Historical Band 298
unsere eigenen Kinder auch bald heiraten sollen, wollten wir nichts dem Zufall überlassen.“
„Oh“, flüsterte er. „Jetzt verstehe ich. Die Furcht, unsere Kinder an andere Clans zu verlieren, liegt dir schwer auf der Seele.“
Typisch Mann, einen solchen Grund zu vermuten und etwas so Wichtiges wie die Liebe zu missachten! Und das trotz seiner eigenen tiefen Gefühle für sie und die Kinder. Für ihn schien es wohl wie das Eingeständnis einer Schwäche, zuzugeben, wie wichtig Liebe war.
„Auch das ist ein Grund, aber wir wünschen, dass unsere Kinder, und jeder andere im Clan, mit unserer Hilfe sein höchstes Glück findet, indem wir den richtigen Partner finden.“
„Damit wart ihr heute beschäftigt, nicht wahr? Ihr drei?“
Dann hatte er es also bemerkt. „Aye. Wir haben einige vielversprechende Partner für Ciara kennengelernt. Wir wollten vorbereitet sein, wenn du und Duncan euch auf die Suche nach einem Gatten macht.“
Connor lachte ein wenig beschämt. Heute auf dem Fest war er so eifersüchtig gewesen, weil sie mit so vielen jungen Männern gesprochen hatte! Er hatte schon befürchtet, dass sie in ihrer Ehe unglücklich sein könnte. Dabei glaubten Jocelyn und ihre Freundinnen nur, sie könnten passendere Partner für ihre Kinder und den Clan finden! Nun, wenn er es recht bedachte, musste er zugeben, dass er ursprünglich für seine Nichte den Falschen ausgewählt hatte. Angus hingegen war eine ganz ausgezeichnete Wahl. Verdammt! Sollte sie am Ende etwa recht haben?
„Liebe allein reicht als Grund nicht aus, eine Ehe zu schließen, Jocelyn. Das musst du doch wissen.“ Schuldbewusst schob er die Erkenntnis beiseite, dass er solche Dinge durchaus bedachte, es aber niemals zugeben könnte.
„Aber es kann und muss berücksichtigt werden“, beharrte sie.
Er seufzte. Er dachte durchaus an die jungen Leute und versuchte, die bestmöglichen Partner für sie zu finden. Aber er erwartete, dass alle, die seiner Verantwortung unterlagen, sein Urteil akzeptierten und sich zum Besten des Clans fügten. Eine Liebesheirat strebte er dabei in der Tat nicht an, auch wenn er selbst in Jocelyn die wahre Liebe gefunden hatte.
„Du legst zu viel Wert auf die persönliche Wahl“, sagte er
„Und du zu wenig, Connor.“
Ein Patt, als würden sie Schach spielen.
Er wusste, sie hatte das Herz am rechten Fleck, auch wenn er ihre Methoden nicht billigte. Vor allem störte ihn, dass sie all das vor ihm verheimlicht hatte. Weshalb konnten Frauen nicht einfach direkt sagen, was sie dachten? Und mehr noch, weshalb konnten sie nicht zugeben, wenn sie sich irrten?
Jetzt, da er ihre Beweggründe verstand, sollten sie bald darüber sprechen und eine Lösung finden, die ihr die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder ein wenig nahm. Dann musste sie nicht mehr des Nachts wie ein Dieb umherschleichen und heimlich in seinen Unterlagen wühlen. Jetzt aber war nicht die Zeit dazu; gewiss war ihre Abwesenheit längst bemerkt worden.
„Komm“, sagte er. „Ich muss dem jungen Paar noch meinen Segen geben. Zieh dich an, und wir reden später weiter.“
Sie griff nach der Bürste, doch er kam ihr zuvor. Er liebte es, ihr Haar durch seine Hände gleiten zu lassen und die kastanienfarbenen Strähnen zu bürsten. Als er fertig war, zog sie sich an und flocht ihr Haar zu einem dicken Zopf. Wenig später gingen sie Hand in Hand zurück in die Halle.
Trotz seiner Erleichterung konnte Connor nicht vergessen, dass diese Sache schon eine ganze Weile gelaufen war, ohne dass er es bemerkt hatte. Offenbar hatten Jocelyn und ihre Freundinnen ein großes Talent für Heimlichkeiten – eine erschreckende Erkenntnis. Hatten sie das wirklich alles zustande gebracht – all diese entscheidenden Informationen zusammengetragen und dann in ihrem Sinne Partien geplant?
Ailsa und Angus kamen Hand in Hand zu ihnen geschlendert. Sie lächelten strahlend und warfen sich immer wieder verliebte Blicke zu.
Konnte seine Ehefrau recht haben?
Die Menschen in der Halle verstummten, als er zusammen mit dem Brautpaar vor sie trat. Er sprach ermutigende Worte, Weisheiten über das Eheleben, und wünschte ihnen im Namen seines Clans nur das Beste. Und zuletzt, als er ihnen all das Glück wünschte, das Liebe ihnen bringen konnte, traf ihn die Wahrheit dessen, was Jocelyn meinte, wie ein Schlag.
Ihre Blicke trafen sich, und sie lächelte, als wisse sie, was ihm eben klar geworden war. Als nun auch Rurik und Duncan gemeinsam mit ihren Frauen die Halle
Weitere Kostenlose Bücher