Hochzeit mit Hindernissen
geschlafen? Weil er genau das getan hat!”
Heathers Worte schienen nur sehr langsam zu Renato durchzudringen. Denn es dauerte eine ganze Weile, bis er etwas erwiderte, und auch dann gelang ihm kein vollständiger Satz. “Was für eine Zelle?”
“Eine Gefängniszelle”, erklärte Heather ihm. “Er wurde verhaftet, weil er angetrunken Auto gefahren ist. Außerdem hat er nach einem Beamten geschlagen, der ihn kontrollieren wollte. Von der Polizeiwache aus hat Lorenzo mich angerufen und gebeten, sofort zu kommen. Um niemanden zu beunruhigen, habe ich Sara nur das Nötigste erklärt und bin mit der nächsten Maschine nach London geflogen. Gestern Abend war es schon zu spät, um noch etwas zu unternehmen, und da sein Zimmer schon bezahlt war, erschien es mir unsinnig, ein eigenes …”
Renatos Kuss schnitt ihr das Wort ab. Doch für das Glücksgefühl, das beide empfanden, gab es ohnehin keine Worte. Die gegenseitige Liebeserklärung war aus heiterem Himmel gekommen und hatte sie völlig unvorbereitet getroffen. Und so mischte sich in die unendliche Freude ein Gefühl der Erleichterung, denn letztlich war es einzig Lorenzos Missgeschick zu verdanken, dass sie etwas ausgesprochen hatten, was ihnen ihr Stolz normalerweise verboten hätte – möglicherweise so lange, bis es zu spät gewesen wäre.
“Habe ich mich auch wirklich nicht verhört?”, fragte Renato atemlos. “Bevor du es mir sagst, küss mich noch einmal, damit ich weiß, dass ich nicht träume.”
Sie küsste ihn nicht nur einmal, bevor sie ihm endlich versicherte, dass er sich keinesfalls verhört habe. “Ich habe nie mit Lorenzo geschlafen. Weder gestern noch irgendwann sonst.”
“Nein, nicht das”, entgegnete er aufgeregt. “Das andere, was du gesagt hast. Das, wo das Wort ‘Liebe’ vorkam.”
“Ich liebe dich, Renato”, wiederholte sie allzu gern, “und ich werde dich immer lieben. Dass du genauso empfindest, hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Dafür warst du immer viel zu distanziert und beherrscht – außer im Bett natürlich.”
“Sag ruhig, dass ich ein Hornochse bin”, erwiderte er lächelnd. “Ich hatte mir geschworen, nie wieder eine Frau so nah an mich heranzulassen, dass sie mir wehtun könnte. Und dann habe ich dich kennengelernt, und all meine Vorsätze gerieten in Gefahr. Doch du liebtest einen anderen – meinen Bruder. Ich musste mich vor mir selbst schützen.
Deshalb
habe ich es nicht fertig gebracht, dir meine Liebe zu gestehen. Ich hatte solche Angst …”
Heathers entschlossener Kuss ersparte es ihm, den Gedanken auszusprechen. Er erwiderte ihn mit solcher Leidenschaftlichkeit, dass Heather alles um sich herum vergaß.
Nur schemenhaft nahm sie wahr, dass Renato sie hochhob und die Treppe hinauftrug. Ein lauter Knall verriet ihr, dass die Schlafzimmertür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Ehe sie sich’s versah, spürte sie die milde Frühlingsluft auf ihrer nackten Haut und endlich seine Hände, die sie sanft aufs Bett legten.
Sie liebten sich mit einer Hingabe, die alles Bisherige überstieg. Mit der grenzenlosen Erleichterung, dass sie sich wiedergefunden hatten, schien auch die Lust die letzten Fesseln gesprengt zu haben. Das stärkste Gefühl jedoch war eine grenzenlose Zuversicht. Noch vor wenigen Minuten hatte sie nicht mehr miteinander verbunden als ein Stück gemeinsame Vergangenheit. Nun lag eine Zukunft vor ihnen, die namenloses Glück und Erfüllung verhieß.
“Wie hast du Lorenzo eigentlich aus dem Gefängnis freibekommen?”, fragte Renato, als sie eng umschlungen und erschöpft unter der Bettdecke lagen.
“Indem ich ihm einen Anwalt besorgt habe, der gleich heute früh zum Haftrichter gefahren ist. Zum Glück war Lorenzo nicht wirklich betrunken, als man ihn angehalten hat, und zu Schaden gekommen war auch niemand.”
“Ich denke, er hat einen Beamten geschlagen?”
“Er hat
nach
ihm geschlagen”, stellte Heather richtig, “ihn aber glücklicherweise nicht getroffen. Der Anwalt konnte erwirken, dass er gegen eine Geldstrafe auf freien Fuß gesetzt wurde. Ich hielt es für das Beste, ihn auf direktem Weg nach Hause zu bringen, obwohl ich wusste, dass er noch einige Termine in England wahrzunehmen hatte.”
“Das war sehr vernünftig von dir”, erwiderte Renato. “Vorsichtshalber werde ich ihn in nächster Zeit auch nicht mehr nach England schicken. Die Kunden müssen natürlich trotzdem betreut werden. Wie wär’s, wenn du das übernimmst? Dass du in der Lage dazu bist,
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