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Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will

Titel: Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Theresa Koch
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sich in Ideen und Luftschlösser verrennen und oft seltsame Entscheidungen treffen und dass es trotzdem weitergeht. Der Weise unterstützt Menschen, ihren Weg zu gehen und ihren Schatz zu finden, statt sie zu verurteilen, wenn sie sich nicht korrekt verhalten. Weise Menschen wissen um die Relativität von Glaubenssystemen und kennen ihre Abhängigkeit von Kultur und Zeitgeist. Ein weiser Mensch erkennt den Traum und die Entwicklungswünsche im Hintergrund seltsamer Verhaltensweisen und unglücklicher Bemerkungen. Eine weise Frau weiß, dass politische Korrektheit manchmal nicht weiterhilft, beispielsweise, wenn wir von Toleranz sprechen, sie aber nicht wirklich fühlen und eine entsprechende Haltung in einem Konflikt noch nicht einnehmen können.
    Wir sehnen uns nach Weisheit und Menschen, die die Rolle der Weisen oder des Weisen endlich einnehmen.

    Ein Arbeitskonflikt, in dem nur eine Person die Rolle der Weisen oder des Weisen annehmen kann und in der Tiefe versteht, was passiert ist und noch geschehen will, kann sich sofort lösen. Gleichermaßen kann sich der Hass auf einen Bruder in Liebe verwandeln, die Wut auf eine Arbeitskollegin in Mitgefühl, Scham und Schuld in einer Gruppe in Selbstbewusstheit und ein größeres Selbstbewusstsein.

Weisheit in Arbeitsbeziehungen
    In Einzelaufstellungen lasse ich Menschen schon seit Jahren eine Weisheitsposition, »die Weise oder der Weise in dir« einnehmen. Ich kann beispielsweise fragen: »Stelle dir einmal vor, du bist 70 Jahre alt und schon ein bisschen weiser und schaust auf dich heute. Was würdest du dir selbst raten?« Das eröffnet meist einen neuen Blick auf das Problem und erlaubt eine wohltuende Haltungsänderung, die vorher unmöglich schien.
    In der prozessorientierten Veränderungsarbeit wird weisen Menschen ein hoher Rang zugewiesen. Wir brauchen weise Menschen, die in Konflikten und heißen Gruppenprozessen Verständnis und Mitgefühl für alle Seiten aufbringen können. Es braucht Menschen, die weit über politische Korrektheit hinausgehen und sich selbst und ihre Wertsysteme in Frage stellen können. Wenn Menschen sich ihres Rangs durch Weisheit bewusst werden, spüren sie die Kraft und Stärke, die ihnen diese verleiht. Das Selbstbewusstsein wird erhöht, sie haben weniger Angst vor anderen oder Furcht zu versagen. Sie spüren, dass sie dadurch über den Rang, den sie in der sozialen Hierarchie genießen, hinauswachsen können. Bereits eine kurze Selbsteinschätzung auf einer Skala von eins bis zehn oder ein kurzes Gespräch darüber kann diesen Zuwachs an Stärke bewirken. Damit arbeite ich sehr viel und habe überraschend gute Erfahrungen gemacht.

    Fallbeispiel
    Im vergangenen Jahr coachte ich eine etwa fünfzig Jahre alte Frau und Mitarbeiterin einer sozialen Einrichtung, die mit dem jüngeren Geschäftsführer nicht gut zusammenarbeiten konnte. Sie beklagte, dass er zu wenig empathisch im Umgang mit seinen Mitarbeitern sei, außerdem treffe er keine guten Personalentscheidungen. Sie konnte nur noch Mängel und kaum Positives an ihm entdecken und war entsetzt über einige Fehler, die er ihrer Ansicht nach in der Rolle des Leiters nicht machen dürfe. Ich kannte sie von früheren Trainings als starke Mitarbeiterin, es passte nicht zu ihr, sich so sehr vom Wohlverhalten des Geschäftsführers abhängig zu machen. Ich erzählte Ute W., wie ich sie hier nenne, von einer bedeutsamen Beobachtung in der Prozessarbeit: Wir fokussieren in Arbeitsbeziehungen zu sehr auf die normale Hierarchie, die Führungskräfte von Untergebenen unterscheidet, und haben häufig zu hohe Erwartungen an Menschen mit mehr hierarchischem Rang. Der eigene Rang in Bezug auf Weisheit und Erfahrungswissen, das wir im Verlaufe des Lebens erworben haben, ist uns nicht bewusst und so spüren wir auch nicht die daraus resultierende Stärke.
    Ich schlug ihr sowohl eine Skalierung ihres hierarchischen Rangs als auch ihres psychologischen und spirituellen Rangs vor, ein Vorgehen, wie es Max Schupbach in einer Weiterbildung in Berlin zur Bestimmung des Gesamtrangs einer Person in einem Arbeitskonflikt vorgeschlagen hat. Der hierarchische Rang ist gegeben durch unsere soziale Position im Arbeitssystem. Zum psychologischen Rang gehören unser Selbstwert und Selbstbewusstsein, unsere Fähigkeit, trotz widriger Umstände glücklich zu sein, und unsere Stärke, die wir durch Lebenserfahrung erworben haben. Spiritueller Rang meint die Verbundenheit mit einem tiefen Glauben an das Göttliche

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