Eiskalte Geschäfte, heißes Verlangen
1. KAPITEL
Oh, oh, das war ganz und gar nicht gut.
Ana Birch warf einen betont beiläufigen Blick über die Schulter in Richtung der leicht erhöhten Terrasse des Country Clubs. Sie hoffte, dass sie sich irrte, dass ihre Augen ihr nur einen Streich gespielt hatten. Vielleicht sah der Mann in der dunklen Lederjacke ihm ja nur ähnlich!
Immerhin hatte sie seine Züge noch Monate, nachdem er sie verlassen hatte, in den Gesichtern Wildfremder wiederzuerkennen geglaubt. Den dunklen Schlafzimmerblick, den sinnlichen Schwung seiner Lippen. Seine breiten Schultern und die sehnige Figur. Und jedes Mal hatte ihr der Atem gestockt, hatte ihr Herz schneller zu schlagen begonnen – nur um gleich im nächsten Augenblick einen schmerzhaften Stich zu spüren, weil ihr klar wurde, dass es nur jemand war, der ihm ähnlich sah. Achtzehn Monate war es her, dass er ihre Affäre beendet hatte. Achtzehn Monate, seitdem sie zuletzt von ihm gehört hatte.
Ihr zweiter Versuch, einen genaueren Blick auf den hochgewachsenen Mann zu erhaschen, glückte. Er hielt einen Drink in der Hand und plauderte mit einem anderen Partygast. Ihr Herzschlag schien für einen kurzen Moment auszusetzen, und ihre Kehle schnürte sich zu. Das hier war kein Irrtum. Er war es tatsächlich.
Oh Gott. Wie hatte Beth ihr das nur antun können?
Sie schob ihren neun Monate alten Sohn Max ein bisschen höher auf ihre Hüfte und eilte über den makellosen grünen Rasen zu ihrer Cousine. Bei jedem Schritt versanken ihre Absätze im weichen Grund. Merke: Nie wieder mit spitzen Absätzen auf eine Kindergeburtstagsparty gehen!
Mit ihren engen Jeans, den kniehohen Stiefeln und dem frisch gefärbten roten Haar war Ana der wandelnde Gegensatz zu all den anderen Müttern der oberen Zehntausend, die Champagner tranken und plauderten, während sich ihre Nannys um den Nachwuchs kümmerten. Dass sie aus dem Rahmen fiel, schien jedem hier aufzufallen, denn die neugierigen Blicke folgten ihr auf Schritt und Tritt. Nicht dass sich jemand getraut hätte, die Erbin von Walter Birchs Energieimperium zu beleidigen – jedenfalls nicht in ihrer Anwesenheit.
Ihre Cousine Beth stand neben der gigantischen Hüpfburg, einem knallbunten Monstrum voller Plastikbälle und Bazillen, in dem Beths sechsjährige Tochter Piper, die heute Geburtstag hatte, mit einem Dutzend weiterer Kinder herumtobte.
Ana liebte Beth wie eine Schwester, aber im Augenblick hätte sie ihr am liebsten den Kopf abgerissen. Das hier ging eindeutig zu weit. Doch so strahlend, wie Beth ihrer Cousine entgegenlächelte, schien sie nicht mal einen Anflug von schlechtem Gewissen zu empfinden. Was Ana nicht im Geringsten wunderte. Denn Beths Leben war so unfassbar ereignislos und langweilig, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen. Aber hier ging es um mehr als harmlosen Klatsch und Tratsch.
„Maxie!“, sagte Beth und streckte die Arme aus. Max krähte begeistert und reckte sich ihr entgegen. Ana setzte ihn ihrer Cousine auf den Arm. Vermutlich hoffte Beth, mit halbwegs heiler Haut davonzukommen, solange sie ein Baby mit sich herumtrug.
„Warum ist er hier?“, zischte Ana.
„Wer?“, fragte Beth, die Unschuld in Person.
„Du weißt genau, wen ich meine!“, herrschte Ana sie leise an und sah sich erneut nach Nathan Everette um, einem der Geschäftsführer von Western Oil. Er sah genauso attraktiv und weltgewandt aus wie an dem Tag, als Ana ihn durch Beth kennengelernt hatte. Eigentlich war er überhaupt nicht Anas Typ. Schließlich war er beruflich erfolgreich und weder tätowiert noch vorbestraft. Aber er war ein hohes Tier bei Western Oil, weswegen ein Date mit ihm der ultimative Tritt in den Hintern für ihren Vater gewesen war.
Doch aus einem Drink waren zwei geworden, dann drei, und als Nathan sie gefragt hatte, ob er sie nach Hause fahren dürfe, hatte sie gedacht, was soll’s, der Typ wirkt doch absolut harmlos.
So viel zu dieser brillanten Theorie. Als er sie an der Tür geküsst hatte, war sie förmlich in Flammen aufgegangen. Obwohl sie sich in der Öffentlichkeit gerne als sexy Luder präsentierte, war sie schon damals eher das genaue Gegenteil gewesen. Tatsächlich war sie ausgesprochen wählerisch, und noch nie zuvor hatte sie gleich beim ersten Date mit jemandem geschlafen.
Doch Nathan hatte sie praktisch in ihre Wohnung gezerrt. Zwar wirkte er konservativ, fast schon steif, aber eines wusste er ganz genau: wie man eine Frau glücklich
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