HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
dir wehgetan“, sagte er. „Es tut mir leid.“
„Es tat nicht lange weh.“ Er machte es sich neben ihr bequem und zog sie an sich. Zufrieden kuschelte sie sich in seine Arme.
„Trotzdem hasste ich deine Schmerzen.“
Sie streichelte seine Wange. „Es ist immer das Gleiche mit dir. Du hast ein weiches Herz.“
In Will stieg eine Welle von Schuldgefühlen auf. Unbarmherzig hatte er darauf bestanden, dass sie ihm vertraute. Aber die erstaunliche Innigkeit ihres Liebesspiels hatte ihn daran erinnert, dass er ihr nicht vertraute.
Er nahm ihre Hand. „Ich bin gar nicht so vollkommen.“
Lachend schmiegte sie sich enger an ihn. Er war nicht so gesättigt, dass er nicht bemerkt hätte, wie sie ihren Körper verführerisch an ihn presste. „Jeder bewundert dich. Das weißt du. Als du mich ausgeschimpft hast, weil ich dir meine Sorgen nicht anvertraute, hast du dich sogar auf diese Bewunderung berufen. Dein Ruf kommt dir zustatten.“
Er hielt immer noch ihre Hand. Jetzt drückte er die Lippen gegen ihre Handfläche. Warum sollte er heute Nacht über seine alten Wunden sprechen? Weil in ihm das Verlangen brannte, die falschen Vorstellungen zu zerstören. Nachdem er sich mit Olivia vereinigt, sie berührt hatte und von ihr so völlig gefangen genommen worden war, musste sie ihn so kennenlernen, wie er wirklich war und nicht wie ihn die Leute sahen. „Was würdest du sagen, wenn ich dir gestehe, dass ich des Betrugs fähig bin?“ Seine Stimme war fast nur noch ein Flüstern.
„Ich würde sagen, dass du lügst.“
„Ich lüge nicht.“
Sie sah ihn scharf an. „Wen hast du betrogen?“
„Ich betrog einen geliebten Freund, vor langer Zeit. Ich bin kein Heiliger, Olivia.“
„Du bist ein Dummkopf, das bist du“, stieß sie zu seiner größten Verblüffung hervor. „Die Tatsache, dass du mir dieses Bekenntnis in einem so entsetzten Ton machst, zeigt mir, dass du schon lange Buße tust für – was immer du vielleicht getan haben magst. Wie viele Männer gibt es schon, die nur eine Sünde zu beklagen haben? Und wie viele von denen kümmert diese Sünde wirklich?“
„Du weißt nicht, was du …“
„Ich hoffe, du wolltest jetzt nicht sagen, ich wüsste nicht, wovon ich spreche. Ich kenne vielleicht die Umstände nicht, aber ich kenne dich , Will.“ Auf den Ellbogen gestützt, fuhr sie fort: „Du hast mir einmal gesagt, du könntest mir verzeihen, was auch immer ich getan haben mag. Dass nichts mir deine Achtung nehmen könnte. Erinnerst du dich?“
„Das war etwas anderes.“
„Oh, mein Gatte, es ist nur etwas anderes, weil die Sache jetzt umgekehrt ist.“
Seine Ungeduld ließ ihn ungehalten werden. „Was, wenn ich dir erzähle, dass ich Verrat beging, weil ich eine andere liebte? Eine andere, die nicht die Meine war?“
Mit großen Augen sah Olivia ihn an und wurde ganz still. Will brauchte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, was er gerade getan hatte.
Um Gottes willen, was war er doch für ein Narr! Es war unverzeihlich von ihm, nach dem Liebesspiel mit seiner frisch angetrauten Frau von seinen Gefühlen für eine andere zu sprechen. Und er hätte alles darum gegeben, wenn er seine Worte hätte zurücknehmen können.
„Liebst du eine andere?“, fragte Olivia schließlich.
„Oh nein! Nein, Olivia. Das ist lange vorbei. Ich bin ein wahrer Tölpel, dass ich in unsrer Hochzeitsnacht von solchen Dingen spreche. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“ Er wollte aufstehen, aber Olivia griff entschlossen nach ihm und hielt ihn fest.
„Wir hatten nicht viel Zeit, einander vor der Hochzeit kennenzulernen“, meinte sie. „Ich möchte jetzt gerne wissen, was dich in deiner Vergangenheit so quälte.“
Er lehnte sich zurück und biss entschlossen die Zähne zusammen. „Nun gut“, begann er nach einer Weile. „Als ich im Dienst von Lucien de Montregnier stand, zwang er eine Frau, ihn zu heiraten. Zu dieser Zeit war sie sehr gegen ihn eingenommen. Meine Sympathie für sie wurde so groß, dass ich glaubte … ich glaubte …“ Olivia wartete, und Will zwang sich weiterzusprechen. „Ich glaubte, sie zu lieben. Ich umwarb sie, versprach, sie von Lucien fortzubringen. Fort von dem Mann, dem ich geschworen hatte zu dienen. Von dem Mann, den ich liebte wie einen Bruder. Sogar noch mehr. Einem Mann, der irgendwie meine Gefühle für seine Braut erriet und mich dennoch mit Ländereien belohnte, die ihm von Geburt wegen zustanden.“
„Und die Dame?“
„War die ganze Zeit
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