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Hölle ohne Hintertür

Hölle ohne Hintertür

Titel: Hölle ohne Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Weise verschoben. Gebrochen? Zerschmettert von einem Schlag? Auch
zwei Finger der linken Hand — wie Gaby jetzt sah — standen vom Handrücken im
rechten Winkel nach oben. Gebrochen. Brutal gebrochen. In diesem Moment öffnete
Martin die Augen — und schrie.

2. Die
lassen keinen entkommen
     
    Wie so oft — auch an diesem
Montag im Juni erstickte die Mailänder Innenstadt an Abgasen und der Straßenverkehr
bot das übliche chaotische Bild.
    Sascha Dingmann lenkte seinen
roten Ferrari auf den Parkplatz nahe der Via Marina, stellte den Motor ab und
atmete auf. Diese Hitze. Er schwitzte. Er öffnete die Seitentür, blieb aber
sitzen. Trotz der Klimaanlage — die schwarzen Ledersitze fühlten sich an wie
ein Schweinebauch mit 40 Grad Fieber.
    Dingmann war Exporteur für
italienische Weine, also Geschäftsmann, und hatte erfolgreiche Jahre gehabt.
Tempi passati (vorbei)l Das Glück hatte ihn verlassen. Sein Versuch, in
der noblen Mailänder Gesellschaft eine bella figura (gute Figur) zu
machen, war kläglich gescheitert. Viel zu spät hatte er begriffen, dass man
hier nicht protzen darf, wenn man dazugehören will, dass hier der
Großindustrielle morgens im Mittelklassewagen ins Chefbüro fuhr und nicht — wie
Dingmann — im sündhaft teuren Ferrari. Mit einem wie ihm, einem Möchtegern,
machte man keine Geschäfte.
    Er seufzte. Mit beiden Händen
strich er über den schwabbeligen Bauch. Der quoll immer mehr auf, besonders
über der Leber — vielleicht lag’s am Wein. Dingmann nahm die Sonnenbrille von
der Konsole und setzte sie auf.
    Es geschah plötzlich. Sie waren
zu zweit. Ihr Anblick reichte, damit man sich in die Hose machte. Der eine
stieß die Tür bis zum Anschlag auf, der andere packte Dingmann am Hals. Nur mit
einer Hand, aber in der wäre eine Kokosnuss verschwunden. Entsetzt sah Dingmann
in eine eckige Visage. Dann wurde er am Hals geschüttelt wie ein leerer
Wäschesack, obwohl er hundert Kilo wog bei mittlerer Größe. Er bekam keine Luft
mehr, er röchelte, die Sonnenbrille fiel auf die Fußmatte, einer von Dingmanns
zappelnden Füßen erwischte sie. Knackend zerbrachen die spiegelnden Gläser.
    »Lass ihn los, Adamo!«, gebot
der andere auf Italienisch, aber mit eindeutig deutschem Akzent. »Wie soll er
sonst antworten.«
    Der Griff lockerte sich.
Dingmann schnappte nach Luft.
    Der zweite Typ hatte einen
rotblonden Stoppelschnitt und das längliche Gesicht eines schlecht gelaunten
Gauls. Offenbar war er der Wortführer. Als er Dingmann anfuhr, versprühte er
Speichel. Aber das war wirklich das kleinste Übel für den dicken Weinhändler.
    »Fettsack«, schnauzte
Gaulgesicht. »Was machst du in Korlitzers Wagen? Heh?«

    »Ich... ich...«, Dingmann
erkannte seine Stimme kaum, »verstehe nicht. Das ist... mein Auto.«
    »Der Wagen gehört Gunnar
Korlitzer!«
    »N... n... nein. Mir! Es ist
mein Wagen.« Er räusperte sich. »Ich habe ihn Gunnar nur einige Male geborgt.
Zum... äh... Angeben. Er sagte, er will Weiber aufreißen. Und weil er mein
Freund ist... äh... Ich meine, ich kann beweisen, dass der Ferrari mir gehört.
Die Papiere sind in meiner Brieftasche.«
    Beide starrten ihn an. Dann
tauschten sie Blicke untereinander.
    »Diese Schweinebacke«, sagte
Gaulgesicht, »hat uns reingelegt.«
    Adamo, waschechter Lombarde mit
Straßenkampfnarben im knochigen Gesicht, nickte. »Reingelegt. Angeschmiert.
Kredit in der Höhe hat er ja nur gekriegt, weil er notfalls seinen — hähä —
Ferrari als Pfand lassen wollte. Oder verkaufen. Rompicazzo (verflucht )!
Der Wagen gehört ihm gar nicht. Aber uns schuldet der Kerl 400 000!«
    »Egal.« Gaulgesicht beruhigte
sich. »Wir haben seine Adresse. Und den Schuldschein sowieso.«
    Dingmann, dessen Hitzeschweiß
sich längst in kalten Angstschweiß verwandelt hatte, ahnte — nein, wusste,
worum es ging. Gunnar, du Idiot! Mach so weiter und du endest auf dem Friedhof.
Wie kann man nur?! Aber nein, es ist ja nicht Dummheit. Es ist Sucht. Der
Spielteufel hat dich im Clinch. Du bist spielsüchtig und diesmal hast du dich
mit den Falschen eingelassen.
    »Fragen wir mal den Fettsack,
Markus«, schlug Adamo vor und stieß Dingmann einen harten Finger gegen die
Stirn.
    Gaulgesicht, der offenbar
Markus hieß, nickte. »Gunnar Korlitzer ist also dein Freund, Fettsack?«
    »Ah... na ja, wie man’s nimmt.
Wir kennen uns.« Noch während er das sagte, schämte er sich für sein
waschlappiges Verhalten. Aber sie sollten um Himmels willen nicht glauben, dass
er für

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