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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Ahnung, was auf euch zukommt? Kannst du deine Militärlaufbahn fortsetzen, wenn dein Vater sich von dir abwendet? Wie viele Kameraden hast du in deiner Offiziersausbildung oder dein jüngerer Bruder in der unteren Stufe der Militärschule, die nicht aus dem Adel, oder zumindest aus dem gut situierten Bürgertum stammen? Wie bringst du das Geld für eine Familie und deine Ausbildung auf?«
    »Das wird schon gehen. Immerhin erfährt mein Vater zunächst einmal gar nichts von unserer Trauung. Wir halten sie so lange wie möglich geheim. Falls das aus Rücksicht auf dich nicht mehr geht und er mir die Unterstützung streicht, ergreife ich eben einen anderen Beruf. Edith hat ja auch ein Einkommen durch ihre Arbeit. Nun freu dich doch einfach für mich und werde eines von Ediths Brautfräulein.«
    »Ich komme mit«, erwiderte Demy schließlich, wenn auch noch immer zögerlich. So wie Hannes sich ausdrückte, war sie hoffentlich nicht die einzige Trauzeugin, denn sollte der Standesbeamte ihre Papiere einsehen wollen, würde er feststellen, dass sie aufgrund ihres Alters für diesen Status nicht taugte. Oder war genau das ihre Chance, die unüberlegt vorangetriebenen Pläne von Hannes vorerst zum Scheitern zu bringen?
    Das Türenschlagen und die laute, durch das Foyer dröhnende Stimme des alten Rittmeisters bei der letzten Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn noch immer im Ohr, rang sie um eine Entscheidung, ob sie Hannes von seiner vorschnellen Eheschließung abbringen sollte oder nicht.
    »Nun mach nicht so ein Gesicht. Freu dich lieber mit mir. Hin und wieder muss der Mensch sein Herz entscheiden lassen, nicht die Forderungen seines Umfeldes.«
    Demy, mit den Gedanken bei der zutiefst unglücklichen Tilla, stieg ein, strich ihren lindgrünen Rock glatt und beobachtete, wie der aufgekratzte Bräutigam hinter dem Steuer Platz nahm. Es mochte schon seine Richtigkeit haben, dem Herzen zu folgen. Nur fragte sie sich, ob Hannes’ noch junges Herz nicht lautstark seinen Verstand überschrie, der ihn vielleicht zu einer langsameren, überlegteren Gangart ermahnt hätte.
    Er gab Gas, und Demy griff mit beiden Händen nach ihrem runden Strohhut, an dem die grünen Satinbänder wild flatterten und der ihr vom Kopf zu wehen drohte.
    »Ich bin für eine Hochzeit nicht passend gekleidet«, wagte Demy einzuwerfen, noch immer unschlüssig darüber, wie sie zu der heimlichen Trauung stehen sollte.
    »Mir scheint fast, du willst inzwischen Vaters arrangierte Verbindung eingehen!«
    Das Mädchen kräuselte die Nase, senkte aber peinlich berührt den Kopf und spürte, wie die Röte ihr heiß ins Gesicht stieg. Immerhin hatte sie in den vergangenen Tagen und Wochen mehrere Male mit diesem Gedanken gespielt.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte sie überdeutlich gegen den Fahrtwind an.
    »Warum zögerst du dann?«
    »Ich habe Angst um dich …«
    »Ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, was ich tun und lassen will.«
    Obwohl Demy schwieg, schlugen ihre Gedanken Kapriolen. Brach mit der Trauung von Hannes und Edith die letzte, wenn auch für sie im Grunde ohnehin nicht akzeptable Zufluchtsstätte für sie weg? Sie und ihre jüngeren Geschwister würden den Meindorffs schon bald lästig werden und vielleicht einen weiteren Heiratskandidaten auf den Plan rufen.
    Demy erschauerte bei der Vorstellung, zwang sich aber, Hannes endgültig aus ihren Zukunftsplänen zu verdrängen. Ihr Leben veränderte sich momentan rasant, praktisch von einer Minute auf die andere. War vor einigen Wochen noch die Aufregung um das Findelkind ein Abenteuer für sie gewesen, betrafen die Schwierigkeiten nun ihre unmittelbare Zukunft. Lina und Margarete wussten inzwischen um ihre Heimlichkeiten. Würden sie schweigen? Akzeptierten die beiden jungen Damen sie tatsächlich noch immer als Gleichgestellte? Lieselotte mit ihren radikalen Ansichten war für sie als Vertraute verloren. Der Vater war tot, das Zuhause in Koudekerke gab es nicht mehr.
    Somit war der Weg für Tilla und die Meindorffs geebnet, ihr einen Fremden als Ehemann zuzuführen. Fehlte nur noch, dass sie auch noch schlechte Nachrichten von Anki aus Russland übermittelt bekam.
    Ruckartig hob Demy den Kopf. Anki! Weshalb war sie bisher nie auf diesen Gedanken gekommen? Es gab noch eine weitere Zufluchtsstätte vor einer ungewollten Ehe! Sie konnte Anki heimlich bitten, für sie in St. Petersburg ebenfalls eine Kindermädchenanstellung aufzutun.
    Ankis Arbeitgeber, Oberst Chabenski, schien

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