Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
zwingen, ihn nicht anzustarren! Entschlossen schaute sie auf die in einen runden Rahmen eingespannte Stickerei, die sie in den Händen hielt. Sie hasste diese typisch weibliche Art der Beschäftigung und hatte die Stickarbeit wochenlang vernachlässigt. Doch bei Gelegenheiten wie der jetzigen konnten selbst Nadel und Faden hilfreich sein.
Fleet war inzwischen zu ihr getreten. Da sie noch immer nach unten schaute, konnte sie deutlich sehen, wie sorgfältig seine Schuhe poliert waren. Sie widerstand dem Bedürfnis, rasch aufzublicken, um sein Gesicht zu erforschen. Stattdessen hob sie langsam und beherrscht den Kopf, ganz so wie es sich für eine wohlerzogene junge Dame gehörte.
Seine Augen waren tatsächlich von diesem erstaunlichen Blau, das sie sich so oft ins Gedächtnis gerufen hatte. Gerade jetzt glitzerten sie teuflisch, ein Zeichen dafür, dass Sebastian sich sehr deutlich an ihr letztes Zusammentreffen erinnerte. Eine Mischung aus Wehmut und Erleichterung ließ ihr Herz schneller schlagen. Einen kurzen Moment lang war Clara sich sicher, dass sie sich wie alte Bekannte würden benehmen können.
Gleich darauf musste sie sich von dieser Überzeugung verabschieden. Sie war sich der körperlichen Nähe des Gentleman viel zu sehr bewusst, als dass sie sich in seiner Gegenwart ganz entspannt hätte verhalten können. Sie spürte, wie ihre Wangen sich röteten, und verfluchte im Stillen sich selbst ebenso wie Fleet. Er hatte nach ihrer Hand gegriffen, obwohl sie sie ihm nicht gereicht hatte. Da sie beide keine Handschuhe trugen, spürte sie deutlich die Wärme und Kraft seiner Finger. Himmel, er machte sie nervös!
„Es ist eine große Freude, Sie wiederzusehen, Miss Davencourt.“ Noch immer ließ er ihre Hand nicht los. Ein selbstbewusstes Lächeln spielte um seinen festen männlichen Mund. „Ich hatte befürchtet, wir würden einander ganz und gar aus den Augen verlieren.“
Clara senkte den Blick. „Ich bedaure sehr, Sie mit meiner Bitte belästigt zu haben, Euer Gnaden.“
Sein Lächeln wurde breiter. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“ Damit wandte er sich Mrs. Boyce zu. „Ob es wohl möglich wäre, mir ein wenig Zeit mit Miss Davencourt allein zu ermöglichen, Madam? Wir sind alte Freunde.“
Einen Moment lang hoffte Clara, ihre Gesellschafterin sei von Fleets Charme so verwirrt, dass sie seiner ungehörigen Bitte tatsächlich nachgeben würde. Doch dann veränderte sich der hingerissene Gesichtsausdruck der Dame. Ihr war eingefallen, wie oft Miss Davencourt ihr eingeschärft hatte, dass sie sie nie mit einem Gentleman, erst recht nicht mit einem stadtbekannten Rake, allein lassen dürfe.
Ausgerechnet jetzt, da sie zum ersten Mal seit Langem wirklich wünschte, unter vier Augen mit einem Mann zu sprechen, war Mrs. Boyce entschlossen, ihrer Aufgabe als Anstandsdame gewissenhaft nachzukommen.
„Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, Euer Gnaden, dass ich es als meine Pflicht betrachte, hierzubleiben.“ Die Gesellschafterin straffte die Schultern und vermittelte überzeugend den Eindruck, das goldfarbene Sofa nicht verlassen zu wollen, solange der Duke anwesend war.
Doch ihre Worte konnten Sebastian nicht von seinem Ziel abbringen. „Ich würde gern eine Ausfahrt mit Miss Davencourt unternehmen“, erklärte er. „Es ist ein so wunderschöner Tag.“
Mrs. Boyces Miene hellte sich auf. „Sie wollen ausfahren? Sind Sie mit dem Phaeton hier? Gut! Dann habe ich nichts dagegen einzuwenden. In einem offenen Wagen kann nichts Ungehöriges passieren.“
Sebastian lächelte. Und Clara begriff, dass er gerade an all die ungehörigen Dinge dachte, die er bereits in einem Phaeton getan hatte. Zweifellos verfügte er über umfangreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet. Das verriet seine Stimme allerdings nicht, als er nun sagte: „Ich versichere Ihnen, dass Miss Davencourt in meiner Gegenwart vollkommen sicher ist. Meine Zuneigung zu ihr könnte man als durch und durch väterlich bezeichnen.“
Clara warf ihm einen misstrauischen Blick zu, dem er ungerührt standhielt. Sie hatte gehofft, ihre schriftliche Bitte um einen väterlichen Rat würde ihn ärgern, obwohl – oder gerade weil – er bei ihrem letzten Treffen so nachdrücklich darauf bestanden hatte, dass er zu alt für sie sei.
„Ich werde meinen Mantel holen“, erklärte sie, erhob sich, knickste und verließ mit einem gemurmelten „Bis gleich, Euer Gnaden“ den Raum. Im Hinausgehen sah sie noch, wie Fleets Augen amüsiert
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