Historical Exklusiv Band 20
einem Halt aus und berührte Keane dabei an der Taille. Im selben Moment hörte sie ihn leise aufstöhnen, wusste aber nicht, ob er ungeduldig oder entzückt war.
Keane hatte den ganzen Abend an nichts anderes denken können als daran, sie zu küssen. Ihm war bewusst, dass er Briana mit seinem Benehmen schockierte, doch er vermochte nicht dagegen anzukämpfen. Sie war so süß und unschuldig und weckte lange begrabene Gefühle in ihm.
Sehnsüchtig vertiefte er den Kuss. Er war wie ausgehungert nach dem Zusammensein mit einem so bezaubernden, unschuldigen Geschöpf wie Briana. Ihm war zumute, als finge sein vor Jahren zu Eis erstarrtes Herz von neuem an zu schlagen.
Keane wusste, dass er jetzt sofort mit seinen Zärtlichkeiten aufhören musste. Brianas süße Unschuld erregte ihn wie nie etwas anderes zuvor. Das war sehr gefährlich, denn er selber war alles andere als unschuldig. Für seine augenblicklichen Fantasien würde dieses wunderbare Mädchen keinerlei Verständnis aufbringen können.
Widerwillig und sich selbst verachtend für seine Schwäche, löste sich Keane schwer atmend von Briana. Doch als sie nach dem Knauf an der Tür griff, hielt er sie zurück. Drinnen wartete Cora, wie er wusste. Doch was er zu sagen hatte, war ausschließlich für Brianas Ohren bestimmt.
„Es tut mir leid, wenn ich Euch schockiert habe“, stieß er hervor. „Aber es wäre eine Lüge zu behaupten, ich würde diesen Kuss bereuen. Ganz im Gegenteil, Briana O’Neil. Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, werde ich Euch wieder küssen. Also seid auf der Hut, Mylady. Ihr befindet Euch im Hause eine gewissenlosen Schurken.“
Briana hob den Kopf und sah Keane aus leuchtenden Augen an. Drei Jahre lang war ihr die Tugend der Ehrlichkeit gepredigt worden. Sie hatte keine Ahnung, wie eine andere Frau an ihrer Stelle reagiert hätte oder hätte reagieren müssen. Sie kannte eben nur Ehrlichkeit, und deshalb sagte sie, was ihr gerade in den Sinn kam: „Ich kann nicht behaupten, dass mir die letzten Minuten leidtun.“ Sie verzog die Lippen zu einem atemberaubenden schelmischen Lächeln. „Und wenn das Küssen eine Sünde war, Keane O’Mara, dann war es eine höchst vergnügliche Sünde, die ich gern jederzeit wieder begehen würde.“
Sie drückte die Tür auf und war im nächsten Moment dahinter verschwunden, ohne Keane noch einen Blick zu gönnen.
Zunächst stand er wie erstarrt vor der geschlossenen Tür. Dann jedoch, als er sich von seiner unsagbaren Überraschung erholte und begann, in Richtung seiner eigenen Gemächer zu gehen, warf er plötzlich den Kopf nach hinten und lachte lauthals los. Diese Briana O’Neil war ein unerhörter Glücksfall in seinem Leben und dazu noch unbeschreiblich bezaubernd in ihrer Natürlichkeit.
Keane lachte immer noch, als er in seinem Schlafgemach die Kleider abstreifte. Es waren Laute, die die Bediensteten von Carrick House seit seiner Rückkehr aus England noch nicht ein einziges Mal von ihrem Herrn gehört hatten.
6. KAPITEL
„Guten Morgen, Mylord.“ Vinson war nach kurzem Anklopfen in das Gemach seines Herrn getreten und fand Keane, wie er, mit bloßem Oberkörper, auf dem Balkon stand und sinnend in den Morgen schaute.
„Ich habe letzte Nacht etwas in Erfahrung gebracht“, sagte er und drehte sich zu seinem alten Butler um. „Briana O’Neil ist keine Nonne und hat niemals einen Eid abgelegt. Sie war lediglich als Schülerin im Kloster.“
„Ist das so, Mylord?“Vinson machte sich an den Kleidern seines Herrn zu schaffen und half ihm in Hemd und Umhang.
Keane hatte eine mehr oder weniger schlaflose Nacht verbracht, in deren Verlauf er zu mehreren Entschlüssen gelangt war. Zunächst einmal musste er nach Möglichkeit jeden weiteren Kontakt mit Briana vermeiden. Er hatte kein Recht, sie dermaßen zu verwirren. Sie war so arglos und offen, er selber jedoch …
Wenn sie die Wahrheit über ihn wüsste, würde sie, so schnell ihre Füße sie trugen, weinend und betend zurück ins Kloster laufen, wo sie vor ihm in Sicherheit war. Für sich selber war es wohl am besten, wenn er einen großen Bogen um Briana machte und dafür sorgte, dass sie so schnell wie nur irgend möglich zu ihrer Familie zurückgebracht wurde, und zwar so unschuldig und unberührt, wie Keane sie gefunden hatte. Auch ihr Vertrauen und ihr Herz sollten keinen Schaden erleiden.
„Obwohl der Ältestenrat um ein Treffen gebeten hat, habe ich die Leute immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet.
Weitere Kostenlose Bücher