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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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Kapitel 1: Die Wohnung
    „ Des Zufalls Wege sind uns unbekannt, sie zu berechnen, lehrt uns keine Kunst.“
    (Euripides)
     
    Es war in einem blechdachbewehrten Haus mit blinkenden Zinnen, hinter den sieben Bergen und jenseits der sieben Brücken, unter nördlicher Sonne nur 28°05’15“ entfernt vom Wendekreis des Krebses, wo der Polarstern, der äußerste Stern an der Deichsel des Sternbildes Kleiner Wagen, oder auch an dessen Handgriff, wenn man in dem Wagen eine Schubkarre erkennen möchte, einen Winkel von 50°21'' zum topozentrischen Horizont bildet. Hier, wo man Zwerge kacken und Mauersegler seufzen hören kann, lebte und schlief eine ahnungslose junge Frau fünf Stockwerke hoch über einer großen Stadt. Die helle Frühlingssonne hatte sich gerade einen schmalen Spalt zwischen den schweren Gardinen gesucht und blinzelte neugierig in das Zimmer. Was sie sah, befremdete sie. Hohe Stapel von Büchern türmten sich unordentlich an den Wänden und das Dach war anscheinend undicht, wie ein brauner Wasserfleck an der Decke bezeugte, was dem Raum aber keineswegs den Charme der Dachstube des armen Poeten verlieh. Dann kitzelte sie mich an der Nase – der Leser, der mir bis hierher gefolgt ist, wird bereits vermutet haben, dass es sich bei der Bewohnerin um keine andere als mich selbst handelt – und mein Blick fiel schläfrig auf den Riss in der fleckigen Tapete, welcher sich wie der Ableger eines riesigen Mangrovenbaumes über die Wand hin zog. Hinter der Tapete rieselte es leise, als ich den großen Zeh unter der Bettdecke hervorreckte und vorsichtig mit ihm gegen dieselbe stupste. 'Ich muss was tun!' fuhr es mir durch den Kopf. Dann seufzte ich noch einmal tief und sprang entschlossen aus den Federn.
     Weniger als eine Stunde nach einem schnellen Frühstück, bestehend aus süßem Rosinenbrot mit Butter und dem obligatorischen Multivitamin-Nährstoff-Trunk mit Gelee Royale, grünem Weizengras-Extrakt, Lecithin, Shiitake-Pilz-Extrakt, Möhrensaft, Rote Beete-Saft, Bierhefe, Aloe-Vera-Saft und vielen anderen gesunden Zutaten, fand ich mich im örtlichen Baumarkt wieder. Anfangs etwas ziellos, irrte ich mit ungestümem Wagen durch hallenhohe Regale und bestaunte die Vielzahl der Möglichkeiten. Bald erlangte ich die Orientierung zurück und als ich ausgiebig zwischen Gartenzubehör, Badeinrichtung, Schneidbrennern und sonstigen Werkzeugen, deren Zweck und Anwendung mir gänzlich fremd und unbekannt waren, gestöbert hatte, lud ich ein, was ich zu benötigen glaubte – Tapetenrollen, Leim, Wandfarbe, Gipsspachtel und einiges mehr. Dabei bemerkte ich ein elegantes, ahornfarbenes Wandbord, das ebenfalls zum Verkauf angeboten wurde. Die klare Form kombiniert mit der kühl-distinguierten Farbe überzeugte mich und ich beschloss, dass sich meine Bücher ausnehmend gut darauf machen würden, auch wenn es bei weitem nicht für alle literarischen Werke ausreichen würde. Um den Kauf eines richtigen Regals würde ich nicht herumkommen. Vollbepackt, meine Neuerwerbung in schützender Umarmung haltend, gelangte ich nach Hause und stimmte mich auf das Abenteuer Renovierung ein.
      Das erste Problem, das sich mir in den Weg warf, war das der Bekleidung. Irgendwo mussten noch ein paar alte Turnschuhe und abgetragene bequeme Klamotten zu finden sein, nur wo? Konsequenterweise folgte ich der Spur, welche in meinen Kleiderschrank führte, und mit wenigen Handgriffen hatte ich sämtliche Frühjahrs-, Sommer-, Herbst- und Winterkollektionen um mich herum auf dem Fußboden ausgebreitet, gefolgt von dreißig Paar Schuhen vielfältigster Konstruktion, von denen ich einige infolge arbeitschutztechnischer Bedenken sofort von der Benutzung für angedachte Zwecke ausschloss. Schließlich schälte ich mich in ein baumwollgeripptes Unterhemd, geringelte Leggins, die vor zwanzig Jahren äußerst hip gewesen waren, aber deren Ringel damals beileibe nicht so breit ausfielen wie heute und mich wie ein schwangeres Zebra aussehen ließen, sowie ausgelatschte Textil-Sneaker. Das restliche Zeug stopfte ich schnell wieder in den Schrank hinein, um freie Bahn zu haben.
     Glücklicherweise befanden sich nicht sehr viele Möbel im Zimmer, so dass ich bald alles von der Wand abgerückt, in der Zimmermitte aufgebaut und mit Folie abgedeckt hatte. Die Bücher stapelte ich vorsorglich in den Korridor um. Sollte der Postbote ruhig sehen, wie hochgradig intellektuell ich war, wobei ich das literarisch wertvolle Werk „Die Glut der Leidenschaft“,

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