Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
obwohl sowohl die Mode als auch der gesunde Menschenverstand das an einem solchen Tag verlangt hätten. Kurz hob er die Hand, um sich eine Locke aus der Stirn zu streichen. Die kleine Geste, die Clara einst so oft gesehen hatte, weckte einen seltsamen Schmerz in ihrem Inneren. Sie hatten damals viel Zeit miteinander verbracht, doch im Rückblick erkannte Clara, dass sie – im Gegensatz zu ihrer damaligen Überzeugung – einander nie wirklich nahe gewesen waren. Fleet hatte ihr das sehr deutlich zu verstehen gegeben, als er ihren Heiratsantrag ablehnte. Er wünschte keine menschliche Nähe. Deshalb gestattete er niemandem, an sein Herz zu rühren.
Gewiss war es besser, keine alten Erinnerungen zu wecken. Sie wollte und musste ihre Gedanken auf anderes richten. Doch sie neigte von jeher dazu, sich nicht unbedingt wie eine vernünftige junge Dame zu benehmen. Also begann sie: „Als ich Ihnen diesen Antrag machte …“
Sebastian runzelte die Stirn, und für den Bruchteil einer Sekunde verzog sein meist so freundliches Gesicht sich zu einer grimmigen Miene. „Ich dachte, wir wollten die Vergangenheit ruhen lassen, Miss Davencourt“, sagte er dann. Jetzt wirkte er bereits wieder vollkommen gelassen.
Clara krauste die Nase. „Wäre es nicht trotzdem höflicher, mich ausreden zu lassen?“
Er seufzte, doch seine Miene verriet, dass er nicht mehr verärgert, sondern lediglich amüsiert war. „Ich war davon überzeugt, Sie hätten bei unserer Trennung alles gesagt, was es zu sagen gab. Ihre Vorwürfe haben mich tief getroffen, und die Bezeichnungen
arrogant, stolz, rücksichtslos, eitel und selbstverliebt
habe ich bis heute nicht vergessen.“
„Aber Ihr Verhalten haben Sie deshalb nicht im Geringsten verändert“, stellte Clara fest.
„Natürlich nicht!“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ich bin nun einmal genau so, wie ich bin. Ihr Antrag schmeichelte mir. Doch wie ich damals schon sagte: Ich gehöre nicht zu den Menschen, die heiraten.“
„Weil Sie durch und durch ein Rake sind.“
„Ja.“
„Ich fand damals, es wäre richtig, Sie zu fragen.“
Er lächelte sein so gefährlich anziehendes Lächeln. „Das ist einer der Gründe dafür, dass ich Sie so mag, Miss Davencourt.“
„Sie mögen mich, ja, aber nicht genug, um mich zu heiraten!“
„O nein, da irren Sie sich. Ich mag Sie zu sehr, als dass ich Sie heiraten wollte. Ich würde einen teuflisch schlechten Ehemann abgeben.“
Sie schauten sich einen Moment lang an. Dann zuckte Clara resigniert mit den Schultern. Sie wusste, dass er sie mochte. Genau das war ein Teil ihres Problems. Sie mochten einander sogar sehr. Genau das machte ihre Freundschaft so gefährlich.
Stets mussten sie auf der Hut sein, nicht unvermutet in eine verbotene Art der Zweisamkeit hineinzustolpern.
Entschlossen wechselte Sebastian das Thema. „Bitte, verraten Sie mir, was ich tun kann, um Ihnen zu helfen, Miss Davencourt.“
„Es war vermutlich nicht richtig, Ihnen zu schreiben“, meinte Clara zögernd.
Er hob die Augenbrauen, doch um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln.
„Vermutlich … Die meisten jungen Damen würden gewiss nicht auf eine solche Idee verfallen, erst recht nicht, wenn sie mich so gut kennen würden, wie Sie das tun.“
Sie hatten den Eingang zum Park erreicht, und Sebastian lenkte den Phaeton auf den von kahlen Bäumen gesäumten Hauptweg. Der Vormittag war so kalt, dass kaum jemand unterwegs war. Clara allerdings fand die frische Luft angenehm, obwohl ihre Wangen sich davon röteten und ihre Finger trotz der wärmenden Decke steif wurden. Unter den Hufen der Pferde raschelte von Raureif überzogenes Laub. Der Himmel war verhangen, doch an einigen Stellen drangen blasse Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke.
Sebastian ließ die Tiere jetzt so langsam gehen, dass er ihnen nicht viel Aufmerksamkeit schenken musste. So konnte er sich besser auf Clara konzentrieren.
„Vielleicht werden Sie meine Neugier ja befriedigen, wenn die richtige Zeit dafür gekommen ist“, stellte er ironisch fest.
Mit einem Mal fühlte ihr Mund sich unangenehm trocken an. Nervosität kannte sie im Allgemeinen kaum. „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen“, erklärte sie, wobei sie Fleet aus den Augenwinkeln beobachtete.
„Erst brauchen Sie angeblich einen Rat, und jetzt haben Sie plötzlich einen Vorschlag für mich?“ Er sah ein bisschen gereizt aus. „Wollen Sie nicht endlich zur Sache kommen?“
Sie schluckte. „Ich benötige die Hilfe eines
Weitere Kostenlose Bücher