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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Landung?«
    »Nein, Tuck, eine vermasselte Landung ist, wenn die Gepäckfächer aufspringen und die Sporttaschen der Leute rausfallen. Du hast eine Bruchlandung hingelegt. Aber wenn du dich dadurch besser fühlst: Jetzt wo die Gulfstream hin ist, habe auch ich für mindestens ein halbes Jahr keine Arbeit. Es ist nicht mal klar, ob sie sich überhaupt wieder einen Jet zulegen.«
    »Wird die FAA Anklage erheben?«
    Jake Skye schaute wieder in die Zeitung, um Tucks Blick auszuweichen. »Hör zu, Mann, ist es dir lieber, wenn ich dich anlüge? Ich bin hergekommen, weil ich mir dachte, es ist besser, wenn ich es dir sage. Du hast getrunken. Du hast in SeaTac Anlagen im Wert von einer Million Dollar zu Schrott gemacht – von dem Flugzeug mal ganz abgesehen. Du kannst von Glück sagen, daß du nicht tot bist.«
    »Jake, schau mich an.«
    Jake ließ die Zeitung in seinen Schoß fallen und seufzte. »Was?«
    »Muß ich ins Gefängnis?«
    »Ich muß los, Mann.« Jake stand auf. »Du siehst zu, daß du wieder auf den Damm kommst.« Er machte sich daran, das Zimmer zu verlassen.
    »Jake!«
    Jake Skye blieb stehen und blickte über die Schulter zurück. Tucker sah die Enttäuschung in den Augen seines Freundes.
    »Was hast du dir nur dabei gedacht?« fragte Jake.
    »Sie hat mich dazu überredet. Ich wußte, daß es keine gute Idee war, aber sie war einfach nicht davon abzubringen.«
    Jake trat neben das Bett und beugte sich zu Tuck hinunter. »Tucker, wann wirst du's endlich schnallen? Also hör mir jetzt gut zu, Kumpel, denn ich sag's dir das letzte Mal, okay? Ich hab im Augenblick keine Arbeit, und das wegen dir. Du mußt deine eigenen Entscheidungen treffen. Es geht nicht so weiter, daß dir immer jemand sagt, was du zu tun und zu lassen hast. Irgendwann muß jeder anfangen, Verantwortung zu übernehmen, auch du.«
    »Ich kann nicht glauben, daß ich das ausgerechnet von dir zu hören kriege. Du warst doch derjenige, der mich in dieses Geschäft überhaupt erst reingeritten hat.«
    »Haargenau. Und du bist jetzt dreißig Jahre alt. Mann, du mußt anfangen, selbständig zu denken. Und zwar mit deinem Kopf und nicht mit deinem Schwanz.«
    Tucker betrachtete die Verbände in seinem Schoß. »Entschuldige, es tut mir leid. Es ist mir alles über den Kopf gewachsen. Es war, als würde man mit eingeschaltetem Autopilot fliegen. Ich hab nicht gewollt, daß …«
    »Zeit, das Ruder zu übernehmen, Kumpel.«
    »Jake, während der Bruchlandung ist was Seltsames passiert. Ich weiß nicht, ob es eine Halluzination war oder was. Da war noch jemand anderes im Cockpit.«
    »Du meinst noch jemand außer der Nutte?«
    »Genau, und zwar nur für eine Sekunde oder so. Jedenfalls saß plötzlich ein Kerl auf dem Copilotensitz. Er hat mit mir geredet, und dann hat er sich in Luft aufgelöst.«
    Jake stieß einen Seufzer aus. »Du kannst nicht auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren, wenn du einen Flieger plattmachst, Tuck. Du hast eine Menge Blut verloren.«
    »Das war vor meiner Verletzung. Als der Flieger noch über die Landebahn gerutscht ist.«
    »Hier.« Jake steckte einen silbernen Flachmann unter Tuckers Kopfkissen und knuffte ihm gegen die Schulter. »Ich melde mich bei dir, Mann.« Dann drehte er sich um und ging davon.
    Tuck rief ihm nach: »Was ist, wenn es ein Engel war oder so was?«
    »Dann kommst du auch nächste Woche wieder in den Enquirer«, meinte Jake, die Türklinke in der Hand. »Jetzt schlaf dich erst mal aus.«
     

4
Die Spitze der pinkfarbenen Pyramide
     
    Ein gedämpftes Summen und Murmeln erfüllte die Krankenhauskorridore. In aufgeregter Erwartung überprüften die Reporter noch einmal die Batterien ihrer Recorder und Funktelefone. Schwester und Hilfspersonal bevölkerten scharenweise die Flure in der Hoffnung, einen Blick auf den berühmten Gast zu erhaschen. Die Männer der Flugaufsicht rückten ihre Krawatten zurecht und knöpften die Manschetten ihrer Hemden zu. Eine Rezeptionistin aus der Verwaltung, die nur noch zwei weitere Beraterinnen anwerben mußte, um sich ein pinkfarbenes Oldsmobile zu verdienen, huschte in eines der Untersuchungszimmer und verpaßte sich eine Ladung Sauerstoff, um so die Schwindelgefühle zu vertreiben, die sich unweigerlich einstellen, wenn man seinem Heiland gegenübertritt. Mary Jean war im Anmarsch.
    Mary Jean Dobbins verzichtete, wenn sie auf Reisen war, auf die übliche Entourage von Bodyguards oder anderen dekorativen Blutegeln, mit denen sich die reiche Machtelite im allgemeinen

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