Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
unverkennbar.
Jack trat an Saalfelder heran. »Zufrieden?«,erkundigte er sich leise und schaute sich um.
»Kann nichts Gegenteiliges feststellen«, knurrte der Porsche-Fahrer und holte aus der Hosentasche ein dickes, zusammengefaltetes weißes Kuvert.
»Also, dann zur Sache«, sagte Jack, »fünfunddreißigtausend, wie vereinbart.«
Die beiden Männer gingen um eine Betonstütze herum, wo die Beleuchtung besser war. Saalfelder öffnete sein Kuvert und blätterte auf die Motorhaube eines dort abgestellten VW-Golfs die Euro-Scheine hin. Jack zählte mit. »Okay«, sagte er anschließend und steckte sich die Scheine in seine Hosentasche, »sag’ Gerald einen schönen Gruß.«
Saalfelder schwieg dazu. Stattdessen fragte er und deutete in Richtung Kleinbus: »Wer sind die beiden?«
»Zuverlässige Jungs, harte Knochen, kennen sich aus in dem Geschäft.«
»Wissen die denn, wo’s genau hingeht?«
»Ich denke«, Jack signalisierte einem von ihnen mit einem kurzen Zuruf, dass er zu ihnen herkommen solle. Einer der beiden Hünen kam auch sogleich schnellen Schrittes auf sie zu.
»Er wird Bronco genannt«, sagte Jack. Der Kleiderschrank lächelte. Saalfelder blickte in ein helles, kantiges Gesicht mit markanter Nase.
»Hey«, sagte der Mann, »guten Tag.«
Saalfelder kam gleich zur Sache: »Sie waren schon mal im ›High-Noon‹«?
»Ja, haben kein Problem.« Der Mann, das hörte Saalfelder sofort, war Ausländer. Vermutlich Pole oder Russe.
»Passen Sie auf«, fuhr Saalfelder fort, »ich bleib’ hinter Ihnen dran. Wir werden das ›High-Noon‹ erst ansteuern, wenn wir von dort grünes Licht erhalten, haben Sie mich verstanden?«
»Verstanden. Ist was falsch?«, mühte sich der Mann mit der deutschen Sprache ab, während sein Kollege bereits hinterm Steuer des Kleinbusses Platz genommen und die Schiebetür geschlossen hatte.
»Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Saalfelder lediglich, »haben Sie ein Handy dabei?«
»Ja.«
Sie tauschten die Nummern aus, die sie sich gegenseitig auf das leere Geldkuvert schrieben, das Saalfelder dazu in zwei Hälften zerriss.
Dann ging auch der Hüne zum Kleinbus und stieg auf der Beifahrerseite ein.
Saalfelder setzte sich neben seine kurzberockte Begleiterin, die das Ganze aus der Distanz verfolgt hatte.
»Alles klar?«, fragte sie.
»Kein Zweifel«, sagte Saalfelder, startete den Motor seines Porsches und fügte hinzu: »Mit den beiden möchte ich mich aber nicht anlegen.«
Der kleine Tal-Ort Eybach lag schon lange im Schatten. Die Sonne, die morgens erst spät über den Berg kam, versank abends auch wieder bald hinter den bewaldeten Hängen im Westen. Die Hochfläche der Schwäbischen Alb war hingegen noch sonnenüberflutet. Jetzt, gegen 21 Uhr, erstrahlte das Grün der Blätter besonders schön. Das Licht war nicht mehr so grell, die Schatten wurden von Minute zu Minute länger. Noch immer lag diese unerträgliche Schwüle in der Luft. Für die Nacht hatten die Meteorologen Gewitter vorhergesagt. Am Himmel türmten sich bereits stellenweise dicke Wolkenberge auf. Auf den asphaltierten Wegen, die abseits des Alb-Dorfes Stötten zur bewaldeten Hangkante hinüber führten, standen noch mehrere weiße Kombis. Die Spurensicherung aus Göppingen war seit nunmehr fast drei Stunden unermüdlich damit beschäftigt, den Wanderweg zum Himmelsfelsen unter die Lupe zu nehmen. Zunächst hatten die Kriminalisten den Stecken sichergestellt, auf den sie von den Geislinger Kollegen hingewiesen worden waren. Doch sonst fand sich auf dem Felsen-Plateau nichts, was in irgendeiner Weise mit dem Verbrechen zu tun haben könnte. Das wenige Erdreich dort oben war durch die tagelange Trockenheit knochenhart. Weder Opfer noch Täter hatten dort eine Fußspur hinterlassen können. Zu sehen waren nur Schuhabdrücke, die offensichtlich schon viele Tage alt sein mussten. Auch der Waldweg, der an der Hangkante entlang führte und auf dem der Ermordete gejoggt sein musste, wies eine Vielzahl von festgetrockneten Spuren auf. Keine davon, so erkannten die Kriminalisten, würde vom Vormittag stammen.
Vorsichtig waren sie den Weg abgegangen, um sich nicht durch eigene Fußabdrücke zu irritieren. An einigen besonders schattigen Stellen hatten sie bemerkt, dass die Erde noch nicht ganz ausgetrocknet war. Dort versuchten sie, verwertbare Abdrücke ausfindig zu machen. Allerdings konnten seit dem frühen Morgen unzählige andere Personen hier gegangen sein. »Ich befürchte, dass wir hier nicht
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