Historical Exklusiv Band 42
Stunde, die Madeleine wie eine Ewigkeit erschienen war, kehrte Devlin zurück. Linette eilte zu ihm und ließ sich von ihm hochheben.
„Pferd von Markiss! Pferd von Markiss!“, plapperte sie aufgeregt.
„Ich habe meinen Bruder nicht zu Hause angetroffen“, erklärte er. „Wir sind weiterhin mittellos.“
„Er war hier.“
Ihre Worte wurden von Linette übertönt, die Devlins Gesicht in ihre kleinen Hände nahm und noch lauter rief: „Pferd von Markiss!“
„Was redet sie da eigentlich?“, wunderte er sich.
„Das sagte ich gerade. Dein Bruder war hier, Devlin. Er sah Linette. Mit ‚Markiss‘ meint sie den Marquess.“
„Mein Gott“, entgegnete er. „Was wollte er hier?“
„Er wollte zu dir.“
„Und warum?“
Sie hob ungeduldig die Schultern. „Das weiß ich nicht, er hat es mir nicht anvertraut.“
„Mein Gott! Hat er dich gesehen?“
„Natürlich hat er mich gesehen“, sagte sie mit erhobener Stimme. „Ich habe es dir eben erzählt.“
Sie wusste, es musste für Devlins Bruder nicht leicht sein, von ihrer Existenz zu erfahren, dennoch tat es weh, dass er selbst offenbar genauso dachte.
Devlin setzte Linette ab und hielt sich den Kopf.
„Du musst dir keine Sorgen machen“, erklärte sie. „Ich sagte ihm, ich sei die Haushälterin.“
Ein schallendes Lachen war seine erste Reaktion auf ihre Worte, was Madeleine umso mehr verärgerte. „Das ist nicht lustig, Devlin.“
Grinsend zog er sie an sich, obwohl sie das nicht wollte. „Du hast nichts von einer Haushälterin.“
Mit den Händen auf seiner Brust versuchte sie, sich aus seiner Umarmung zu befreien. „Jetzt sei endlich ernst. Was sollen wir machen?“
Linette kam mit dem Holzpferd angelaufen. „Daddy spielen!“
„Nein, Lady Lin, nicht jetzt.“ Er hielt weiter Madeleine fest, während das Mädchen an seinem Hosenbein zog.
„Wir werden gar nichts unternehmen, Maddy“, sagte er schließlich. „Ned hätte früher oder später sowieso alles herausbekommen. Mein Bruder hat schon immer jedes meiner Geheimnisse lüften können.“
Madeleine hörte auf, sich gegen seine Umarmung zu sträuben, und ließ den Kopf an seine Brust sinken. Solange niemand von ihrer Anwesenheit wusste, konnte sie leichter ihren Tagträumen nachgehen. Doch wenn man es genau betrachtete, war ihre Existenz eine Schande.
„Sind Sophie und Bart zu Hause?“ Seine tiefe Stimme erzeugte ein wohliges Vibrieren in ihrer Brust.
„Sie sind zu Madame Emeraude gegangen, was aber bereits eine Weile her ist. Ich vermute, sie machen einen Stadtbummel.“
„Nicht zu fassen, dass die beiden ein Paar sein können“, meinte er mit einem leisen Lachen.
Ganz im Gegenteil, dachte Madeleine. Die beiden konnten ein Paar sein, sie und Dev dagegen nicht. Ein Mann von Barts Stand durfte ein Mädchen heiraten, ohne auf deren Ruf achten zu müssen. Einem Lord dagegen war das verwehrt.
Am nächsten Morgen erwachte Devlin in Madeleines Armen. Er betrachtete ihr Gesicht, das so unschuldig wirkte wie das eines Lamms, so jung und so verwundbar. Sein Herz sehnte sich nach ihr, dass es fast schmerzte.
In der Nacht war sie nicht zu ihm gekommen. Vielmehr war er rastlos und begierig gewesen, und sein Verlangen hatte ihm so lange zu schaffen gemacht, bis er nicht länger hatte warten können. Er öffnete die Tür und ging in ihr Zimmer, und als er sie aus ihrem Bett hob, um sie zu sich zu holen, protestierte sie nicht.
Er wollte sie an diesem Morgen lieben, und das am liebsten mehr als nur einmal, sofern das Kind lange genug schlief. Das Wissen, Madeleine aufgeben zu müssen, ließ das Verlangen nach ihr nur noch stärker werden, als müsse er sie genießen, solange es noch möglich war. Und als müsse es für den Rest seines Lebens reichen.
Kaum hatte sie die Augen aufgeschlagen, sah sie ihn auch schon voller Zärtlichkeit an. Doch einen Herzschlag später spiegelten sie Sorge wider, und dann verlor sich langsam und bewusst jedes Gefühl in ihrem Ausdruck.
„Soll ich dich lieben, Devlin?“ Sie sprach mit dieser süßlichen Stimme, die klang, als gehöre sie einer anderen Frau. Mit einer Hand strich sie über seine vernarbte Brust und wanderte langsam weiter nach unten.
Plötzlich packte er sie am Handgelenk. „Mach dir nicht die Mühe, Miss M.“
Er hatte nicht erwartet, diese Seite an Madeleine noch einmal zu erleben. Zwar machte er sich innerlich bereits darauf gefasst, nur noch wenig Zeit mit ihr verbringen zu können, dennoch erwartete er von ihr
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