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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sein, an den Schatz zu gelangen.«
    Wieder spielte Rotfeder gekonnt seine Rolle. »Eine hübsche Idee, Chromis, aber ich bin immer noch nicht überzeugt, dass Sie wirklich gründliche Vorarbeit geleistet haben. In den Archiven des Kongresses ist keine DNS der Wohltäterin gespeichert. Sämtliche biologischen Daten gingen im Jahrhundert nach ihrem Aufbruch verloren.«
    »Wir haben ihre DNS«, sagte Chromis.
    »Das ist allerdings eine Neuigkeit. Woher, wenn ich fragen darf?«
    »Es war ein langer Weg, der uns bis zum Mars führte. Aber wir sind zuversichtlich, dass die geborgene Probe ausreicht, um alle nicht befugten Empfänger auszuschließen.«
    »Ich dachte, wir hätten bereits auf dem Mars gesucht und nichts gefunden.«
    »Das hat man. Wir haben tiefer gegraben.«
    Rotfeder ließ sich auf seinen Sitz fallen, als wäre ihm sämtlicher Wind aus den Segeln genommen worden. »In diesem Fall … muss ich Ihnen meine Anerkennung für Ihre Voraussicht aussprechen.«
    »Danke«, sagte Chromis liebenswürdig. »Haben Sie noch weitere Fragen, Abgeordneter Rotfeder?«
    »Nicht die leiseste.«
    Von einigen Delegierten kam mürrisches Gemurmel, aber nur wenige konnten Chromis und Rotfeder diese kleine Theaterinszenierung zum Vorwurf machen. Die meisten hatten bei verschiedenen Gelegenheiten schon selbst ähnliche Farcen zum Besten gegeben.
    »Die vom Abgeordneten Rotfeder geäußerten Bedenken hinsichtlich der technischen Durchführbarkeit dieses Vorschlags sind gerechtfertigt«, sagte Chromis, »aber wir sollten uns dadurch nicht beirren lassen. Wenn sich das Projekt ohne Schwierigkeiten realisieren ließe, wäre es keiner weiteren Erörterung würdig. Hinter uns liegen zehntausend Jahre ohne größere Schwierigkeiten. Jetzt wollen wir uns an etwas Großes wagen und der Geschichte beweisen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind. Wir wollen Raum und Zeit überwinden und der Wohltäterin etwas zurückgeben, zum Dank für das, was sie uns gegeben hat.«
    Chromis gönnte sich eine kurze Pause, da sie erwartete, dass niemand sie in diesem entscheidenden Augenblick unterbrechen würde. Als sie fortfuhr, war ihr Tonfall gemessen und versöhnlich. »Ich bezweifle nicht, dass manche von Ihnen den Sinn dieses Vorschlags hinterfragen, auch wenn er bereits auf jede erdenkliche Weise durch die kollektive Intelligenz von hundertdreißig Welten geprüft wurde. Das Problem ist, dass die Wohltäterin für die meisten von uns nicht mehr als eine Gestalt aus ferner historischer Vergangenheit darstellt, einen Menschen, zu dem wir keine emotionale Verbindung haben. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie immer noch irgendwo lebt und atmet. Sie ist keine Göttin, keine mythische Gestalt, sondern ein Mensch, der genauso real wie jeder von uns ist. Es gab eine Zeit, in der es mir schwer fiel, so von ihr zu denken, aber diese Zeit ist vorbei. Und zwar seit wir dies geborgen haben und sie sprechen hörten.« Chromis antwortete mit einem ernsten Nicken auf das skeptische Raunen ihres Publikums. »So ist es. Wir konnten eine intakte Kopie der Sendung bergen, mit der alles angefangen hat. Die originale Absichtserklärung der Wohltäterin, ihr Versprechen, uns alles zu geben, was sie hatte. Die Rekonstruktion dieser Sendung war in gewisser Weise genauso schwierig wie die Suche nach einer DNS-Probe. Der Unterschied war der, dass die Aufzeichnung die ganze Zeit ein Teil unseres Datenerbes war, nur dass sie verlegt, verschüttet und bis zur Unkenntlichkeit verfälscht wurde. Jahrhundertelange Detektivarbeit war nötig, um sie Stück für Stück wieder zusammenzusetzen, aber ich glaube, dass sich die Mühe gelohnt hat.«
    Chromis blickte sich zum Bildkubus um und schickte einen unterschwelligen Befehl, dass die Aufzeichnung abgespielt werden sollte. Musik ertönte, und ein uraltes Symbol drehte sich vor ihnen – ein Globus und drei Buchstaben eines Alphabets, das seit vierzehntausend Jahren niemand mehr benutzt hatte. »Bitte stellen Sie Ihre Sprachfilter ein«, sagte Chromis, »und zwar auf Englisch, Mitte einundzwanzigstes Jahrhundert. In wenigen Augenblicken werden Sie die Stimme der Wohltäterin hören.«
    In diesem Moment sprach sie, während identische Kopien ihres Gesichts auf alle Facetten des Kubus projiziert wurden. Eine zierlich gebaute Frau, die eher wie ein Opfer der Geschichte wirkte und nicht wie jemand, der Geschichte gemacht hatte. Sie klang zurückhaltend, unsicher, als würde sie gezwungen, etwas zu sagen, das sie normalerweise nicht

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