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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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der Junior jetzt auch noch
die spinnerte Idee, dass ich ihn als Nächstes umbringen will.
Es ist vielleicht nicht überraschend, dass der Kerl para ist,
schließlich hat er nur Speed und Koks intus, seit er nicht
mehr an der Flasche nuckelt. Das Ganze stimmt von vorne bis hinten
nicht. Warum hätte ich Elli umbringen
sollen?«
    »Aus Konkurrenzgründen?«
    »Man bringt doch keine Leute aus Konkurrenzgründen
um«, sagte Guðfinnur. »Da würde man ja nie zu
einem Ende kommen.«
    »Ihr habt euch gestritten.«
    »Ich habe siebzehn Jahre lang bei ihm gearbeitet«,
entgegnete Guðfinnur. »Ich fand, es war an der Zeit, mein
eigener Herr zu werden.«
    »Elli war vielleicht anderer Ansicht. Ich weiß, dass er
Leute zu dir geschickt hat und gedroht hat, dir den Laden
dichtzumachen. Warum hat er das gemacht?«
    »Das ist ein Betriebsgeheimnis«, sagte
Guðfinnur.
    »Machst du Witze?«, fragte Randver.
    »Nein, ich mache keine Witze. Meinst du, wir können in
unserer Branche nicht wie in anderen auch Betriebsgeheimnisse
haben?«
    »Hör mal, jetzt habe ich aber genug«, sagte
Randver und stand zum Zeichen dafür, dass das Gespräch
beendet war, auf. »Du kommst zu mir und heulst Rotz und
Wasser, weil der Junior behauptet, dass du seinen Vater umgebracht
hast, und redest dann von Betriebsgeheimnissen, wenn ich dich nach
eurer Beziehung frage. Möchtest du, dass wir unsere ganze
Untersuchung auf dich und eure Geheimnisse
richten?«
    »Jetzt wo Elli tot ist, kann ich es dir ja eigentlich auch
anvertrauen«, lenkte Guðfinnur ein. »Er wollte mich
dazu bringen, Dope für ihn zu verkaufen.«
    »Und dann?« »Ich wollte nicht. Ich bin absolut
gegen Rauschgift.«
    »Kennst du sonst noch einen Witz?«, fragte
Randver.
    »Wenn ich Rauschgift verkaufen würde ­ was ich nicht
tue ­, würde ich keinen Stoff von Elli vom Octopussy
verkaufen.«
    »Wessen Rauschgift würdest du denn
verkaufen?«
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte Guðfinnur.
»Schließlich verkaufe ich keine Drogen und habe es nie
getan ­ und als Allerletztes würde ich mir die Hände
damit schmutzig machen, dieses Speed, das Elli in Estland
herstellen lässt, zu verkaufen.«
             
    »Und das, wo ihr die besten Freunde wart ­ wieso
würdest du das nicht wollen?«
    »Es ist einfach kein gutes Produkt«, sagte
Guðfinnur.
    »Eine Sache ist es, den Menschen zu helfen, sich einen
schönen Tag zu machen, und eine andere, sie
umzubringen.«
    »Drück dich klar aus, Mann, drück dich klar
aus.
    Sagst du mir gerade, dass Elli tödliches Rauschgift
eingeschmuggelt und verkauft hat?«
    »Ich weiß nichts davon«, sagte Guðfinnur.
»Mir ist nur gesagt worden, dass mehr als einer und auch mehr
als zwei Junkies an dieser Scheiße gestorben sind, die Elli
vertrieben hat. Die Qualität ist so
unterschiedlich.
    Manchmal ist es in Ordnung, manchmal nicht. Ich möchte
betonen, dass das nicht von mir stammt. Das pfeifen die Spatzen von
den Dächern.«
    »Dieselben Spatzen, die sagen, dass du Elli und seine zwei
Handlanger getötet hast?«
    »Verdammte Verdrehungen sind das. Man kommt hierher, um
Anzeige zu erstatten, weil ein irrer Junkie damit droht, einen
umzubringen, und dann wird man selbst wegen Mordes
angeklagt.« »Du bist überhaupt nicht
angeklagt«, sagte Randver.
    »Und wenn schon«, sagte Guðfinnur.
    »Nur verdächtig«, fügte Randver hinzu.
»Ich danke dir für das Gespräch. Ich werde mir
diese Sache anschauen. Wir melden uns dann.«
    *****
    Wie versprochen nahm Ásta Finnsdóttir, Leiterin der
Abteilung für Rauschgiftdelikte, an der Nachmittagsbesprechung
teil. Irgendetwas hatte sie wohl beim Gespräch mit Randver
falsch verstanden, denn sie erschien mit einem Laptop und
verwendete einen Beamer, um ihren Vortrag über den Aufbau und
die Arbeit ihrer Abteilung zu illustrieren.
    Das Referat an sich war informativ und ganz gut vorgetragen, aber
am Anfang wirkte es so, als sei es zur Information normaler
Bürger verfasst worden, denn das meiste, was Ásta
sagte, wussten ihre Zuhörer genauso gut wie sie.
    Sie begann damit, zu erklären, dass in der Rauschgiftabteilung
zweiunddreißig Polizisten tätig seien und daneben noch
zwei Juristen, die die Untersuchungen begleiteten und sich
anschließend um die Anklagen kümmerten. »Die
Polizisten versehen jegliche Schreibarbeit selbst, denn wir haben
keine Sekretärin.« Dieser während des Vortrags
häufig wiederholte Satz war wahrscheinlich ihr Beitrag zum
internen Gerangel um mehr Finanzmittel für

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