HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Stimmen draußen vor der Tür hörte, setzte sie sich aufrecht hin, strich sich die goldenen Locken aus der Stirn und riss wie wild an Gryfs Schulter. „Wach auf. O Gryf, was sollen wir jetzt machen?“
„Wir?“ Er lächelte schelmisch. „Ich habe meinen Namen nicht gehört. Ich glaube, du bist diejenige, über die gesprochen wird.“
Sie nahm ein Kissen und warf es ihm an den Kopf. „Du musst mir helfen. Wie soll ich hier herauskommen und in mein Zimmer schleichen, ohne ertappt zu werden?“
„Ertappt?“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Du klingst wie ein ungezogenes Kind.“ Schelmisch blinzelte er zu ihr auf. „Seid Ihr ungezogen gewesen, Captain Lambert?“
„Wie kannst du jetzt lachen?“
„Weil ich mich, meine Liebe …“, er zog sie zu sich und verteilte Küsse auf ihrem ganzen Gesicht, bis sie kicherte, „… an diesem Morgen viel zu gut fühle, um finster dreinzuschauen. Und offensichtlich fühlst du dich ebenso gut.“
„Ja, das stimmt.“ Sie schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss.
Ein Fehler, wie sie sogleich merkte, da sein Lachen schwand und seine Augen jenen dunklen, wolfsartigen Ausdruck annahmen, den sie in den letzten Stunden an ihm wahrgenommen hatte. Die ganze Nacht über hatten sie sich geliebt, ein wenig geschlummert und sich erneut geliebt. Jedes Mal hatten sie ein wenig mehr über den anderen erfahren, bis sie sich so gut kannten wie ein eingespieltes Liebespaar.
Doch rasch wich die Behaglichkeit einer Woge des Verlangens, als seine Hände über ihren Leib strichen und er den Kuss vertiefte, sodass sie beide nach Luft rangen.
„Gryf.“ Sie stieß gegen seine Brust. „Ich muss jetzt wirklich …“
„Ja. Du musst.“ Er drückte sie in die Bettlaken und begann, ihren Leib mit fordernden Küssen zu bedecken.
„Gryf. Du kannst nicht … Wir können nicht …“ Sie ergriff seinen Kopf. Und dann, ehe sie einen weiteren Einwand machen konnte, stieß sie einen Laut aus, den man für einen Schrei oder ein Schluchzen halten konnte.
Sie spürte grelle, blendende Lichter in ihrem Kopf aufblitzen, während er ihr langsam den Verstand raubte. Und als ihre Wahrnehmung gänzlich ins Wanken geriet, verlor sie einmal mehr die Kontrolle über sich.
Mistress Coffeys Stimme klang missbilligend, als Darcy und Gryf den Speiseraum betraten. „Wir wollen endlich mit der Frühmahlzeit beginnen. Wo seid ihr beide gewesen?“
„Ich … musste noch eben nach Whit schauen.“ Darcy nahm am Tisch Platz und mied bewusst die Blicke ihrer Schwestern.
„Das dauert doch bloß einen Moment. Du hast deine Familie fast eine Stunde warten lassen.“
„Gryf wollte Furchtlos noch nach draußen lassen.“
„Das sind ein oder zwei Minuten mehr.“
Als die Haushälterin von Platz zu Platz ging, um den Tee einzuschenken, zwinkerte Bethany Ambrosia zu und beschloss, ihrer kleinen Schwester zu Hilfe zu kommen. „Ihr solltet dankbar sein, Mistress Coffey. Ihr wisst doch, wie verstimmt Ihr seid, wenn der Welpe nicht rechtzeitig nach draußen kommt.“
„Fürwahr.“ Die alte Frau zog die Stirn in Falten. „Das Zimmer des Jungen beginnt schon wie ein Stall zu riechen.“
„Daran können wir nichts ändern“, warf Geoffrey Lambert ein. „Es ist unmöglich, den Burschen von dem Hund zu trennen. Ich glaube, es ist Furchtlos , der den Jungen so schnell wieder gesund werden lässt.“
Darcy lehnte sich zurück, erleichtert, dass das allgemeine Interesse nun Whit und Furchtlos galt. Vielleicht würden die anderen sie und Gryf für eine Weile vergessen.
Während die Gespräche bei Tisch ihren Lauf nahmen, schaute sie vorsichtig zu Gryf hinüber. Er spürte ihre Blicke, drehte ihr den Kopf zu und warf ihr ein wissendes Lächeln zu.
Am anderen Ende der Tafel saß Newton und beobachtete die beiden – seine Hoffnung war dahin. Diese vertrauten Blicke waren nicht zu übersehen. Es war das eingetreten, was er befürchtet hatte. Sie hatten eine unsichtbare Linie überschritten. Er seufzte. Das musste wohl so kommen, dachte er im Stillen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass das Mädchen keinen neuen Kummer erleiden würde. Er hatte keinen Zweifel, dass sie das Geschehene überlebte, mochte der Schmerz auch noch so groß sein. Nur bei sich selbst war er gar nicht so sicher. Jedes Mal, wenn Darcy litt, verspürte er einen Stich in seinem alten Herzen.
„Newton.“ Die hohe Stimme der Haushälterin war voller Aufregung. „Ich brauche dringend Hilfe.“
Gryf schaute auf, als er die
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