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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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ihr und ihrem kindlichen Überschwang, dass sich Margarete und Lina zu einem solch unangemessenen Verhalten hatten hinreißen lassen? Nach einigem Nachdenken zog Demy die Nase kraus und entschloss sich, dass sie sich deswegen nicht schuldig fühlen wollte.
    Sie hatte Margarete und Lina ja nicht gezwungen, sich auf diese Sache einzulassen. Nein, wenn sie es sich genau überlegte, kam es ihr so vor, als sei vielmehr die fröhliche Lina die treibende Kraft hinter den abenteuerlichen Plänen gewesen. Was wohl die Meindorffs dazu sagen würden?

Kapitel 17
    Windhuk, Deutsch-Südwestafrika,
Mai 1908
    Nachdem der Sommer und damit die Regenzeit vorüber waren, brach im Mai allmählich der deutlich kühlere Winter an. Dieser Jahreszeitenwechsel war auf dem zentralen Hochplateau vor allem in den Nächten zu spüren, in denen es teilweise bis unter zehn Grad abkühlte.
    Fröstelnd stand Udako vor der Missionsstation und blickte zu dem klaren, funkelnden Sternenhimmel hinauf, der sich weit über die Steppe breitete und an den in weiter Ferne als verschwommener Umriss zu erahnenden Gebirgszügen befestigt zu sein schien. Bis auf das Rascheln der gezackten Kameldornblätter und des harten Steppengrases herrschte vollkommene Stille. Nicht einmal der Ruf eines Wildtieres drang bis zu der einsamen Gestalt vor; selbst die Zikaden hielten sich an diesem Abend mit ihrem durchdringenden Zirpen zurück.
    Udako war hier herausgekommen, um ihren Gedanken nachzuhängen. Für sie war es kaum vorstellbar, dass es in diesem Land einmal eine Zeit ohne die deutsche Schutzherrschaft gegeben hatte. Alte Leute wie Ana konnten noch davon berichten, wie die Eroberer damals angekommen waren, doch Udako kannte ihre Heimat nicht anders. Manche Deutschen behandelten die Einheimischen wie ihresgleichen, aber es gab auch die anderen, die Spekulanten, deren vorrangiges Ziel es war, so viel Profit wie möglich aus dem Land und der Bevölkerung herauszuschlagen. Diese Art ging gewissenlos über Leichen. Und dann waren da natürlich die Soldaten des weit entfernt lebenden deutschen Kaisers. Er hatte sie zum Schutz der deutschen Siedlungen in sein neu erobertes Reich geschickt. Diese fremden Männer waren Krieger und hatten das blutig unter Beweis gestellt. Die meisten Soldaten waren heute noch überzeugt davon, dass sie für eine gute Sache gekämpft hatten.
    Nun, nach den kriegerischen Auseinandersetzungen, sorgten die Uniformierten für die Einhaltung der von den Deutschen aufgestellten Regeln, die allerdings vor allem dazu dienten, dass die schwarzen Völker sich unterordneten und das Leben für die weißen Siedler angenehm verlief. Noch immer gab es hin und wieder Übergriffe von aufständischen Gruppen, die sich jeglicher Kontrolle durch die Schutztruppe entzogen.
    Morenga war noch im September 1907 von der britischen Kapppolizei getötet worden, und erst im März dieses Jahres hatte Simon Kopper weitere Aufständische um sich versammelt, woraufhin es auf britischem Gebiet zu einem Gefecht kam. Die überlebenden Nama mussten sich tief in die Kalahari 16 zurückziehen, wo sie bis heute lebten. Auch Abraham Rohlfs, ein Unterführer Morengas, scharte noch eine Gruppe Rebellen um sich und verübte weiterhin Überfälle auf deutsche Siedler. Dabei hatten sie ohnehin keine Chance mehr, sich der ungeliebten Eindringlinge zu entledigen. Ihre Attacken waren nur kleine Nadelstiche gegen die Besatzer, das hatte Philippe Udako erklärt und dabei deutlich gemacht, wie differenziert er die Kolonialbestrebungen nicht nur der Deutschen, sondern auch der Franzosen, der Engländer und aller anderen Kolonialmächte sah.
    Philippe … Udako lächelte beim Gedanken an ihn. Im Licht der Sterne hob sich das Weiß ihre Zähne und ihrer Augen auffällig von ihrem dunklen Gesicht ab. Ein sehnsüchtiges Ziehen breitete sich in ihr aus, steigerte sich zu einem körperlich spürbaren Schmerz. Sie vermisste den deutschen Leutnant mehr, als es gut für sie war. Es gab viele Frauen, die sich mit den Besatzern einließen. Einige von ihnen lebten trotz des aufgehobenen Ehegesetzes noch immer mit ihnen zusammen und zogen die gemeinsamen Kinder auf. Doch aus ihrer neuen Herzenshaltung erwuchs ein Problem zwischen ihr und Philippe.
    Der Schmerz in ihr nahm zu, raubte ihr beinahe den Atem. Ihr war bewusst, dass Philippe sich bereits viel länger in Afrika aufgehalten hatte, als er es musste. Und nun befand er sich seit über drei Monaten auf Heimaturlaub. Lange genug, um sie zu vergessen, um

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