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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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auf.
Jenseits der Hügelkuppe fiel das Gelände in ein weites Tal hinab,
das sich in wundervollen, sanften Farben in die Ferne erstreckte.
Es war von saftigem Gras überdeckt, mit hübschen Baumgrüppchen geschmückt und wurde von einem breiten Fluss durchströmt. Sanfte Hügel, die Linien dunkler Wälder hier und da am
Horizont und ein gleißender, wärmender Sonnenball am Himmel
verliehen dem Tal eine Aura des Friedens und der Ruhe.
Wäre da nicht ein seltsames, störendes Objekt gewesen.
Es war ein schwebender Felsen, riesig groß und bedrohlich, der
über dem Tal in der Luft stand, zum Glück noch an die dreißig
oder vierzig Meilen von ihnen entfernt. Er sah aus wie ein riesiger, ausgerissener Zahn mit nur einem Wurzelstumpf, strahlte
erdbraun im Sonnenlicht und stand aufrecht und bewegungslos in
der Luft, eine seltsam unheilvolle Aura verströmend. Er musste
gewaltig groß sein, eine dreiviertel oder eine ganze Meile im
Durchmesser und bestimmt zwei Meilen hoch. Obenauf befand
sich eine Art Bauwerk; Ullrik konnte es wegen der großen Entfernung nicht genau erkennen. Der Felszahn schwebte im Vordergrund eines einzelnen, gewaltigen Berges, der sich in der Mitte
des Tales erhob. Er war fast vollständig von Nebel umhüllt, der
wie aus vielen kleinen, heißen Quellen rundherum aus dem Boden
aufzusteigen schien. Es war ein seltsames Bild, der Berg wie auch
der schwebende Felsen wirkten gewiss nicht wie ein Zeichen des
Friedens.
Aber selbst diese beiden waren noch nicht das Bedrohlichste,
was die Ruhe des Tales störte. Schlimmer war das Schwarz.
Ullrik wusste keinen anderen Namen dafür. Es war wie ein Nebel
aus völliger Finsternis, der in der Ferne den gesamten Horizont
einnahm; er lag über einer ansteigenden Bergkette und schien
eine dicke, erstickende Schicht aus lichtlosem Nichts zu sein. Eine
Meile, vielleicht sogar anderthalb Meilen dick, war das Schwarz
über das dahinter liegende Land gebreitet und machte erst weit in
der Höhe zögernd dem Blau des Himmels Platz. Vollkommene
Dunkelheit herrschte in seinem Innern und unter ihm.
Ullrik starrte betroffen die Linie der Finsternis entlang; etwas
Vergleichbares hatte er noch nie gesehen. Es war, als würde das
Licht von etwas verschluckt, das sich wie ein böses Leichentuch
über das Land breitete; ja – böse war es, er glaubte, es spüren
zu können. Was unterhalb dieser beängstigenden Decke aus Dunkelheit lag, war nicht zu erkennen. Das Tal im Vordergrund wirkte
frisch und lieblich, der schwarze Nebel jedoch lastete wie eine
bösartige Drohung des Todes über den Bergen am Horizont. Was
ist das für ein seltsamer Ort?, fragte er voller Unruhe.
Tirao, der knapp hinter ihm im Ausgang des Portalgangs kauerte, antwortete nicht. Er hatte den Kopf weit erhoben, die Schwingen halb entfaltet und das Maul leicht geöffnet, so als drohte ihnen eine Gefahr.
Sein mächtiger Brustkasten bebte leicht.
Ullrik blickte auf. Was ist, Tirao? Was hast du? Der Felsdrache
atmete bemüht langsam und ruhig; ihm war anzusehen, dass ein
Sturm in seinem Kopf tobte. Ihn schien weit mehr zu beschäftigen als nur dieses seltsame Tal, der schwebende Felsen oder der
schwarze Nebel. Ich weiß es nicht, Ullrik.
Etwas Seltsames geht hier vor. Mir ist, als wäre ich schon einmal hier gewesen.
Ullrik starrte unschlüssig zu Tirao auf. Wie soll das möglich
sein? Was ist das überhaupt für ein Ort? Sieh dir den Himmel an.
Wir können eigentlich nicht mehr in der Höhlenwelt sein!
Nein, antwortete Tirao. Da sind wir bestimmt nicht mehr.
Ullrik sah wieder ins Tal hinab und runzelte die Stirn. Aber…
warum kann ich dich dann verstehen, Tirao?
Mich verstehen? Der Drache wandte ihm den Kopf zu. Nach allem, was wir wissen, erklärte Ullrik übers Trivocum, funktioniert
die Magie nur unter dem Einfluss des Wolodits. Man könnte das
Trivocum ohne Wolodit gar nicht wahrnehmen. Und Wolodit ist
angeblich einzigartig – man findet es nur in der Höhlenwelt. Er
breitete die Arme aus und sprach laut weiter: »Aber wir können
uns unterhalten! Du verstehst mich durchs Trivocum und ich dich
ebenfalls. Wie sollte das möglich sein, wären wir nicht doch noch
in der Höhlenwelt?« Tirao wusste keine Antwort.
Ullrik musterte die Umgebung. Immer wieder zog der schwarze
Nebel seine Blicke an, etwas so Unnatürliches und Beängstigendes hatte er noch nie erblickt. Er fragte sich, bis wohin diese
Schwärze wohl noch reichte – ob sie nur dort in der Ferne über
den Bergen lag oder ob es

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