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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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uns an, was Tara erklärt hat, nämlich dass die Andersheit sie zurückgeholt habe, damit sie sich an Gia heranmacht. Wahrscheinlich hatte sie es schon lange auf Gia abgesehen. Aber irgendwann im Laufe der Zeit hat Tara eigene Pläne entwickelt. Ich vermute, dass die Andersheit nicht immer die Kräfte kontrollieren kann, die sie in Marsch setzt.«
    »Aber was ist mit Bellitto? Am Tag nach dem Erdbeben, als unserer Meinung nach Tara zurückkehrte, beschließt er, einem Priester von seinen verflossenen und in Zukunft geplanten Kindesmorden zu erzählen.«
    »Das passt durchaus ins Bild.«
    »Aber er sucht sich einen Priester aus, der, ebenfalls im Rahmen einer Beichte, von meiner Existenz erfahren hat.«
    Lyle zuckte die Achseln. »Das ist schon seltsam. Seltsamer, als man unter normalen Umständen für möglich halten würde. Vielleicht ist die Andersheit nicht die einzige Macht, die hier tätig ist. Wie steht es denn mit dieser indischen Lady, die plötzlich in der Garage erschien und bestens über alles Bescheid wusste, was geschah? Auf welcher Seite steht sie? Für wen setzt sie sich ein?«
    »Für sich selbst, soweit ich es beurteilen kann. Haben Sie sie seitdem gesehen?«
    »Keine Spur. Ich habe sie öfter mit ihrem Hund am Haus vorbeigehen sehen, aber seit jener Nacht nicht mehr.«
    Jack hatte über die Inderin nachgedacht. Etwas an ihr erinnerte ihn an eine andere Frau, die ihm ein paar Monate zuvor ebenfalls mit einigen eindringlichen Warnungen erschienen, dann aber verschwunden war. Sie hatte ebenfalls einen Hund bei sich gehabt, doch sie war um einiges älter gewesen, und sie hatte einen russischen Akzent gehabt.
    Was geschieht mit mir?, dachte Jack. Am liebsten hätte er diese Frage laut hinausgeschrien. Es war schon schlimm genug, dass ihn irgendeine Macht auf einem kosmischen Schachbrett hin und her schob, aber Gia und Vicky … sie waren an den Auseinandersetzungen nicht beteiligt, waren sozusagen Nichtkombattanten … Sie sollten in diesen Konflikt nicht hineingezogen werden.
    Aber vielleicht waren sie doch in diese Auseinandersetzung verwickelt.
    »Wie mag die Antwort aussehen?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es«, sagte Lyle. »Wir scheinen unbekannten Mächten ausgeliefert zu sein. Wir können nichts anderes tun, als uns mittreiben zu lassen und dafür zu sorgen, den Kopf über Wasser zu halten.«
    »Wir?«
    »Ja. Wir alle. Erinnern Sie sich an diese Finsternis, die ich auf uns zukommen sah? Nun, sie droht uns noch immer.«
    Jack wollte Lyle gegenüber nicht erwähnen, dass er einmal erklärt hatte, sich und seinen Bruder in friedlicher Eintracht gesehen zu haben, nachdem die Finsternis sich verflüchtigt hätte.
    »Wo wollen Sie dieses Ereignis erleben? In Ihrer Heimat Michigan?«
    Lyle schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Ich bleibe hier und tue, was ich immer getan habe.«
    »Ohne Charlie?«
    »Das ist der Punkt, über den ich mit Ihnen sprechen wollte. Kommen Sie mal mit in den Channeling-Raum.«
    Jack folgte ihm, blieb aber in der Türöffnung stehen, als er den Sarg erblickte – es war ein schlichter Sarg aus Tannenholz-, der in der Mitte des Raums auf dem Boden stand.
    »Ist das …?«
    Lyle nickte. »Charlie. Die Autopsie hat bestätigt, dass er tatsächlich erstickt ist, daher hat die Polizei seine sterbliche Hülle freigegeben. Ich habe sie herbringen lassen. Angeblich um eine Totenwache abzuhalten und sie dann nach Michigan zu überführen. Aber tatsächlich möchte ich Charlie im Keller beerdigen. Ich möchte, dass Sie mir dabei helfen.«
    Die Bitte überrumpelte Jack regelrecht. »Was? Ich meine, natürlich helfe ich Ihnen, aber …«
    »Das ist es, was Charlie sich gewünscht hätte. Er möchte hier bleiben.«
    »Tatsächlich?« Begann Lyle etwa den Verstand zu verlieren? »Woher wissen Sie das?«
    »Er hat es mir mitgeteilt.«
    »Wirklich?«
    Lyle lachte. »Sie sollten jetzt Ihr Gesicht sehen, Mann! Sie glauben wohl, nun hätte es mich endgültig erwischt, oder?« Er sah sich um: »Charlie? Sieh mal, wer hier ist, um dich zu besuchen. Sag hallo!«
    Jack lauschte, rechnete mit einem Trick, doch er hörte nichts. Dann bemerkte er allerdings, wie sich Charlies Sarg bewegte. Er verfolgte, wie er hochstieg, etwa anderthalb Meter über dem Fußboden in der Luft verharrte, eine Drehung um 360 Grad machte und auf den Teppich zurücksank.
    »Sehr schön«, lobte Jack. »Wie haben Sie das geschafft?«
    »Es ist kein Trick, Jack.« Er ging zum Seancetisch und deutete auf den Stapel

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