Hochzeit Auf Griechisch
sagte ihm, dass er am heutigen Abend zum Dinner „erwartet“ würde. Nun, schließlich hatte er ja nichts Besseres zu tun, dachte Ryan.
Zoe gegenüber hatte er leicht zugeben können, dass sie beide wenige Freunde hatten und sich das gesellschaftliche Leben auf ein Minimum beschränkte. Es fiel ihm viel schwerer, sich selbst einzugestehen, wie leer er sich nun fühlte. Lächelnd schüttelte er den Kopf darüber, wie armselig sein Leben lange gewesen war. Nun, da sie fort war, erkannte er das deutlich.
Sie hatte seinem Leben ein Ziel und Fröhlichkeit gegeben, und er sehnte sich nach Wärme und Nähe, um die Leere, die sie hinterlassen hatte, zu füllen. Eine Leere, die er vorher gar nicht bemerkt hatte.
Die Frage war nur, ob er sie je zurückerobern konnte.
Ryan kam pünktlich bei seinen Eltern an. Statt des Dienstmädchens begrüßte ihn seine Mutter an der Tür. „Hallo, Ryan.“ Sie küsste ihn auf die Wange.
„Mutter.“ Beim Blick über ihre Schulter sah er seinen Vater, der im Arbeitszimmer Drinks einschenkte. „Das ist ja interessant. Was ist los?“, fragte er.
Sein Vater, der Ryan und jeder Diskussion über Sam bislang ausgewichen war, trat mit einem Glas in der Hand vor. „Das kann ich beantworten. Deine Mutter hat mir in langen Nächten unsere Fehler erklärt und mich überzeugt, dass wir uns bei Sam besser verhalten können als bei deiner Schwester.“
Ryan zog eine Augenbraue hoch. „Und du hast einfach so zugestimmt?“
Sein Vater blickte zu Boden. Als er wieder hochsah, bemerkte Ryan sein graues Haar und die hängenden Schultern, die er nie zuvor wahrgenommen hatte. „Ich habe eine Tochter verloren, Ryan. Nur weil ich den Schmerz niemals zeige, heißt das nicht, dass ich ihn nicht fühlte – und immer noch fühle.“
Ryans Herz klopfte, als er die Worte vernahm, die während seiner Kindheit niemand ausgesprochen hatte. Er konnte kaum glauben, wie viele Gefühle damit verbunden waren.
Seine Handflächen waren feucht, und Erleichterung drohte ihn zu überwältigen. Sein Hals war wie zugeschnürt. „Ich bin so froh, dich das sagen zu hören“, krächzte er.
Sein Vater blickte ihn unverwandt an. „Es ist ein Anfang, Junge. Es ist ein Anfang.“
Sie waren noch lange keine normale Familie, doch dank eines jungen Mädchens namens Sam machten sie Fortschritte.
„Und diese ganze Do-it-yourself-Attitüde gehört dazu?“ Ryans Geste umfasste den ganzen Raum, in dem es kein Dienstmädchen mehr gab und der weniger steif wirkte. Und sein Vater, bemerkte er, trug keinen Anzug, sondern ein Hemd, dessen beiden obere Knöpfe offen standen.
Sein Vater nickte. „Offenbar müssen wir unseren Snobismus bekämpfen. Die Worte deiner Mutter.“ Ein leichtes Lächeln umspielte Mark Baldwins Lippen.
Für Ryan sah es fast nach einem Grinsen aus. „Und du hast auf sie gehört? Es geschehen noch Zeichen und Wunder.“ So sehr Ryan die Veränderungen in seinem Elternhaus auch begrüßte, konnte er sich den Sarkasmus doch nicht verkneifen.
„Gib uns eine Chance“,bat sein Vater.„Vielleicht wirst du überrascht sein.“ Er reichte ihm einen Drink, und Ryan nahm das Friedensangebot an.
„Auf … die Veränderung“, prostete Ryan seinem Vater zu. Der Trinkspruch schien ihm unter den gegebenen Umständen am passendsten zu sein.
„Auf die Veränderung“, nickte sein Vater.
„Kommt Onkel Russ auch zum Essen?“, fragte Ryan.
Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Er muss lange arbeiten und lässt sich entschuldigen.“
Ryan nickte und war erleichtert, dass er ihm noch nicht gegenübertreten musste. Er wollte erst noch von seinem Vater erfahren, was Mark Baldwin von allem gewusst hatte, und ihn über den Rest aufklären. Er hoffte, dass sie gemeinsam einen Weg finden würden, mit der Vergangenheit umzugehen – um damit alle zukünftigen Gefahren für die Firma und für die Familie so klein wie möglich zu halten. Trotzdem müsste er bald seinen Onkel aufsuchen und die losen Enden zusammenfügen.
„Es tat mir leid zu hören, dass Samantha und Zoe nach Hause geflogen sind“, unterbrach seine Mutter Ryans Gedanken.
Ihre Worte überraschten ihn. „Bezieht sich das wirklich auf beide? Oder ist es nicht eher so, dass du froh warst, als Zoe weg war?“
Seine offensichtlich verblüffte Mutter blinzelte. „Natürlich meine ich beide.“
Ryan musterte sie prüfend.
„Diese Zoe hat Charakter.“ Grandma Edna kam an ihrem Stock langsam herbeigehumpelt. „Sie erinnert mich an mich selbst in meiner
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