Hochzeit Auf Griechisch
selbst.
Sie konnte sich nicht länger selbst belügen und wollte es auch nicht. „Natürlich tue ich das, aber das heißt nicht, dass wir zueinanderpassen.“ Sie biss sich in die Wange, doch das machte die Worte nicht weniger schmerzhaft.
„Was bedeutet denn dieses Zueinanderpassen?“, fragte ihre Mutter, während sie nicht aufhörte, ihrer Tochter sanft übers Haar zu streicheln. „Liebst du ihn?“
Zoe rang sich zu einem Nicken durch. „Doch das ändert nichts daran, dass wir weit voneinander entfernt leben und einen völlig unterschiedlichen Hintergrund haben.“
„Na und? Isst er mit seinen Händen oder benutzt er eine Gabel?“
Zoe lachte. „Genau genommen zu viele Gabeln, Mom …“
„Respektiert er deine Gefühle und deine Persönlichkeit?“
Zoe nickte. Sie wusste, dass ihre Mutter sie auch ohne Worte verstand.
„Hat er versucht, dich zu verändern?“, drängte Elena weiter.
„Nein“, wisperte sie, und jedes Wort strafte ihre Ängste Lügen.
„Ich verstehe“, sagte ihre Mutter. „Du hast recht, ihm zu misstrauen und davon auszugehen, dass das mit euch nicht funktioniert. Ryan Baldwin ist ein furchtbarer, furchtbarer Mann.“
„Mom!“, rief Zoe lachend. Ihre Mutter verstand es, die Argumente ihrer Tochter gegen sie zu wenden, und hatte sie gerade in die Ecke getrieben.
Doch Elena war noch nicht fertig. „Doch das Beste ist, dass du ihm in Bezug auf unsere Samantha völlig vertraust.“ Sie machte eine Kunstpause. „Und trotzdem weigerst du dich, dich ihm selbst anzuvertrauen. Warum nicht, meine schöne Tochter?“
Zoe seufzte und schloss die Augen. Wie konnte sie ihre tiefsten Ängste erklären? „Ryan mag sich im Moment auf eine bestimmte Weise verhalten, er mag all die richtigen Dinge sagen und mich um meiner selbst willen lieben. Er mag das alles sogar glauben, doch irgendwann werden wir in bestimmten Punkten aufeinanderprallen. In wichtigen Punkten.“
Ihre Mutter wischte ihr Argument mit einer Handbewegung beiseite. „Alle Paare streiten sich. Und schließlich heißt es doch, Gegensätze ziehen sich an, oder?“
„Aber auch, Gegensätze stoßen sich ab“, erinnerte sie Zoe.
„Baaah. Du suchst nach Gründen, um davonlaufen zu können, weil du Angst hast.“
„Und wovor?“, fragte Zoe, die beleidigt war, dass ihre Mutter so etwas von ihr dachte.
„Vor der Liebe.“ Traurigkeit und Enttäuschung schwangen in der Stimme ihrer Mutter. „Haben dein Vater und ich dir kein gutes Beispiel gegeben?“, fragte sie.
Zoe schluckte schwer und griff nach Elenas Hand. „Natürlich, du und Dad seid das beste Beispiel, doch ihr seid beide so … so … intensiv.“
Da war das Wort wieder, dachte Zoe. Intensiv. Extrem. Sie an einem Ende des Spektrums, Ryan am anderen, und nur die Leidenschaft verband sie.
„Du hast diese Intensität geerbt. Mehr als Ari“, sinnierte Elena.
Die Worte ihrer Mutter verstärkten Zoes Ängste, statt sie zu beruhigen, doch es gab keinen besseren Zeitpunkt, sich ihnen zu stellen.
„Genau diese Intensität macht mir Angst“, gab sie zu. „Als ich noch jünger war, dachte ich, dass ich all meine Gefühle in die Karriere stecken und so damit umgehen könnte. Ich begreife heute, dass der Secret Service und das ganze Training nur ein Weg waren, um einen Teil von mir zu kontrollieren.“
„Den griechischen Teil? Wir sind heißblütig veranlagt. Wir streiten heftig und wir lieben heftig. Davor muss man sich nicht fürchten, das ist etwas Gutes.“ Immer noch strich Elena ihrer Tochter über das Haar.
Zoe nickte und verstand plötzlich den Sinn dieser Worte, den sie zuvor nicht hatte begreifen können. Nicht, als sie jung und auf der Suche nach Abenteuern gewesen war, und nicht, bevor sie Ryan kennenlernte. Erst danach. „Meine Gefühle für Ryan sind so stark, wie sie es noch bei keinem Mann waren“, gestand sie ihrer Mutter.
„Ich verstehe. Bei deinem Vater und mir war es genauso.“
Zoe setzte sich auf. Sie blickte zu dem Hochzeitsfoto ihrer Eltern auf dem Kaminsims und lächelte. „Ihr habt jung geheiratet. Ich bin bereits dreißig.“
„Höchste Zeit, zur Ruhe zu kommen.“
„Höchste Zeit, zu mir zu kommen“, konterte Zoe. „Was weiß ich schon davon, wie man ein Leben miteinander teilt?“
Wieder wischte Elena ihren Einspruch mit einer Handbewegung beiseite. „Ihr werdet es gemeinsam lernen. Zoe, Zoe, selbst wenn wir darüber gescherzt haben, dass du dich bei nichts und niemandem binden willst, habe ich nie gedacht, dass du
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