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Höhenangst

Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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heraus und legte seine Hand spielerisch auf ihren Hintern. Dann umkrallte und umkreiste er mit seinen Pratzen ihr Hinterteil und schob ihre Pobacken auseinander und wieder zusammen wie einen Blasebalg. Marianna stöhnte leise. Unter heftigen Atemstößen fing er an zu singen: »They called her Lola, she was a showgirl. Yellow feathers in her haaa ... ir«. Er beugte seine Knie, um seine Erektion zwischen ihren Schenkeln zu bergen und rubbelte seinen Langen über ihre halbnackten Falten.
    »Hmmm? Du sagst mir, was ich zu tun habe?«, fragte er erneut.
    Ein lautes Hämmern an der Tür. »Noch fünf Minuten, Miss Multiple!«
    Marianna stieß Micky mit ihrem kraftvollen Arsch nach hinten und machte sich den Weg frei. Sie wischte sich mit einem Papiertuch zwischen den Beinen trocken und richtete ihren Federkopfschmuck. Dann schlüpfte sie in ein Paar rote Satin-Abendhandschuhe. Über ihre Schultern drapierte sie eine flauschige rote Boa. Sie stand kerzengerade mit herausgestreckten Brüsten und einem funkelnden unechten roten Brillant in ihrem Bauchnabel.
    Inmitten des chaotischen Wohnwagens sah sie wie ein Glühwürmchen aus, wie ein Meteorit, eine appetitlich teuflische Kreatur in einem Lichthof von Silberstaub und einer meeresfarbenen Schlange, die sich an ihrem Bein emporzüngelte. Ihre kupfernen Locken wippten, ihre Haut schimmerte, und wenn sie sich mit ihrem Putz drehte, schossen Farbblitze von den roten Pailletten ihres Minikostüms.
    »Wie sehe ich aus?«, schnurrte sie.
    »Wie eine Göttin«, schnurrte Micky zurück, während er sich ernsthaft einen runterholte.
    Das Wanderzelt war ein ehemaliges Berliner Tanzlokal aus den zwanziger Jahren, mit Samt verkleidet und mit geschnitzten Holzbalken. Über der runden Bühne hing ein riesiger Kandelaber. In der Dunstglocke aus Rauch erzeugten die zahllosen schiefen Spiegel ein Kaleidoskop aus Nebel und Glitzer, das sich in den begierigen Augen des Publikums widerspiegelte.
    Irwin behauptete, dass er das Zelt von einem Urgroßonkel geerbt habe. Es sei ein Dankeschön Marlene Dietrichs an ihn gewesen, weil er angeblich eine Nacht mit ihr verbracht hatte. Irwin, der Märchenerzähler.
    Trotzdem liebte Marianna dieses Zelt. Auf seiner Bühne war sie die Superfrau, überlebensgroß, berauschend sexy. Sie sonnte sich in der Bewunderung ihres Publikums. Und wie man sie bewunderte! Mit ihren Hüftschwüngen, dem Schütteln ihrer Brüste und einem übertriebenen Augenzwinkern fraßen die Zuschauer ihr aus der Hand: Ab dem Moment, wo sie auf die Rampe trat, bis zu ihrem Geflatter mit den Federn im Finale. Sie brachte sie zum Lachen, zum Keuchen und zum Stöhnen, Kerle und Weiber gleichermaßen, vom süßen kleinen Albino bis zu den Gutbetuchten, die auf den besten Plätzen des Hauses saßen.
    Sie war Solistin, seitdem ihre frühere Partnerin, Miss Rhoda Retox, ihre Brustwarzentroddel an den Nagel hing und sich auf die Kinderproduktion mit einem Klempner aus Nebraska verlegt hatte. Marianna hatte seither Karriere gemacht. Allein war sie in ihrem Element. Nichts begeisterte sie mehr, als da oben auf der Bühne zu stehen. Während ihrer erfolgreichen Jahre hätte sie nicht im Traum daran gedacht, die zerkratzten Dielenbretter auch nur mit einem Floh zu teilen. Deshalb erwischte Micky sie auf dem verkehrten Fuß, als er sich der Bühne näherte.
    Sie sah ihn bereits vor dem Publikum und wusste sofort, dass er völlig durchgedreht war. Er bleckte die Zähne vor Wut. Oh, oh, dachte Marianna und wurde sofort feucht.
    Er war wie ein Mafioso in seiner Freizeit gekleidet. Zu seinem Anzug mit wattierten Schultern und ausgebeulter, eng geschnittener Hose trug er eine weiße Weste und darüber Hosenträger. Micky stolzierte den Gang entlang, zerzaust und hart, und sein tätowierter Bizeps zuckte. In einer Hand hielt er eine brennende Fackel, mit der anderen führte er Irwin Lockhart an einer Hundeleine und mit einem Knebel im Mund. Irwin war – bis auf seine Union Jack Boxer-Unterhose – nackt. Er sah wie ein behaartes, bleiches Riesenbaby aus.
    Micky sprang auf die Bühne, hob seine Fackel und blies eine große, mehrere Fuß hohe Feuerwolke in die Luft. Die Leute johlten, als die Flammen verpufften und es dunkel wurde. Anerkennendes männliches Gelächter übertönte den Applaus, mit dem Irwins sehr wichtige Freunde ihren alten Kumpel verspotteten, der gedemütigt auf allen vieren kauerte. Micky stand einfach da und schnaubte vor Selbstbewusstsein. Er beobachtete sein Publikum und fletschte

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