Historical Weihnachten Band 6
förmlich in seinem Magen explodierte. Ah, wie hatte er das vermisst. Der Alkohol verlieh seinen schwachen Muskeln mehr Kraft. Falsche Kraft, doch er war bereit, zu nehmen, was er kriegen konnte. Es befand sich auch eine Truhe im Raum; Duncan kniete neben ihr nieder und stocherte mit seinem Langdolch im Schloss herum. Als der Deckel aufsprang, fand er in der Truhe Männerkleidung; offensichtlich selbst hergestellt, und das sehr gut. Er nahm sie heraus und wühlte tiefer, bis er einen Beutel fand. Er enthielt etwas Silber, sogar noch weniger, als Duncan selbst besaß. In einem anderen Beutel fand er einige persönlichere Schätze: ein Stück gewachsten Faden an einem stählernen Fischerhaken. Ein Ring mit einem grob gearbeiteten Wappen darauf. Ein Stück Bernstein an einer dünnen goldenen Kette. Eine Seite des Schmuckstücks war schartig, als wäre etwas davon abgebrochen. Wohl auch der Grund, weshalb sich das Schmuckstück in diesem Beutel befand und nicht um Fergus’ Hals hing.
Duncan respektierte die Besitztümer anderer, daher fühlte es sich falsch an, in den geheimen Schätzen eines anderen Mannes zu wühlen. Doch sie hatten ihn bestohlen. Sein Gewissen wurde auf diese Weise von ihm zum Schweigen gebracht, und er zog das letzte Stück aus dem Beutel – es war eine winzige Schatulle. Darin befand sich ein wenig Firlefanz, wie Frauen ihn mochten. Eine silberne Brosche. Ein paar Haarkämme aus Knochen geschnitzt. Und die andere Hälfte des Bernsteins, ebenso an einer Kette befestigt. Vielleicht die Kette von Fergus’ Ehefrau? War sie tot, und war das der Grund, weshalb er das Schmuckstück nicht mehr trug?
Duncan ließ die Kette fallen. Er fühlte sich mit einem Mal unwohl und wusste, dass das nichts mit dem uisce beatha zu tun hatte.
„Genug von diesem Herumspionieren“, murmelte er und legte jedes Teil sorgfältig an seinen Platz zurück, auch wenn er sie am liebsten alle sofort losgeworden und nie wieder angefasst hätte. Nur weil er es mit einem ehrenlosen Pack von Dieben zu tun hatte, hieß das nicht, dass er seine eigenen Grundsätze vergessen musste. Er würde hinausgehen, Fergus finden und ihn auffordern, ihm seine Rubine zurückzugeben.
Mit neuem Mut und einem weiteren Schluck feurigem Wasser des Lebens im Bauch marschierte Duncan zurück zur Tür, öffnete sie und trat in den Flur hinaus. Nach der sonnendurchfluteten Kammer wirkte dieser Teil der Burg nur noch dunkler.
„Bist du fertig damit, dich durch Fergies Sachen zu wühlen?“, erklang eine vertraute Stimme.
Duncan wirbelte herum, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, das Schwert kampfbereit erhoben.
Ein Schatten löste sich aus dem Dunkel und trat ins Licht, das aus dem Zimmer hinter ihm fiel. Es war Kara, die ihn, das Kinn stolz erhoben, vernichtend ansah.
„Warum bist du nicht draußen bei den anderen und suchst nach mir?“
„Weil ich wusste, dass du nicht geflohen bist.“
„Wie das?“
„Kaum dass ich die Treppen hinabgelaufen war, fiel mir ein, dass ich dein Schwert noch im Zimmer habe stehen sehen. Nur ein Narr würde sein Schwert zurücklassen, und du wirkst auf mich nicht wie ein Narr. Wie hast du dich befreien können?“
„Ich bin recht gut mit Knoten.“ Er versuchte, gegen die neuerliche Welle aus Schwäche anzukämpfen, die ihn durchlief. „Kluges Mädchen. Dann sag mir auch, was ihr mit meinen Juwelen angestellt habt.“
„Juwelen?“ Ihr Blick wurde besorgt, und sie schaute auf seinen Schritt. „Ich wusste nicht, dass du auch dort verwundet bist.“
„Wo? Oh.“ Duncan spürte, wie sich Hitze über seiner nahezu nackten Brust ausbreitete. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie nah sie voreinander standen, und er bemerkte den feinen Hauch von Heidekraut, der verführerisch in der Luft schwebte. „Von solchen Dingen zu sprechen gehört sich nicht.“
„Du hast doch damit angefangen.“
Diese Worte aus ihrem Mund zu hören bewirkte eine gefährliche Reaktion in der Region seines Körpers, über die sie gerade sprachen. Duncan richtete sich auf und räusperte sich. „ Aye , also, das war es nicht, was ich meinte, und das weißt du genau.“
„Ich bin eine Hexe, keine Gedankenleserin. Meine Mutter Guenna jedoch, sie wusste immer, was jemand gerade dachte. Sehr beunruhigend.“
Duncan blinzelte. „Hör auf, ständig das Thema zu wechseln. Ich will meine Rubine, und ich will sie …“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das sein soll, Rubine“, erwiderte sie.
„Stell dich nicht dumm.
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