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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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    Die Frau hatte einen gehetzten Blick.
    Aus hellen, an den äußeren Winkeln leicht nach unten gezogenen Augen starrte sie mit einer seltsamen Mischung aus Trotz und Niedergeschlagenheit in die unsichtbare Kamera.
    Sie bewegte sich nicht. Die Kamera ebenso wenig. Die Wand hinter ihr war braun-blau, wie ein alter Bluterguss. Die Couch, auf der sie saß, war grau. Sie war eine hübsche Frau, die sichtlich Angst hatte. Ihre Schultern waren hochgezogen, die Sehnen am Hals straff wie Brückentrossen. Ein schwarzes, ärmelloses Kleid brachte die glatten weißen Arme zur Geltung. Die wasserstoffblonden Haare fielen schlaff auf ihre Schultern.
    Mehrere Sekunden verstrichen. Nichts tat sich. Unter anderen Umständen hätte ich möglicherweise gelästert, dass es sich um einen von Andy Warhols alten Antifilmen handeln müsse: nicht enden wollende statische Aufnahmen vom Empire State Building oder einem schlafenden Mann.
    Wenn einem ein Lieutenant der Mordkommission ein Video bringt, hält man den Mund.
    Milo stand hinter mir. Sein schwarzes Haar war zerzaust, der billige grüne Regenmantel heillos zerknittert. Er sonderte einen nicht unangenehmen Pflanzengeruch ab. Milo hatte einen mächtigen, bislang nicht angerührten Frühstücksburrito in einer Take-away-Schachtel auf meinen Schreibtisch gelegt.
    Wenn er vorbeischaut, geht er normalerweise schnurstracks zum Kühlschrank, trinkt irgendwas und verschlingt Unmengen an Kohlehydraten. An diesem Morgen war er in mein Büro marschiert und hatte schwungvoll eine DVD eingelegt.
    »Damit du was zum Nachdenken hast.«
    Blanche, meine kleine Französische Bulldogge, saß ungewöhnlich ernst neben mir. Sie hatte es mit ihrem üblichen Lächeln versucht, aber gemerkt, dass irgendetwas anders war, als Milo sich nicht bückte, um sie zu tätscheln.
    Ich rubbelte ihren knubbeligen Kopf. Sie blickte zu mir auf, dann wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu.
    Die Lippen der Frau bewegten sich.
    »Jetzt geht’s los«, sagte Milo.
    Der Fernseher blieb stumm.
    »So kann man sich täuschen.«
    Die Frau sagte: »Mein Name ist Elise Freeman. Ich bin Lehrerin und Tutorin an der Windsor Preparatory Academy in Brentwood.« Ihre Stimme klang kehlig. Sie schlang die Finger ineinander und ließ die Hände in den Schoß sinken. »Ich mache diese Aufnahme, um auf die ständigen Drangsalierungen hinzuweisen, die ich durch Mitglieder des Lehrkörpers an der Windsor Preparatory Academy in Brentwood erdulden musste.«
    Sie holte tief Luft. »In den letzten zwei Jahren war ich an der Windsor wiederholt ungerechtfertigten, aggressiven und peinlichen sexuellen Belästigungen durch drei Personen ausgesetzt. Ihre Namen lauten.« Sie hob die rechte Hand. Streckte einen Finger hoch. »Enrico Hauer. H-A-U-E-R.« Zwei Finger. »James Winterthorn.« Wieder buchstabierte sie langsam und deutlich, hob dann einen dritten Finger. »Pat Skaggs.«
    Sie ließ die Hand sinken. »In den letzten zwei Jahren haben mir Enrico Hauer, James Winterthorn und Pat Skaggs mit ihrem brutalen, unerwünschten und bedrohlichen sexuellen Verhalten das Leben zur Hölle gemacht. Ich mache diese Aufnahme, damit die Behörden wissen, wo sie nachforschen müssen, falls mir etwas zustoßen sollte. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll, da ich das Gefühl habe, in der Falle zu sitzen. Da ich Angst habe und mich an niemanden wenden kann. Ich hoffe, dass diese Aufnahme nie ans Licht der Welt kommen muss, aber ich bin froh, dass ich sie gemacht habe.«
    Sie kniff die Augen zu. Bewegte lautlos die Lippen und sackte in sich zusammen. Mit einem Mal schob sie die Unterlippe vor und setzte sich wieder aufrecht hin. Wirkte eher trotzig als bedrückt.
    Mit stechendem Blick starrte sie in die Kamera. »Danke fürs Zuhören.«
    Der Bildschirm wurde blau. »Die Filmhandlung ist echt unterste Kanone«, sagte Milo.
    »Immerhin kommst du damit zu mir«, sagte ich. »Wurde sie ermordet?«
    »Möglicherweise. Sie liegt auf Eis.«
    »Ein Rückstau in der Rechtsmedizin?«
    Er stieß ein raues Lachen aus. »Nee, heute Morgen meine ich’s wortwörtlich. Trockeneis. Gefrorenes CO 2 . Sie wurde in ihrem Haus gefunden, lag in einer Badewanne, die mit dem Zeug gefüllt war.«
    Ich versuchte mir die blonde Frau als gefrorene Leiche vorzustellen, mochte das Bild nicht, das mir durch den Kopf ging, und spielte wieder Doktor Hilfreich. »Wollte da jemand die Todeszeitbestimmung sabotieren? Oder hat sich ein Psychopath eine neue Methode einfallen lassen, sein Werk zur Schau

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