von sechzehn Jahren eine schöne Frau beim Baden beobachtet hätte, vorausgesetzt, er hat sich noch nicht durch ein Geräusch verraten und kann sich eines ebenfalls unbemerkten Rückzugs einigermaßen sicher sein.
Es war nichts weiter als ein Zufall.
Stenrei hatte sich auf einem seiner Streifzüge befunden. Die Waldstämme rührten sich wieder, raunten die Alten. Die Grünen Leute rüsteten zum Aufstand. Bewegten die Bäume. Schlugen aus. Röteten zum Herbst. Und die Niederstädte entsandten Truppen, um das Dickicht zu beruhigen. Stenrei träumte davon, einer solchen Truppe zu begegnen, sich nützlich machen zu können, vielleicht als ortskundiger Führer, vielleicht aber auch nur als Schildknappe oder Geschirrträger, ganz egal. Nur weg von hier, weg von Bosel, der Eintönigkeit, den ewig gleichen Gassen, weg von den Eltern und den anderen, die so gar nichts an sich hatten, was für ihn anziehend war.
Niemand in Bosel hatte Vorstellungen. Vorstellungen von der Welt jenseits der Wälder.
Es gab ein Sprichwort hier: »Hau den Baum und schaff ihn heim.« Das hieß: Nimm dir vor, was bewältigbar ist, sichere es und schere dich nicht um alles Weitere. Stenrei hasste diese Denkweise. Sie war wie die Arbeit seines Vaters, sie fügte Steine aufeinander, um kleine, kompakte Häuser daraus zu schaffen. Und in diese Häuser zogen dann kleine Familien und lebten winzige Leben. Aber die Welt war doch so riesig und bot so viele Wunder! Und jeder, der jemals durch Bosel gekommen war, um irgendwo anders hinzugehen, hatte in den Schenken davon Kunde gebracht. Von den Offenen Ländern. Den Wandernden Feuern. Den Bergen. Den Meeren. Der Hochstadt. Den Drachen und dickhäutigen Elfentieren.
Stenrei war ein Träumer. Aber keiner, der seine Nase in Bücher steckte. Sondern eher ein Abenteurer, dem man bislang noch nicht gestattet hatte, eine Waffe zu tragen. Gerne rannte er ungestüm und einsam durch den Wald, wenn seine Arbeit mit seinem Vater, dem Steinsetzer, es ermöglichte. Manchmal pirschte er auch. Mit sechzehn durfte er noch keinen Bogen tragen und kein Wild jagen. Dieses Dekret war erst einige Jahrzehnte alt und diente vor allem dem Schutz der Waldleute, auf die übereifrige Jugendliche aus den Steindörfern sonst Jagden veranstalten mochten. Aber dieses Dekret beraubte ihn aller Möglichkeiten. Er konnte sich nicht schulen. Nicht erwachsen werden vor der Zeit. Aber er konnte immerhin die Wälder durchstreifen und sie mehr und mehr kennenlernen. Das unendlich erscheinende, lichtdurchwölkte Immergrün mit seinen Hügeln und Grasflecken, mit den falkenköpfigen Götzen der Grünmenschen und den eigentümlichen Tieren, die dort hausten.
Heute hatte er gepirscht, war der Fährte einer Stachelbache gefolgt, bis hin zum Fluss.
Die Bache war schon lange nicht mehr dort gewesen. Hatte nur getrunken und dann weiter. Aber die Frau, die sich wusch, die war dort.
Das Licht tanzte auf der Strömung, als würden tausend Flämmchen züngeln.
Die Frau war ganz in Leder gekleidet, sehr enges Glattleder die Hose und sehr dünnes Wildleder das Hemd. Sie hatte die Hose nicht ausgezogen im Fluss, bei diesem Material war es gleichgültig, ob es nass wurde oder nicht, aber sie hatte sie sich heruntergestreift.
Nun sah er ihren Hintern, als sie sich dort und zwischen den Beinen wusch, und er sah von seinem Standpunkt aus immerhin zwei Drittel ihrer Brüste, als sie sich auch unter diesen mit frischem Wasser benetzte.
Es war aufregend. Zu aufregend, als dass er auch nur auf den Gedanken hätte kommen können, sich selbst beim Beobachten zu berühren. Er war viel zu sehr in Anspruch genommen vom Schauen. Sämtliche weiteren gleichzeitigen Tätigkeiten hätten ihn überfordert.
Mit offen stehendem Mund beobachtete er, wie die Frau im Fluss sich die Achseln und die Schenkel wusch, dann das Gesicht. Dann zog sie sich die Hose wieder hoch, was nicht einfach zu sein schien, weil sie sehr eng war. Unter der Hose zeichnete sich das prächtige Gesäß fast noch deutlicher, noch praller ab als vorher, als die Frau untenherum nackt gewesen war.
Dann knöpfte sie sich auch ihr Hemd wieder zu. Was schade war, denn Stenrei hätte sie gerne von vorne gesehen.
Sein Blick fiel auf das Schwert, das am Ufer neben ihrem
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