Historical Exklusiv Band 20
in seinem Zorn zu ihr gesagt hatte.
Keane erhob sich schweigend und stellte die Schüssel auf dem Nachttischchen ab. Verstohlen beobachtete er Briana aus den Augenwinkeln heraus und sah, wie sie sich verstohlen die schmerzende Schulter rieb. Was für eine ungewöhnliche kleine Frau! Wie sie stets versuchte, unter allen Umständen als stark zu erscheinen, auch wenn alle Tatsachen gegen sie sprachen.
Entschlossen griff er nach dem Trinkbecher mit frischem Wasser, in dem wie gewöhnlich ein starkes Schmerzpulver aufgelöst war. „Hier, es gibt weitere Medizin für Euch. Ihr solltet sie am besten jetzt gleich trinken.“
Dankbar nahm Briana den Becher und leerte ihn auf einen Zug. Erschöpft ließ sie zu, dass Keane ihr anschließend behilflich dabei war, sich wieder bequem hinzulegen.
Erneut durchströmten sie erschreckende, unbekannte Gefühle, als sie seine Arme spürte, mit denen er sie sanft umfing, während er die stützenden Kissen hinter ihrem Rücken hervorzog. Behutsam zog er die Decken über sie und strich sie glatt.
„Ihr seid so erschreckend dünn“, bemerkte er. „Hat man Euch im Kloster etwa nicht genug zu essen gegeben?“
„Oh doch, wir bekamen zu essen. Aber gemessen an der Arbeit, die wir zu verrichten hatten, standen nie genug Nahrungsmittel für uns zur Verfügung. Ihr müsst wissen“, fügte sie hinzu, wobei die Worte immer schneller aus ihr heraussprudelten, „dass wir selbstverständlich unterrichtet wurden in den Geisteswissenschaften. Doch daneben mussten wir auch pflanzen, ernten und die Herden hüten und versorgen.“
„Wie ganz gewöhnliche Bauern?“, erkundigte sich Keane ungläubig.
Briana nickte und dachte an den Vortrag, den die Mutter Oberin allabendlich vor dem gemeinsamen Gebet ihren Schutzbefohlenen hielt. „Da uns so viel geschenkt wurde, mussten wir auch viel geben. Obwohl wir gebildet waren, wurde erwartet, dass wir den Menschen dienen. Durch Bestrafung unseres Körpers nähren wir unsere Seele.“
Keane war so berührt von ihren Worten, dass er unwillkürlich nach Brianas Händen griff und deren Oberseite nach unten drehte. Er sah die Schwielen, die von harter körperlicher Arbeit zeugten, stieß einen unverständlichen Fluch aus und küsste demütig die Innenflächen von Brianas Händen.
Herr im Himmel! Was hatte er da getan? Seine Reaktion beim Anblick der zerschundenen, dabei so zarten, kleinen Hände war rein instinktiv gewesen. Keane wusste, dass er eine unsichtbare Grenze überschritten hatte, doch noch immer konnte er sich nicht zurückhalten. Abermals zog er Brianas Hände an die Lippen.
Schockiert wich sie vor ihm zurück. Doch ihre Reaktion kam zu spät. Eine nie zuvor erlebte Wärme durchflutete ihren Körper und schien sich irgendwo in der Mitte zu einem gewaltigen Feuer zusammenzuballen. Die Hitze trieb ihr Farbe in die blassen Wangen.
Als sie Keane endlich wieder ansehen konnte, bemerkt sie, dass er sie die ganze Zeit unverwandt angestarrt hatte. Doch der beinahe verzweifelte Ausdruck in seinen Augen war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Vielleicht hatte sie sich dies auch nur eingebildet?
Briana rollte sich auf die Seite. Sie wäre am liebsten im Erdboden versunken und wünschte sich sehnlichst, ihre Gefühle unter Kontrolle bringen zu können. Ihr Herzschlag flatterte wie ein kleiner Schmetterling, und sie konnte ihren unruhigen Puls in der Kehle und der Brust spüren.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit diesen seltsamen Gefühlen umgehen sollte. Das Leben hinter Klostermauern hatte sie nicht darauf vorbereitet. Sie wusste im Moment nur, dass Keanes harmloser Kuss sie in größte Verwirrung stürzte. Doch nun würde hoffentlich bald das Schmerzmittel wirken, sodass sie in den Schlaf entfliehen konnte.
Doch für Keane war das Entkommen aus seinen Gefühlen weniger einfach als für Briana, die die ganze Nacht hindurch tief und fest schlief. Er saß an ihrer Seite und starrte auf die sich gleichmäßig unter Brianas Atemzügen hebenden und senkenden Laken und Decken. Er grübelte unablässig darüber nach, warum ein junges Mädchen aus dem hoch angesehenen Ballinarin-Clan ein Leben in Luxus aufgab, um wie eine Bäuerin von niedrigstem Stand zu leben.
Wann immer sein Blick auf die zarten Hände mit den Schwielen fiel, stand Keane auf und marschierte unruhig in der kleinen Kammer hin und her. Es kostete ihn unmenschliche Willenskraft, sich von Briana fernzuhalten, wenn er doch in dieser Nacht nichts mehr ersehnte, als ein Mal, nur
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