Historical Band 298
einen passenden Ehemann zu suchen.
Unglücklicherweise zog das Vermögen, das sie einmal erben würde, viele ehrgeizige Bewerber an, und Marian sorgte sich wegen der eventuellen Verbindungen. Nur deshalb beteiligte sie sich an diesem Unterfangen.
„Ich kam gar nicht erst heran. Er hat das Schloss an der Schatulle ausgetauscht.“
„Weiß er es?“, fragte Margriet.
„Er ahnt etwas.“ Jocelyn zuckte mit den Schultern. „Ich war unachtsam bei der Suche.“
„Vielleicht sollten wir abwarten?“, meinte Marian, doch Jocelyn konnte die Sorge in ihrer Stimme hören.
Eine Weile sagte keine von ihnen etwas. Alle drei dachten sie vermutlich an ihre eigenen, bald heiratsfähigen Kinder und deren betrübliche Aussichten auf ungeliebte Partner, wenn sie den Laird nicht in ihrem Sinne beeinflussen konnten.
„Ich glaube, das wäre nicht gut“, sagte Jocelyn. „So viele nehmen heute an der Hochzeit teil, dass Connor und Duncan ganz bestimmt die Gelegenheit nutzen werden, Gespräche zu führen.“
Kurz darauf versanken sie alle drei so sehr in den letzten Hochzeitsvorbereitungen, dass sie es nicht mehr schafften, weiter darüber zu sprechen. Jocelyn kam ihren Pflichten als Gemahlin des Laird nach, trotz der finsteren Blicke, die jener ihr zuwarf. Nach außen hin ließen sie sich ihre Meinungsverschiedenheit nicht anmerken, aber Jocelyn spürte im Herzen, wie die Kluft zwischen ihnen größer wurde.
Als die Gäste nach und nach eintrafen, hieß Jocelyn sie willkommen und sorgte für ihr Wohlbefinden. Gleichzeitig bemühte sie sich, möglichst mit denjenigen Gästen zu sprechen, deren Namen sie in den Unterlagen gefunden hatte. Auf einige, die ihr besonders vielversprechend erschienen, wies sie auch Marian hin.
Am Ende des Nachmittags glaubten Jocelyn und ihre Freundinnen, einige mögliche Ehekandidaten für Marians Tochter Ciara erkannt zu haben. Jetzt konnten sie versuchen, diese Wahl zu beeinflussen.
Als Angus und Ailsa ihr Ehegelübde sprachen, brannten Tränen in Jocelyns Augen, und unweigerlich schweifte ihr Blick zu Connor. Sie dachte an ihre eigene Eheschließung und wie weit sie seither gekommen waren. Sie hatte erwartet, ihn immer noch finster dreinblicken zu sehen; umso mehr überraschte sie die ehrliche Liebe, die aus seinen Augen strahlte, als er ihren Blick erwiderte. Nun rannen die Tränen tatsächlich, und Jocelyn entschied sich, ihm die Wahrheit zu sagen – dass die heutige Ehe durch ihre Bemühungen zustande gekommen war, und dass sie und ihre Freundinnen weitere Verbindungen planten, innerhalb wie außerhalb des Clans.
Aber es würde noch eine Weile dauern, bevor sie mit ihm alleine wäre, also beschloss Jocelyn, ihre Sorgen beiseitezuschieben und das Fest zu genießen. Ailsa sah in ihrem Brautkleid bezaubernd aus. Angus hatte ihr eine Halskette geschenkt, ein Familienerbstück, das sie immer wieder berührte und ihn dabei anlächelte.
So unschuldig. So verliebt. Und eine gute Familie. Da hatten sie ganz gewiss einen erfolgreichen Bund gestiftet.
Als nach dem Mahl zum Tanz aufgespielt wurde, schloss sich auch Jocelyn den Tänzern an, zuerst mit Connor, dann mit Verwandten und Freunden. Selbst ihr ältester Sohn forderte sie zu einem Tanz auf und ließ sie völlig atemlos zurück. Sie wollte ihn umarmen, an sich drücken und nie wieder loslassen. Doch an den Sohn des Lairds wurden gewisse Erwartungen gestellt, und eine davon war, als Pflegesohn bei einem anderen Clan zu leben. Obwohl sie viele Nächte geweint hatte, als Connor ihn fortschickte, war sie doch stolz darauf, zu was für einem prächtigen jungen Mann er heranwuchs.
Marian und Margriet setzten sich zu Jocelyn an den Tisch. Gemeinsam lachten sie über die Possen ihrer Kinder und sahen zu, wie das junge Paar beglückwünscht und wegen der Hochzeitsnacht geneckt wurde. Ailsa errötete und griff trostsuchend nach der Hand ihres frischgebackenen Ehemanns.
So suchte sie auch Connors Hand, wenn sie beisammen standen. Zu spüren, wie seine starke Hand die ihre umfing, gab ihr Kraft. Über die Jahre hatten sie so manches bewältigt und eine gute Ehe geführt. Jetzt hoffte sie, dass ihre Bemühungen kommenden Generationen zu ebensolchem Glück verhelfen würden.
Sie schob diese rührseligen Gedanken beiseite und wies Marian auf einige Familien hin, die Söhne im entsprechenden Alter hatten. Dann trennten sie sich, um diese Familien näher kennenzulernen.
Später, bevor sie sich vom Fest zurückzogen, wollten sie sich in ihrem
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