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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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Abteilung, die in der
Umgangssprache >Rauschgift< bzw.
    Abteilung für Rauschgiftdelikte genannt wird. Dieses
Versäumnis machte Randver wieder wett, indem er sich lange mit
Ásta Finnsdóttir unterhielt, die gerade als erste
Frau die Leitung der Abteilung übernommen hatte.
    Ásta versprach, zum nächsten Treffen am Nachmittag zu
kommen, und sagte ihm volle Unterstützung zu.
    In seinem Inneren spürte Randver eine Art von Betrübnis,
wie er sie nicht kannte. Normalerweise kam er gut gelaunt zur
Arbeit, aber der grauenhafte Anblick, der sich ihm im Sommerhaus am
Þingvallavatn geboten hatte, entzog ihm Energie und
bedrückte ihn.
    »Ich verstehe nicht, was das Ganze soll«, hatte er zu
seiner Frau Bríet beim Frühstück
gesagt.
    »Was was soll?«, fragte Bríet. Sie ging den
Dingen immer auf den Grund.
    »Na ja, dieser Beruf«, sagte Randver. »Es wird
immer schlimmer und schlimmer, hässlicher und
hässlicher.«
    »Das ist ja wohl kaum deine Schuld.«
    »Nein, es ist vielleicht niemandes Schuld. Aber ich kann auch
nicht erkennen, dass die Polizei sich besonders nützlich
macht.«
    »Was für ein Blödsinn ist das denn?«, fragte
Bríet. »Natürlich macht sich die Polizei
überall nützlich. Das sieht doch jedes Kind. Hat
Víkingur dir wieder einen seiner fatalistischen
Vorträge gehalten?« »Nein, ich bin kaum dazu
gekommen, mit ihm zu sprechen. Ich habe ihn natürlich sofort
angerufen und gebeten, mit der ersten Maschine nach Hause zu
kommen.«
    »Was maulst du denn dann so herum? Ab in die Arbeit mit dir.
Vergiss bloß nicht, wenn du in einem Fernsehinterview
landest, darauf zu achten, dass die Krawatte nicht schief
hängt, und steck dir das Hemd ordentlich in die
Hose.«
    Die Krawatte hing schief und ein Hemdschoß hing ihm aus der
Hose. Der Gesprächspartner von Randver war jedoch kein
Fernsehreporter, sondern Guðfinnur Bertholdsson, der sich
selbst als Gastwirt bezeichnete, auch wenn alle anderen ihn
Puffbesitzer nannten.
    Guðfinnur von Berthold's Baby Doll war der Konkurrent von Elli
vom Octopussy gewesen. Ursprünglich war er der Freund und
Kollege von Elli gewesen, aber dann war die Freundschaft zerbrochen
und ihr Verhältnis war auch nicht besser geworden, als
Guðfinnur es wagte, seinen eigenen Nachtclub zu
eröffnen.
    Guðfinnur war auf der Polizeiwache erschienen und hatte mit
Víkingur zu sprechen verlangt, und als er nicht vorgelassen
wurde, dann eben mit Randver. Er gab an, eine Anzeige erstatten zu
wollen, und sagte, er wäre es gewohnt, eher mit Vorgesetzten
als mit Untergebenen zu sprechen.
    »Wie kommt es, dass jeder in der Stadt darüber spricht,
dass ich Elli vom Octopussy und diese zwei Jungs, die er
dabeihatte, umgebracht haben soll?«, fragte er, ohne zu
grüßen, sobald er Randvers Büro betreten
hatte.
    »Hast du es getan?«, fragte Randver leise.
    Dem Mann blieb vor Empörung die Luft weg. »Habe ich was
getan? Bist du von Sinnen, Mann? Ich habe noch nie jemanden
umgebracht und werde es hoffentlich auch nie tun. Trotzdem pfeifen
es die Spatzen von allen Dächern, dass ich letzte Woche drei
Morde begangen habe oder irgendwelche Ausländer engagiert
habe, damit sie Elli für mich umbringen.«
  
     
    »Wird denn auch dazugesagt, warum du das getan haben
sollst?« Randver musterte den Mann, der vor ihm stand und den
er schon lange kannte. Guðfinnur hatte als junger Mann mit
Bodybuilding angefangen und war trotz seiner nur 167 cm ein Koloss.
Niemand, der noch ganz bei Trost war, wagte jedoch, Witze über
seine geringe Körpergröße zu machen, weder in
seiner Anwesenheit noch anderswo. Alles kann sich
herumsprechen.
    Parallel zum Bodybuilding hatte Guðfinnur als Türsteher in
dieser oder jener Diskothek gearbeitet, bis sich sein Weg mit dem
von Elli kreuzte. Von da an waren sie unzertrennlich, bis vor zwei
Jahren, als ihre Freundschaft in die Brüche ging.
    Guðfinnur hielt die Frage für nicht
beantwortungswürdig. Er fuhr fort, seine Wut über Randver
zu ergießen: »Sogar sein Sohn, dieser geistig
behinderte Idiot, der immer zugedröhnt ist, ruft mich an und
stößt Drohungen aus.«
    »Was für Drohungen?«
    »Na, dass er dasselbe mit mir macht, was ich mit seinem Papa
gemacht haben soll.«
    »Was sollst du denn mit seinem Papa gemacht haben?«,
fragte Randver.
    Guðfinnur kam mit dem Schimpfen aus dem Takt und starrte
Randver perplex an. »Ey, ist irgendwas mit dir nicht in
Ordnung? Hab ich nicht gerade gesagt, dass ich den Mann umgebracht
haben soll? Und damit nicht genug, hat

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