Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
James zuckte leicht zusammen.
„Ich habe es genauso gemacht, wie du gesagt hast“, flüsterte er, ohne sie anzusehen.
„Ist das falsch? O Gott, ich hab es so verkehrt gemacht, dass du es weißt, ohne meine Eintragung überhaupt zu lesen.“ Er stützte verzweifelt den Kopf in die Hände.
„Du machst deine Sache sehr gut.“ Sie unterdrückte den Wunsch, die Eintragung im Buch zu überprüfen. „Sogar vollkommen. Ich bin so zufrieden mit dir, dass ich nach oben gehen und mich ein wenig ausruhen werde.“
Jetzt hob James den Blick und strahlte. „Ich kümmere mich um alles.“ Dann hielt er inne. „Aber wenn du vielleicht eine oder zwei Stunden vor Schluss wieder übernehmen könntest? Ich muss heute Abend noch etwas erledigen.“
Lavinia tätschelte ihm beruhigend die Hand. „Natürlich“, sagte sie lächelnd.
Tief in Gedanken ging sie die Stufen nach oben. Ihr selbst hätte es nichts ausgemacht, auf viele Dinge in ihrem Leben zu verzichten. Aber William würde darunter leiden. Wenn sie alte Handschuhe mit Löchern tragen müsste, würde auch William die Kälte spüren. Wenn sie hartes Brot ohne Butter aß, würde auch er den bitteren Geschmack auf der Zunge schmecken.
Lavinia erkannte entsetzt, dass sie ihn unglücklich gemacht hatte. Wenn sie ihn wirklich liebte, musste sie ihn freigeben.
6. KAPITEL
Erst gestern hatte William im Kontor insgeheim um seine Stellung gebangt. Heute betrat er den Raum, ohne die geringste Unruhe zu verspüren.
Warum hatte er solche Angst gehabt? Er war jung und besaß Talente. Selbst wenn man ihn vor die Tür setzte, würde er wieder Arbeit finden. Eine Stelle zu verlieren, wo man ihn wie Abschaum behandelte, war kein Unglück, sondern ein Grund zum Feiern.
Als kurz nach neun Uhr die Tür aufgestoßen wurde und Lord Blakely zusammen mit seinem Enkel hereinkam, empfand William tiefe Genugtuung. Zwar würde seine Entlassung erst einmal einen Rückschlag bedeuten, da es Wochen dauern konnte, bis er neue Arbeit fand. Auch war es möglich, dass er bei dieser neuen Arbeit einen geringeren Lohn bekam. Eigentlich hätte ihm der Gedanke Grauen einflößen sollen.
Doch dass ihm erlaubt sein würde, diesen dunklen, trübseligen Ort zu verlassen, bedeutete keine Strafe, sondern eine günstige Gelegenheit.
Die beiden Männer betraten das Büro des Marquess. Schon nach wenigen Minuten kam Mr. Dunning zu William und erklärte ihm mit gedämpfter Stimme, er werde im Büro verlangt. Nun würde man ihn also hinauswerfen. Bevor er sich erhob, legte Mr. Dunning ihm die Hand auf die Schulter – eine hilflose Geste des Mitgefühls.
William erhob sich lächelnd. Er brauchte kein Mitgefühl. Ihm konnte nichts Besseres geschehen, als von hier fortgehen zu dürfen.
Im Büro erwartete ihn eine Überraschung. Lord Blakely begrüßte ihn zwar mit demselben kühlen Blick wie gestern, doch heute saß er nicht hinter dem Schreibtisch. Stattdessen hatte er seinem Enkel erlaubt, diesen Ehrenplatz einzunehmen. Lord Wyndleton allerdings schien sich auf besagtem Platz nicht besonders wohlzufühlen. Deutlich war ihm anzusehen, dass er innerlich vor Wut kochte und seinen Zorn nur mit äußerster Willensanstrengung unterdrückte.
Drei Kassabücher – ein kleiner Teil der Arbeit, die William in den Jahren hier erledigt hatte – lagen auf dem Schreibtisch.
Der alte Marquess nahm scheinbar gelassen eins auf und blätterte darin.
„Irgendwann zwischen Januar und …“, ein rascher Blick auf das dritte Buch, „… April ist Bill Blight ein Fehler unterlaufen.“
William kümmerte es nicht länger, wenn man ihm die Stellung oder seinen Verdienst nahm. Doch war er nicht mehr bereit, eine Schmähung ruhig hinzunehmen. „Mylord, mein Name ist William White.“
Wie nicht anders zu erwarten, nahm Lord Blakely keine Notiz von seinem Einwurf.
„Bill Blight machte etwas falsch. Finde den Fehler und jag ihn davon. Wenn du das schaffst, werde ich dir erlauben zu gehen“, wandte er sich an seinen Enkel.
Lord Wyndleton seufzte tief auf, griff aber nach dem Buch. Er öffnete es und blickte die erste Seite finster an. Währenddessen beobachtete sein Großvater ihn einige Minuten schweigend, schüttelte dann den Kopf und verließ den Raum, sodass die jüngeren Männer allein blieben. William hörte die Haupttür zu den Büros zuschlagen, und kurz darauf konnte man das Hufgetrappel der Pferde, die die Kutsche des Marquess zogen, vernehmen.
Der junge Lord sah auf. „Haben Sie in diesen Monaten einen Fehler
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